Weltgesundheitsversammlung, Tag 3: Prioritäten der WHO an Zielen für nachhaltige Entwicklung ausgerichtet

WHO/L. Cipriani

As part of an event to promote the Global Ministerial Conference in Moscow on ending tuberculosis, visitors posed with an "ENDTB" sign.

Heute genehmigte die Weltgesundheitsversammlung den von der Verwaltung vorgelegten Programmhaushaltsentwurf mit einem Volumen von 4421,5 Mio. US-$ für den Zweijahreszeitraum 2018–2019. Mit diesem Haushalt werden die Prioritäten der WHO in Anlehnung an die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) ausgerichtet. Er sieht erhöhte Investitionen in das neue geschaffene Programm der WHO für gesundheitliche Notlagen und in die Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen (AMR) vor.

Punkte von besonderem Interesse für die Europäische Region

Beiträge im Plenum

Die monegassische Delegation gratulierte dem kommenden Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus zu seiner Wahl und betonte, wie wichtig eine Bestätigung der Rolle der WHO für die Weltgesundheit und darüber hinaus sei. Schwache Gesundheitssysteme müssten gestärkt und der Zugang zu ihnen für alle erleichtert werden, was ja auch für die Initiative kleiner Länder ein Thema sei. Deren letzte Zusammenkunft in Monaco habe zu der gemeinsamen Erklärung geführt: „Gesundheit in allen Politikbereichen und in allen SDG: Dem Klimawandel entgegentreten“.

  • Die israelische Delegation stellte fest, dass mit Annahme der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung Gesundheit in den Vordergrund von Entwicklung rücke und die Bedeutung von Gesundheit für die Wirtschaft gezeigt worden sei.  Israel habe in humanitären Notlagen aktiv medizinische Hilfe geleistet, etwa während des Bürgerkriegs in Syrien. Die Delegation danke der Regionaldirektorin Dr. Zsuzsanna Jakab für ihren „aufrichtigen Willen zu Zusammenarbeit und Unterstützung.“
  • Die belarussische Delegation bezeichnete eine stabile Finanzierung als das A und O eines guten Gesundheitssystems. Trotz der Herausforderung nichtübertragbare Krankheiten arbeite Belarus intensiv an der Sicherung eines gleichen Zugangs zur Gesundheitsversorgung für alle.
  • Starke Gesundheitssysteme waren auch Thema des Beitrags der griechischen Delegation, die feststellte, dass Gesundheitsversorgung der Öffentlichkeit nicht ausreiche, sondern durch breit angelegte ressortübergreifende Maßnahmen ergänzt werden müsse, damit die sozialen Determinanten von Gesundheit in den Griff zu bekommen seien. Mit ihrer Unterzeichnung der Erklärung von Valletta hätten sich neulich sechs Mitgliedstaaten aus dem Süden der Europäischen Union einen besseren Zugang zu Arzneimitteln als Ziel gesteckt.
  • Der Gesundheitsminister Kasachstans Yelzhan Birtanov erläuterte, dass das Wohlbefinden der Bevölkerung und insbesondere der vulnerablen Gruppen in seinem Land Unterstützung auf höchster politischer Ebene genieße. Der Minister lud die Delegierten zur Teilnahme an der internationalen Konferenz aus Anlass des 40. Jahrestags der Erklärung von Alma-Ata im November 2018 ein. Dort könne man unter anderem die Rolle der Informations- und Kommunikationstechnologien für die primäre Gesundheitsversorgung erörtern.
  • Die dänische Delegation betonte, dass die SDG und gute Gesundheit für alle auch ein Überdenken von Gesundheit im hohen Alter erforderten und dass die Regierungen mit den älteren Bürgern ins Gespräch kommen und deren Entscheidungsfreiheit erhalten müssten. Dänemark begrüße den Aktionsplan zu Demenzerkrankungen und unterstreiche die fortdauernde Bedeutung nichtübertragbarer Krankheiten.
  • Ebenfalls im Plenum wies die georgische Delegation darauf hin, dass Georgien seine Gesundheitsangebote auf 90% der Bevölkerung ausgeweitet und seine Liste unentbehrlicher Arzneimittel erweitert habe, damit die Zuzahlungen begrenzt und die Leistungspakete für wichtige nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes und Krebs vergrößert würden.  Georgien habe als erstes Land der Welt ein Programm zur Eliminierung der Hepatitis C aufgelegt, das nun mit Partnern umgesetzt werde.
  • Die Delegation Usbekistans schilderte aktuelle Entwicklungen aus ihrem Land, hierunter die Schaffung ländlicher Krankenstationen, eines Notfallzentrums und einer Spezialklinik. Die Regierung bekenne sich zum Erreichen der SDG und erkenne auch die Notwendigkeit an, die Datenerhebung weiter zu verbessern, damit wegweisende Entscheidungen gut informiert getroffen und schneller umgesetzt werden können. Sie habe eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe zur Bewältigung von AMR eingesetzt.
  • Die Delegation der Republik Moldau erläuterte, dass die Regierung einen nationalen Beirat zu den SDG geschaffen habe und die Indikatoren und Zielvorgaben beobachten bzw. verwirklichen wolle. Man habe eine neue Arzneimittelagentur geschaffen und so erfolgreich und nachhaltig für kostengünstigere Arzneimittel gesorgt, eine antivirale Therapie gegen Hepatitis C eingeführt, die Zahl der Asthmaeinweisungen dank Rauchverboten gesenkt und die Mutter-Kind-Übertragung von HIV und Syphilis eliminiert. Im Namen des Südosteuropäischen Gesundheitsnetzwerks wies die Delegation auf dessen 15-jähriges Bestehen hin. Die SEEHN-Mitglieder hätten sich zur Umsetzung der SDG und zum Erfahrungsaustausch hierüber bekannt. Man danke Dr. Zsuzsanna Jakab für ihre Unterstützung.
  • Die Delegation Andorras stellte den Gesundheitspfad für Menschenrechte vor, einen 30 km langen Wanderweg zwischen zwei Grenzpunkten im Norden und Süden des Landes, der sowohl Menschenrechte als auch Gesundheit im Rahmen des andorranischen Kulturerbes fördere. Entlang des Pfades seien an jedem Kilometer Gedenktafeln aufgestellt, die einen der 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wiedergäben und so diese universellen Werte verbreiteten. Der Delegierte lud andere Mitgliedstaaten dazu ein, diese Initiative zu erleben und ein globales Netz aus Gesundheitspfaden für Menschenrechte zu schaffen, mit dem 2018 der 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte begangenen werden könne.

Ausschuss A: Programmhaushalte 2016–2017 und 2018–2019

Viele Delegationen aus der Europäischen Region der WHO beteiligten sich an den Erörterungen in Ausschuss A zum aktuellen Programmhaushalt sowie dem für den nächsten Zweijahreszeitraum geplanten. Allgemeine Besorgnis galt der aktuellen Finanzierungslücke und der Unterfinanzierung von Aktivitäten in Bezug auf nichtübertragbare Krankheiten und Nothilfe.  Einige Länder bezeichneten zudem das Internetportal zur Umsetzung des Programmhaushalts als vorbildlich für die gesamten Vereinten Nationen. Sie dankten der WHO für die Ausweitung der Transparenz, die das Vertrauen in die Organisation stärke. Mehrere Delegationen erklärten zudem, sie sähen gerne eine Weiterentwicklung des Portals, so dass Outputs, Ergebnisse und Resultaten verknüpft werden könnten.

Ausschuss A: AMR

Viele Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region beteiligten sich an den Erörterungen im Ausschuss A zur Bewältigung der AMR. Im Namen der Europäischen Union und einiger Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region drückte die maltesische Delegation Zufriedenheit mit der Führungsrolle der WHO bei der Umsetzung des globalen Aktionsplans gegen AMR aus und bezeichnete die Schaffung des interinstitutionellen Koordinierungsausschusses zu diesem Zweck als positive Entwicklung. Viele Mitgliedstaaten bezeichneten einen einheitlichen Ansatz für Gesundheit der maßgeblichen Organisationen der Vereinten Nationen als notwendig und begrüßten den gemeinsamen Fahrplan von  Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, WHO und Weltorganisation für Tiergesundheit. Manche Delegationen skizzierten ihre nationalen Pläne gegen AMR und viele forderten die wenigen Länder, die noch keine derartigen Pläne erarbeitet hätten, dazu auf, dies zu einer Priorität zu machen.

Nebenveranstaltungen

  • Während einer Nebenveranstaltung, deren Mitorganisatorin die Russische Föderation war, wurden Innovationen in den BRICS-Ländern (Brasilien, Russische Föderation, Indien, China und Südafrika) für eine personenzentrierte Gesundheitsversorgung erörtert und Möglichkeiten zu einer besseren Umsetzung genannt.
  • Auf einer Nebenveranstaltung am Montag zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Umsetzung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) und den Auswirkungen der Globalen Agenda für Gesundheitssicherheit wurden die finnischen Erfahrungen mit einer gemeinsamen externen Evaluierung im März 2017 geschildert. Es wurde darauf hingewiesen, wie wichtig die Einbeziehung aller Akteure, auch der Zivilgesellschaft, anderer Ressorts, der gesamten Regierung und des Präsidialamtes, sei und erläutert, dass man gemeinsam an der Formulierung künftiger strategischer Prioritäten und Zielvorgaben arbeite.

Bilaterale Treffen

  • In einem Gespräch zwischen Dr. Zsuzsanna Jakab und der moldawischen Gesundheitsministerin Dr. Ruxanda Glavan erläuterte diese die Umstrukturierung der Regierung: die Ressorts Gesundheit, Arbeit, Sozialreform und Familie würden unter dem Dach eines Ministeriums versammelt, damit Reformen schneller durchgesetzt werden könnten. Die Ministerin verwies auf jüngste Erfolge hinsichtlich eines verbesserten Zugangs zu Antiviralia und im Kampf gegen die Virushepatitis. Die Regionaldirektorin dankte der Ministerin für den Empfang, den sie der Schirmherrin des Regionalbüros, Ihrer Königlichen Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark, im November des vergangenen Jahres bereitet hatte und für die Ausrichtung des 4. Forums der Gesundheitsminister der Länder Südosteuropas, das kürzlich in Chisinau stattfand. Sie bot außerdem Unterstützung für die Reform der primären Gesundheitsversorgung an.
  • In einer Zusammenkunft mit dem kirgisischen Gesundheitsminister Prof. Talantbek Batyraliev sprach Dr. Zsuzsanna Jakab über Unterstützung und Hilfestellung des Regionalbüros in der Ausrichtung auf die SDG, die Erschließung neuer Finanzierungsquellen, die Förderung ressortübergreifender Projekte für Straßenverkehrssicherheit und den Ausbau der eGesundheit. Der Minister betonte die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit mit Parlamentariern und nichtstaatlichen Organisationen zu Fragen von Gesundheit und sauberem Wasser sowie der Entwicklung nationaler Strategien. Die Regionaldirektorin dankte dem Minister für seine Bereitschaft, Mitglied im Allgemeinen Ausschuss zu werden. Sie bot Unterstützung der WHO für die Abschätzung von Gesundheitsfolgen in dem Land und für Gesundheitsförderung im Rahmen der gesunden Städte und gesundheitsfördernden Schulen an. Außerdem bot sie die Mitarbeit der WHO für Tabakgesetze an, die der Minister begrüßte. Die Direktorin der Abteilung Information, Evidenz, Forschung und Innovation Dr. Claudia Stein nahm ebenfalls an dieser Begegnung teil und regte an, dass eine Mission nach Kirgisistan zur Berichterstattung über Müttersterblichkeit im Juli um die Themen eGesundheit und einschlägige Empfehlungen erweitert werden könne.