Korrekturmitteilung zu einer HIV-Fallstudie in Griechenland aus dem Bericht des WHO-Regionalbüros für Europa über die sozialen Determinanten von Gesundheit

Im September 2013 veröffentlichte das WHO-Regionalbüro für Europa die Untersuchung der sozialen Determinanten von Gesundheit und des Gesundheitsgefälles in der Europäischen Region der WHO. Der Bericht enthält folgende unzutreffende Aussage: „Die HIV-Raten und der Heroinkonsum haben sich signifikant erhöht, wobei etwa die Hälfte der HIV-Neuinfektionen absichtlich erfolgten, um den Betroffenen einen Anspruch auf Leistungen in Höhe von 700 € pro Monat und eine schnellere Aufnahme in Substitutionsprogramme zu sichern.“

Der tatsächliche Sachverhalt lautet, dass gut die Hälfte der HIV-Neuinfektionen in Griechenland unter injizierenden Drogenkonsumenten auftreten. Die WHO erkennt an, dass es keine Indizien für eine über einige wenige Einzelfälle hinausgehende absichtliche Selbstinfektion mit HIV gibt. Die betreffende Aussage ist auf einen Fehler bei der redaktionellen Bearbeitung des Berichts zurückzuführen, für den sich die WHO entschuldigt.

Die Originalquelle ist ein von Alexander Kentikelenis und Kollegen im September 2011 im Lancet veröffentlichter Artikel. Kentikelenis et al. erwähnen Berichte von „vereinzelten Fällen absichtlicher Selbstinfektion, bei denen sich die Betroffenen einen Anspruch auf Leistungen in Höhe von 700 € pro Monat und eine schnellere Aufnahme in Substitutionsprogramme sichern“ wollten, und berufen sich dabei auf den Bericht der Ad-hoc-Expertengruppe der griechischen Anlaufstelle für den Ausbruch von HIV/Aids im Jahr 2011 (Griechisches Zentrum für die Dokumentation und Beobachtung von Drogenkonsum; Athen, 2011).

Griechenland meldete einen signifikanten Anstieg (52%) der Zahl der HIV-Neuinfektionen von 2010 auf 2011, der weitgehend durch Infektionen unter injizierenden Drogenkonsumenten bedingt war. Die Ursachen für diese Zunahme sind vielgestaltig, und die WHO begrüßt die Arbeit der Ad-hoc-Expertengruppe und anderer Gremien, durch die das Verständnis dieser Ursachen verbessert und geeignete Maßnahmen zur Ausweitung der Leistungen des umfassenden Maßnahmenpakets zur Schadensminderung auf alle injizierenden Drogenkonsumenten empfohlen werden sollen.

Informationsquellen

Kentikelenis A, Karanikolos M, Papanicolas I, Basu S, McKee M, Stuckler D. Health effects of financial crisis: omens of a Greek tragedy. Lancet. 2011;378(9801):1457−8 (http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(11)61556-0/fulltext).

Paraskevis D, Hatzakis A. An ongoing HIV outbreak among intravenous drug users in Greece: preliminary summary of surveillance and molecular epidemiology data. Lissabon: Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, 2011.

Paraskevis D, Nikolopoulos G, Fotiou A, Tsiara C, Paraskeva D, Sypsa V et al. Economic recession and emergence of an HIV-1 outbreak among drug injectors in Athens metropolitan area: a longitudinal study. PLOS one. 2013;doi:10.1371/journal.pone.0078941.g005 (http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0078941). 

WHO, Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids. Technischer Ratgeber für die Länder bei der Festlegung von Zielvorgaben in Bezug auf einen allgemeinen Zugang für injizierende Drogenkonsumenten zu Prävention, Therapie und Betreuung im Bereich HIV, überarbeitete Fassung 2012. Genf: Weltgesundheitsorganisation, 2012 (http://www.who.int/hiv/pub/idu/targets_universal_access/en/index.html).