Vorwort

WHO/Franz Henriksen

Um die Herausforderungen im Bereich der Gesundheitsinformationen, mit denen die Region konfrontiert ist, effizient und nachhaltig zu bewältigen, bedarf es breiter internationaler Zusammenarbeit. Harmonisierung, Kooperation sowie die Weitergabe von Wissen, Erfahrungen und bewährten Beispielen für gute Praxis sind wesentliche Elemente.

Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa

Ich freue mich, Ihnen den Europäischen Gesundheitsbericht 2015 vorstellen zu können. Er ist eine unentbehrliche Ressource für die 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO, in der über Fortschritte bei der Verwirklichung der Dachziele von „Gesundheit 2020" berichtet wird. Dieser Bericht präsentiert Trends für die Indikatoren von „Gesundheit 2020" und gewonnene Erkenntnisse aus einzelnen Ländern zu der Frage, wie sie wirksame Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit ergriffen haben, um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Bevölkerung zu verbessern. Er geht auch auf neue Herausforderungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit ein, die in den letzten Jahren entstanden sind. Um wirksam auf diese Herausforderungen zu reagieren, werden neue Formen von Evidenz benötigt. Dieser Bericht bietet einen Überblick über die innovative Arbeit, die jetzt geleistet wird, um die Messung und die Interpretation von Gesundheit und Wohlbefinden zu verbessern.

Der Europäische Gesundheitsbericht ist eine Flaggschiff-Veröffentlichung, die das WHO-Regionalbüro für Europa alle drei Jahre herausgibt. Im Bericht von 2012 wurden die Ausgangswerte von 2010 für die Fortschrittskontrolle in Bezug auf die Dachziele von „Gesundheit 2020" beschrieben. Im Europäischen Gesundheitsbericht 2015 werden nun die seitdem erzielten Fortschritte präsentiert. Die Dachziele betreffen die Senkung der vorzeitigen Mortalität, die Erhöhung der Lebenserwartung, den Abbau von Ungleichgewichten, die Stärkung des Wohlbefindens, die Sicherung der allgemeinen Gesundheitsversorgung und die Festlegung nationaler Ziele in den Ländern. Eine Bestandsaufnahme der verfügbaren Daten für alle diese sechs Dachziele ergab sowohl positive Entwicklungen als auch Felder, in denen in der Region intensivierte Anstrengungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit unternommen werden müssen.

Im Europäischen Gesundheitsbericht 2012 wurden Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Messung von Fortschritten bei der Umsetzung von „Gesundheit 2020" und der Berichterstattung darüber thematisiert, insbesondere im Hinblick auf die Messung von Wohlbefinden. Als ein Ergebnis erfolgreicher Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und den Mitgliedstaaten beginnt das WHORegionalbüro für Europa, diese Schwierigkeiten zu untersuchen. Der Bericht präsentiert einen aktuellen Überblick über diese Arbeit sowie Vorschläge für neue Quellen qualitativer Evidenz zur Beschreibung und Beobachtung von Wohlbefinden im Kontext von „Gesundheit 2020". Fakten und Zahlen reichen nicht aus, um sinnvoll darüber Bericht zu erstatten, was es bedeutet, in der Europäischen Region gesund zu sein und Wohlbefinden zu verspüren. Wie in diesem Bericht dargelegt wird, bedarf es stattdessen neuer Formen von Evidenz, um die Erfahrungen von Gesundheit und Wohlbefinden vollständig zu erfassen.

Der von den Mitgliedstaaten angenommene Kontrollrahmen für „Gesundheit 2020" ist ein wichtiger Schwerpunkt dieses Berichts. Meine Mitarbeiter im WHO-Regionalbüro für Europa bemühen sich gemeinsam mit den Ländern, deren Kapazitäten zur Erfassung von Fortschritten bei der Verwirklichung der Dachziele von „Gesundheit 2020" auszubauen. Für die umfassende Beobachtung der Gesundheit der Bevölkerung reichen die Indikatoren des Kontrollrahmens für „Gesundheit 2020", der einige wichtige Bereiche der öffentlichen Gesundheit nicht abdeckt, jedoch nicht aus. Zudem bedeutet die Beobachtung der Gesundheit der Bevölkerung mehr als die Analyse von Daten und Indikatoren: Genauso wichtig ist es, sicherzustellen, dass Gesundheitsinformationen im Prozess der Politikgestaltung wirksam genutzt werden. Dieser Bericht beschreibt zentrale Chancen und Herausforderungen der Aufgabe, Gesundheitsinformationen und Evidenz an die Erfordernisse des 21. Jahrhunderts anzupassen.

In erster Linie zeigt der Europäische Gesundheitsbericht 2015 Fortschritte auf der regionalen Ebene auf. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass er sich auch als eine nützliche Informationsquelle für politische Entscheidungsträger erweisen und ihnen helfen wird, Bereiche zu ermitteln, die weiter untersucht werden müssen und politische Maßnahmen auf der nationalen Ebene erfordern. Diese Veröffentlichung sollte für alle Fachleute aus dem Bereich der öffentlichen Gesundheit, für wissenschaftliche Einrichtungen, nichtstaatliche Organisationen und andere Gruppen von Interesse sein, die zu „Gesundheit 2020" sowie zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden in der Europäischen Region beitragen möchten.

Um die Herausforderungen im Bereich der Gesundheitsinformationen, mit denen die Region konfrontiert ist, effizient und nachhaltig zu bewältigen, bedarf es breiter internationaler Zusammenarbeit. Harmonisierung, Kooperation sowie die Weitergabe von Wissen, Erfahrungen und bewährten Beispielen für gute Praxis sind wesentliche Elemente. Ich hoffe deshalb, dass dieses Buch die Mitgliedstaaten und andere Akteure ermuntern wird, der Europäischen Gesundheitsinformation-Initiative beizutreten, einer Kooperation zwischen dem WHO-Regionalbüro für Europa, europäischen Institutionen und Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO zur Verbesserung der Informationen, auf die sich die Politik stützt. Nur durch die Bündelung aller Kräfte kann die Forschungs- und Entwicklungsagenda zum Thema Gesundheitsinformationen produktiv und nachhaltig vorankommen.