WHO-Regionalbüro für Europa startet ehrgeizige Initiative zur Senkung der Zahl der krebsbedingten Todesfälle

WHO/Malin Bring

Jeden Tag erhalten etwa 13 100 Menschen in der Europäischen Region der WHO die lebensverändernde Nachricht, dass sie an Krebs erkrankt sind. Hinzu kommen weitere 6000 Menschen pro Tag, die an der Krankheit sterben.

Am heutigen Weltkrebstag startet das WHO-Regionalbüro für Europa die Initiative „Gemeinsam gegen Krebs“, um mit einer Vielzahl bisher noch unzureichend genutzter Instrumente Unterstützung und Mitwirkung von den Bürgern bis zu den Regierungen zu gewinnen und die langfristige Zukunftsvision der Eliminierung von Krebs als eine lebensbedrohliche Krankheit in der Europäischen Region zu verwirklichen.

Auch wenn die Bewegung die gesamte Gesellschaft umfasst, so liegt doch die Verantwortung für die Bekämpfung von Krebs bei der Politik, die die Lücken beim Zugang zur Versorgung schließen und gesündere Umfelder für die Bürger schaffen muss.

Kommunikation mit den Bürgern

Aron Anderson hat eine Krebserkrankung überlebt und erzählt seine Geschichte, um möglichst viele andere Menschen zu ermutigen. Als erster Rollstuhlfahrer hat er den Kebnekaise in Schweden und den Kilimandscharo in Tansania bestiegen. Er hat im Rollstuhl die Strecke von Malmö nach Paris zurückgelegt und auf Sitzskiern den Südpol erreicht.

Aron, der vor kurzem vom WHO-Regionalbüro für Europa zum Botschafter für die Krebsbekämpfung ernannt wurde, ist dem Gesundheitssystem in seinem Heimatland Schweden dankbar, ohne das er vielleicht heute nicht hier wäre: „Im Gegensatz zu vielen anderen Kindern mit Krebs habe ich eine zweite Lebenschance erhalten – viele, die Ähnliches erleben, haben nicht so viel Glück.“

Bei Arons Vorstellung erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa: „Wir haben einen gemeinsamen Traum von einer Europäischen Region, in der krebsbedingte Todesfälle eine seltene Ausnahme und nicht die Norm sind. Aron erinnert uns daran, dass dieser Traum nicht unmöglich ist, doch dazu müssen wir auf allen Ebenen, von den Bürgern bis zu den Regierungen, mit vereinten Kräften vorgehen und unser Wissen in die Tat umsetzen, indem wir Bewährtes anwenden.“

Wir wissen, was funktioniert: Schlüssellösungen

Die WHO hat eine Reihe von Schlüssellösungen entwickelt – evidenzbasierte, kosteneffektive Konzepte und Maßnahmen, die in den Ländern Wirkung erzielen sollen, indem sie der Politik Orientierungshilfe geben.

Diese Lösungen umfassen das gesamte Kontinuum der Krebsversorgung: von der Prävention und Früherkennung über Diagnose und Behandlung bis hin zur Palliativversorgung. Die WHO entwickelt derzeit fortgeschrittenere und spezifischere Lösungen für Brust- und Gebärmutterhalskrebs sowie für Krebserkrankungen im Kindesalter. Diese werden im kommenden Jahr mit klaren, umsetzbaren Maßnahmenpaketen eingeführt.

Prävention ist der Schlüssel

Nach bisherigen Erkenntnissen sind bis zu 30% der Krebserkrankungen auf Alkohol- und Tabakkonsum zurückzuführen. Zur Eindämmung der Risikofaktoren für Krebs kann deutlich mehr getan werden. Auch wenn Einzelpersonen ihre Risiken selbst reduzieren können, so liegt doch auf der Hand, dass die Politik mit evidenzbasierten Konzepten gesundheitsförderliche Entscheidungen ermöglichen muss. Dazu gehören die Schaffung von städtischen Umfeldern, in denen Menschen sich bewegen können, etwa durch mehr Radwege, und die Verringerung des Zugangs zu Tabak- und Alkoholprodukten und zu Lebensmitteln mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt.

„Wir müssen unsere Politiker daran erinnern, dass wir in Zeiträumen von 25 bis 30 Jahren denken müssen“, sagt Aron. Auch wenn Politiker oft kürzerfristige Ziele verfolgen, so ist sich Aron doch im Klaren darüber, dass die langfristige Vision für den Kampf gegen den Krebs mehr einem Marathon als einem Sprint gleicht und von einer Politikergeneration an die nächste weitergegeben werden muss.

Ungleichheiten in Angriff nehmen

Prävention, Früherkennung, Diagnose und Behandlung sind nur einige der Bereiche, wo keine Chancengleichheit hinsichtlich der Überlebenschancen von Krebspatienten herrscht. Gegenwärtig ist das Risiko, an Krebs zu erkranken, in Nordeuropa dreimal so hoch wie in Zentralasien, doch die Chancen auf Heilung sind 2,5-mal höher. Dies hat häufig mit Unterschieden beim Zugang zu hochwertigen Diagnose- und Behandlungsangeboten zu tun.

Darüber hinaus kommen Impfungen, die die Gefahr einer Krebserkrankung senken können, wie die Impfung gegen das Humane Papillomavirus (HPV) oder gegen Hepatitis B, in der Europäischen Region insgesamt noch zu wenig zum Einsatz, und gesundheitsförderliche Entscheidungen werden oft als ausschließlich individuelle Verantwortung angesehen.

Schließlich fließt ein Großteil der nationalen Mittel in die Krebsbehandlung, während Prävention, Früherkennung und Palliativversorgung zu kurz kommen. In diesen Bereichen herrscht Handlungsbedarf für Regierungen und Politiker, wenn die Krebsbekämpfung verbessert werden soll.