Weltblutspendetag 2021 – Förderung von Blutspenden in Italien
„Wenn ich darüber nachdenke, warum ich Blut spende, stelle ich mir selbst eine sehr einfache Frage: ,Wenn ich auf der anderen Seite stünde und dringend auf eine Bluttransfusion angewiesen wäre, würde ich dann nicht hoffen, dass jemand für mich Blut gespendet hat?‘ Ich spende Blut seit ich 18 bin, und obwohl es für mich eine einfache Geste ist, weiß ich, dass sie für jene, die darauf angewiesen sind, viel bewirkt.“
So beschreibt der 31-jährige Maler und Künstler Giuseppe Mangiaracina aus Mailand (Italien) seine regelmäßigen Blutspenden im örtlichen Krankenhaus.
„Wenn ich meine Freunde auffordere, Blut zu spenden, erinnere ich sie immer daran, dass es eine sehr einfache Prozedur ist, die nicht viel Zeit in Anspruch nimmt, und eine wunderbare Gelegenheit, einen Beitrag zu unserem Gesundheitssystem und zur Gesundheit von Menschen zu leisten, die eines Tages vielleicht Blut zum Überleben brauchen.“
Weltweiten Daten aus dem Jahr 2020 zufolge werden jedes Jahr nahezu 120 Mio. Bluteinheiten gespendet, von denen 40% aus Ländern mit hohem Volkseinkommen stammen. Zwischen 2013 und 2018 meldete die WHO eine Zunahme der Blutspenden von freiwilligen, unbezahlten Spendern um 7,8 Millionen. Dies reicht jedoch nicht aus, um den weltweiten Bedarf vieler Patienten zu decken, die auf eine Bluttransfusion angewiesen sind.
Blutspender, Spenderverbände und nationale Gesundheitssysteme
Jedes Jahr am 14. Juni begeht die WHO den Weltblutspendetag, um auf die Notwendigkeit sicherer Blutspenden und Blutprodukte für Transfusionen aufmerksam zu machen und gleichzeitig den wichtigen Beitrag hervorzuheben, den freiwillige, unbezahlte Blutspender wie Giuseppe zu den nationalen Gesundheitssystemen leisten.
Im Jahr 2021 ernannte die WHO Italien zum Ausrichter des diesjährigen Weltblutspendetags, in dessen Rahmen das Istituto Superiore di Sanità (ISS) diesmal die Federführung über die Aktivitäten für das globale Event übernimmt.
„Als die für Blutspenden zuständige nationale Behörde überwachen wir alle Daten von Spendern und Empfängern, um sicherzustellen, dass wir tagtäglich in der Lage sind, Blutspenden zu verfolgen, für den Fall, dass im Bereich der Blutsicherheit neue Erkenntnisse gewonnen werden“, erläutert Dr. Vincenzo De Angelis, Leiter des Nationalen Blutzentrums bei der ISS. „Gleichzeitig arbeiten wir eng mit freiwilligen Blutspendediensten zusammen. Organisationen wie das Rote Kreuz oder AVIS spielen in diesem nationalen System eine wichtige Rolle, da sie dabei behilflich sind, Spender zu identifizieren und beizubehalten, und auch selbst Blutspenden sammeln.“
Dr. De Angelis erklärt, dass in vielen Regionen Italiens bis zu 50% der Blutspenden von Spenderverbänden durchgeführt werden. „Ihnen kommt in unserem nationalen Transfusionssystem eine entscheidende Rolle zu.“
In diesem Jahr steht die Kampagne der WHO unter dem Motto „Spende Blut und halte die Welt am Laufen“ (Give blood and keep the world beating) und hebt den wichtigen Beitrag hervor, den Blutspender leisten, um den Puls der Welt am Schlagen zu halten, indem sie Menschenleben retten und die Gesundheit von anderen verbessern.
Die diesjährige Kampagne rückt insbesondere die Rolle junger Menschen in den Mittelpunkt, sowie den Beitrag, den sie zur Gewährleistung einer sicheren Blutversorgung leisten können. Giuseppe sagt, dass seine Freunde und Netzwerke seine regelmäßigen Blutspenden immer unterstützt haben, doch er gibt zu, dass die große Mehrheit von ihnen selbst noch keine Blutspender sind.
„Ich glaube, die meisten von ihnen sehen es nicht als einen Teil ihres alltäglichen Lebens an. Vielleicht bedarf es daher mehr öffentlicher Informationskampagnen und mehr Bewusstseinsbildung in Schulen und Stadtvierteln, um junge Menschen dazu anzuregen, sich mit diesem Phänomen auseinanderzusetzen“, erklärt er.
Blutspenden während einer Pandemie
Um sicherzustellen, dass jeder, der sicheres Blut benötigt, auch Zugang dazu hat, sind alle Länder auf freiwillige, unbezahlte Spender angewiesen, die regelmäßig Blut spenden. Im Verlauf der COVID-19-Pandemie haben Blutspender trotz beschränkter Mobilität und anderen Herausforderungen in zahlreichen Ländern nach wie vor Blut und Plasma für Patienten gespendet, die auf Transfusionen angewiesen sind.
Diese außerordentliche Leistung während einer beispiellosen Krise zeigt, welch entscheidende Rolle gut organisierte, engagierte, freiwillige, unbezahlte Blutspender zur Gewährleistung einer sicheren und ausreichenden Blutversorgung in normalen wie auch in Notzeiten spielen.
In Italien hatte die COVID-19-Pandemie wichtige Auswirkungen auf die Art und Weise, wie nationale Behörden und Spenderverbände Blutspenden durchführen.
„Die Notwendigkeit, sowohl unsere Spender als auch unser Personal vor der Gefahr einer Übertragung von COVID-19 zu schützen, hat dazu geführt, dass wir Konzepte und Systeme einführten, die zu einer verbesserten Effizienz unseres Blutspendesystems führten“, erläutert Dr. De Angelis. „Während Spender in der Zeit vor der COVID-19-Pandemie in Blutspendezentren oftmals lange Wartezeiten auf sich nehmen mussten, verfügen wir nun über ein effizientes Planungssystem, das zur Verhinderung einer Überfüllung beiträgt und gewährleistet, dass ein Spender in weniger als 40 Minuten wieder draußen ist.“
Blut und Plasma
Plasma ist der flüssige Anteil des Blutes, der rund 55% unseres Blutes ausmacht. Die restlichen 45% bestehen aus roten Blutkörperchen, weißen Blutkörperchen und Blutplättchen, die im Plasma suspendiert sind. Plasma wird verwendet, um das Blutvolumen eines Patienten zu erhöhen, etwa um einen Schock zu verhindern. Zudem hilft es bei der Blutgerinnung. Plasma wird auch bei der Behandlung von Blutungen und Immunitätsstörungen verwendet.
Plasmaspenden sind weltweit ein rares Gut. Spenden vom Bluttyp AB sind besonders gefragt, da sie Patienten jeder Blutgruppe verabreicht werden können.
„Wenn wir über Blutspenden reden“, erklärt Dr. De Angelis, „sprechen wir nur selten über die Bedeutung von Blutplasmaspenden. Plasma ist ein Teil des Blutes und ebenso wichtig, insbesondere da zahlreiche unterschiedliche Medizinprodukte daraus gewonnen werden.“