Weltnichtrauchertag 2021: Auszeichnungen für die Tabakbekämpfung in der Europäischen Region der WHO
Zum Weltnichtrauchertag 2021 am 31. Mai stehen in diesem Jahr der Aufbau von unterstützenden Netzwerken und die Ausweitung des Zugangs zu bewährten Angeboten für einen erfolgreichen Rauchverzicht im Mittelpunkt.
Jedes Jahr zeichnet die WHO im Rahmen dieses Aktionstages Organisationen und Einzelpersonen aus, die zur Eindämmung des Tabakkonsums in der Europäischen Region beitragen und sich für deren Durchsetzung einsetzen. Die WHO wählt die Preisträger sorgfältig aus und erkennt dabei ihr langfristiges Engagement und ihren herausragenden Beitrag zu Forschung, Überzeugungsarbeit, Gesundheitsförderung und Kapazitätsaufbau in diesem Bereich an.
Der Weltnichtrauchertag bietet der WHO Gelegenheit, diese Leistungen anzuerkennen und zu loben und gleichzeitig das Bewusstsein für weltweite Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums zu schärfen und entsprechende Unterstützung aufzubauen. Die Auszeichnungen zum Weltnichtrauchertag 2021 umfassen neben fünf weiteren auch eine Sonderauszeichnung des Generaldirektors der WHO.
Sonderauszeichnung des WHO-Generaldirektors
Die Forschungsgruppe zur Eindämmung des Tabakkonsums (TCRG) an der Universität Bath wird in diesem Jahr mit der Sonderauszeichnung des WHO-Generaldirektors geehrt, einer von zwei Sonderauszeichnungen, die in diesem Jahr verliehen werden.
Die TCRG wurde in Anerkennung ihres enormen Beitrags zur Tabakbekämpfung in den letzten zehn Jahren ausgewählt. Die Forschungsergebnisse und veröffentlichte Evidenz der TCRG haben dazu beigetragen, die Einstellung gegenüber der Tabakindustrie zu verändern und einen politischen Wandel sowohl auf nationaler als auch globaler Ebene herbeizuführen.
Seit über zehn Jahren bemüht sich die TCRG unermüdlich darum, die Versuche der Industrie zur Schwächung, Behinderung und Verzögerung von Maßnahmen zur Tabakbekämpfung aufzudecken. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die innovative Plattform für den Wissensaustausch „Tobacco Tactics“, die unmittelbar wissenschaftlich anspruchsvolle, zugängliche und politisch relevante Forschungsergebnisse für jene bietet, die sie benötigen. Sie ist DIE Anlaufstelle für Erkenntnisse über die Tabakindustrie und verzeichnet jedes Jahr hunderttausende Besucher.
Die TCRG macht sich eine Reihe von Forschungsmethoden zunutze, darunter Big Data, Sprachanalyse und Ermittlungstechniken. Ihre Forschung hat nicht nur der Zerschlagung und Aufdeckung von Aktivitäten der Industrie gedient, sondern auch zu einer Vielzahl politischer Veränderungen geführt. Diese reichen von der Einführung neutraler Verpackungen im Vereinigten Königreich über die Ausarbeitung der Tabakrichtlinie der Europäischen Union bis hin zu einer verstärkten weltweiten Umsetzung von Artikel 5.3 des Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (WHO FCTC).
Die TCRG ist Teil der globalen Beobachtungsstelle für die Tabakindustrie STOP (Stopping Tobacco Organizations and Products). Durch ihre Arbeit für den Kapazitätsaufbau, u. a. in Form von Informationsveranstaltungen zu COVID-19 und Tabakkonsum, unterstützt sie globale Anstrengungen, um die Industrie zur Rechenschaft zu ziehen und deren Einmischung in Aktivitäten zur Tabakbekämpfung zu verringern. Ihre Forschung fördert ein politisches Umfeld, das den Rauchverzicht erleichtert und dazu beiträgt, die entsetzlichen Schäden des Tabakkonsums für die Gesundheit und die Gesellschaft zu verringern und Millionen von Menschenleben zu retten.
Auszeichnungen zum Weltnichtrauchertag
Darüber hinaus wurden die folgenden fünf Organisationen und Einzelpersonen aus der Europäischen Region der WHO für ihre herausragenden Beiträge zum Kampf gegen den Tabakgebrauch ausgezeichnet.
Cornel Radu-Loghin, Europäisches Netzwerk für die Prävention des Rauchens und die Tabakbekämpfung (ENSP)
Cornel Radu-Loghin ist ein Befürworter der Tabakbekämpfung, der einen herausragenden Beitrag zur Vorantreibung von Handlungskonzepten und Maßnahmen aus dem WHO FCTC und seinen Leitlinien geleistet hat, insbesondere im Hinblick auf das Thema des diesjährigen Weltnichtrauchertages.
Ursprünglich initiierte er und gegenwärtig koordiniert er die Leitlinien zur Behandlung der Tabakabhängigkeit des ENSP, die erstmals 2011 veröffentlicht wurden, sowie die Plattform für Online-Schulungen des ENSP „Akkreditierter Lehrplan zur Tabakbehandlung“. Im Rahmen dieses Programms werden Gesundheitsfachkräfte in Europa in den neuesten evidenzbasierten Praktiken geschult, um Patienten bei der Rauchentwöhnung zu helfen.
Herr Radu-Loghin war zudem maßgeblich an der Ausweitung des ENSP-Netzwerks auf osteuropäische Länder beteiligt, darunter etwa Armenien, Georgien, Kasachstan, die Republik Moldau, die Russische Föderation, die Türkei und die Ukraine, um in diesen Ländern Aktivisten kontinuierlich professionelle Unterstützung bereitzustellen.
Erst kürzlich startete Herr Radu-Loghin die Initiative „Beendigung der Tabakepidemie – ein entscheidender Schritt zur Krebsbekämpfung“, um die Bedeutung der Tabakbekämpfung in allen Bereichen der Krebsversorgung hervorzuheben. Diese steht auch in Zusammenhang mit dem Start der gesamteuropäischen Bewegung zur Krebsbekämpfung „Gemeinsam gegen Krebs“ und dem Plan der Europäischen Union gegen den Krebs.
Gesundheitsministerium der Russischen Föderation
Das russische Gesundheitsministerium hat herausragende Anstrengungen unternommen, um die nationalen Gesetze zur Eindämmung des Tabakgebrauchs zu stärken, mit dem Ziel, die damit verbundene Morbidität und Mortalität zu senken. 2013 verabschiedete das Land das Gesetz 15 FZ, eines der umfassendsten Anti Tabak-Gesetze der Welt. Dieser Ansatz zur Eindämmung des Tabakgebrauchs hat der Regierung dabei geholfen, die Zahl der Raucher um 21% zu reduzieren und den Vertrieb von Tabakprodukten um fast 30% zu senken, und das in nur 7 Jahren (von 2009 bis 2016).
Im Juli 2020 legte das Gesundheitsministerium dem Parlament eine Gesetzesänderung zu Gesetz 15 FZ vor, mit der der Anwendungsbereich des Gesetzes auf nikotinhaltige und erhitzte Tabakprodukte ausgeweitet werden soll. 2021 präsentierte und erreichte es eine Erhöhung der Verbrauchssteuern auf Zigaretten und andere nikotinhaltige Produkte um 20%.
Darüber hinaus hat das Gesundheitsministerium in den letzten Jahren seine Konzepte auf Bürgerebene zur Rauchentwöhnung ausgeweitet, etwa in Form von Kurzinterventionen auf Ebene der primären Gesundheitsversorgung, einer Telefonberatung für die Raucherentwöhnung und von Interventionen für den Rauchverzicht. Ferner hat es die Einführung spezialisierter Angebote für den Rauchverzicht unterstützt.
Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen (DNRfK)
Das DNRfK hat in Deutschland einen wichtigen und allgemein anerkannten Beitrag zur Tabakprävention geleistet. Es ist aus einem vom Bundesministerium für Gesundheit finanzierten Modellprojekt heraus entstanden, das im Jahr 2005 darauf abzielte, so viele Krankenhäuser wie möglich als rauchfreie Einrichtungen zu etablieren. Seit dieser Zeit hat das DNRfK rund 120 deutsche Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen dabei unterstützt, internationale Standards für rauchfreie Umgebungen umzusetzen.
Im Rahmen des Projekts „Das rauchfrei ticket“ arbeitet das DNRfK zudem mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zusammen. Durch diese Arbeit werden Patienten nun noch während ihres Krankenhausaufenthalts durch eine direkte Überweisung an eine evidenzbasierte Rauchstoppberatung beim Rauchverzicht unterstützt.
Das DNRfK wird landesweit als eine wertvolle Plattform für die Entwicklung weiterer Programme zur Eindämmung des Tabakkonsums in der Gesundheitsversorgung angesehen. Es war maßgeblich an der Entwicklung eines Programms zur Eindämmung des Tabakkonsums unter Pflegeschülern und zur Integration von Schulungen in Kurzinterventionen als Bestandteil der Pflegeausbildung beteiligt.
Dr. Müşerref Pervin Tuba Durgut, Vizepräsidentin der Kommission für Gesundheit, Familie, Arbeit und Soziales der Großen Nationalversammlung der Türkei
Dr. Durgut ist eine führende Stimme der Tabakbekämpfung in der Türkei und wirkte maßgeblich an der Verabschiedung scharfer nationaler Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs im Jahr 2019 mit. Diese Maßnahmen umfassten u. a. eine Erhöhung der Tabakbesteuerung, in deren Rahmen die Steuer auf Zigarettenschachteln von 13,2 auf 16,2 türkische Lira erhöht wurde, und die Einführung neutraler Verpackungen, trotz scharfer Opposition vonseiten der Tabakindustrie.
Ferner war Dr. Durgut maßgeblich an der Sicherung der ersten staatlich finanzierten Anti-Tabak-Kampagne in der Türkei im Wert von mehr als 30 Mio. US-$ beteiligt. Die Kampagne „Ihr Gewinn, unser Verlust“ lief auf 160 Fernseh- und 50 Radiokanälen und lag 2019 in einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Ipsos an zweiter Stelle der meistbewunderten Kampagnen des Jahres. Es ist die meistgesehene öffentliche Werbung der Türkei.
Im Jahr 2019 richtete Dr. Durgut zudem eine Online-Plattform ein, die der Überwachung der Taktiken der Tabakindustrie im Hinblick auf Kinder und Jugendliche sowie der zunehmenden Einhaltung eines Rauchverbots in Innenräumen und der Umsetzung anderer relevanter Maßnahmen zur Tabakbekämpfung dient.
Für die Tabakbekämpfung zuständiges Team (Tobacco Control Unit, UCT) des Katalanischen Instituts für Onkologie
Das UCT wurde im Jahr 2000 als Teil des Katalanischen Instituts für Onkologie eingerichtet. Zu seinen Hauptzielen zählen die Verringerung des Tabakkonsums und der Exposition gegenüber Passivrauch und den Aerosolen von E-Zigaretten durch die Entwicklung entsprechender Forschung und Evaluationsinstrumente. Seine Tools und Online-Programme werden genutzt, um europäische Studenten der Gesundheitswissenschaften in der Rauchstoppberatung zu schulen und das Wissen, die Einstellung und das Verhalten spanischer Gesundheitsfachkräfte im Hinblick auf die Raucherentwöhnung zu verbessern.
Das UCT ist zudem für Initiativen wie das Katalanische Netzwerk für rauchfreie Krankenhäuser und für gesundheitsförderliche Angebote wie die Unterstützung von Arbeitnehmern und Patienten des Katalanischen Instituts für Onkologie beim Rauchverzicht verantwortlich. Alle vom UCT entwickelten Projekte haben unmittelbare Auswirkungen auf die Prävention des Rauchens und die Tabakbekämpfung sowohl im Katalanischen Institut für Onkologie als auch auf nationaler und internationaler Ebene.