Erklärung von Stella Kyriakides, EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, auf der 70. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa
14-09-2020
Sehr geehrter Herr Dr. Tedros,
Sehr geehrter Herr Dr. Kluge,
Lieber Hans,
Sehr geehrte Damen und Herren Minister, sehr geehrte Delegierte!
Die vergangenen Monate haben uns mehr denn je vor Augen geführt, wie wichtig globales Verantwortungsbewusstsein und globale Solidarität sind. Wie unverzichtbar sie sind, um die größte gesundheitliche Krise zu bewältigen, der die Menschheit in den letzten 100 Jahren gegenüberstand.
Nur durch Multilateralismus können wir zu globalen Lösungen für Probleme gelangen, die jeden einzelnen von uns angehen. Die Zusammenarbeit zwischen der EU und der WHO ist ein Eckpfeiler dieses Rahmens: Zwei Organisationen, die beide seit Beginn der Pandemie mit jeder ihrer Aktionen ihre globale Führungskompetenz im Geiste der Solidarität unter Beweis gestellt haben.
Zunächst einmal möchte ich mich beim WHO-Regionalbüro für Europa und speziell bei Hans für die ausgezeichnete Zusammenarbeit in den letzten Monaten bedanken. Die WHO spielt eine entscheidende Führungsrolle auf der globalen Ebene wie auch in Europa. Deshalb möchte ich diese Gelegenheit nutzen, Ihnen für Ihre wertvolle Arbeit die Unterstützung der Europäischen Kommission zuzusichern.
Ich begrüße das Europäische Arbeitsprogramm der WHO für den Zeitraum 2020-2025, das die Arbeit in der Kommission sinnvoll ergänzt und einen ausgezeichneten Rahmen für die Verbesserung der Gesundheitssituation in unserer Region darstellt.
Die Themen der vier Flaggschiff-Initiativen – Impfwesen, digitale Gesundheit, psychische Gesundheit und verhaltensbezogene Erkenntnisse – werden es uns ermöglichen, auf den Lehren aus der Pandemie aufzubauen, und den Wiederaufbau in der Europäischen Region unterstützen. Diese Initiativen bieten gute Gelegenheiten, in Bereichen von gemeinsamem vorrangigem Interesse Synergieeffekte zu erzielen.
Gestatten Sie mir, dazu ein sehr aktuelles Thema herauszugreifen: Impfmaßnahmen. Wir müssen gemeinsam vorgehen. Ob bei der Anwendung vorhandener Impfstoffe und der Werbung dafür, der Bekämpfung von Desinformation und Impfskepsis oder unseren Bemühungen zur Entwicklung eines Impfstoffs für die weltweite Bekämpfung des Coronavirus.
Nur so können wir etwas bewirken.
Digitale Gesundheit gehört zu den Prioritäten der Kommission, und ich begrüße hier die Synergieeffekte mit dem Europäischen Arbeitsprogramm. Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig digitale Lösungen sind, und in mancher Hinsicht zur Verwirklichung der Ziele im Bereich der digitalen Gesundheit beigetragen.
Die Herausforderungen, vor denen wir im Bereich der psychischen Gesundheit stehen, liegen mir sehr am Herzen. Als Fachkraft im Psychiatriewesen habe ich die Folgen für Patienten und ihre Familien mit eigenen Augen gesehen. Die COVID-19-Pandemie hat unsere Bürger noch anfälliger gegenüber Stressbelastung, Angstzuständen und seelischem Leiden gemacht.
Wir müssen mehr tun, um all jenen eine Stimme zu geben, die sich nicht selbst Gehör verschaffen können.
Wir sind fest von dem Grundsatz „Gesundheit in allen Politikbereichen“ überzeugt. Wenn wir antimikrobielle Resistenzen, chronische Krankheiten und Krebs bekämpfen wollen, müssen wir Gesundheit ganzheitlich betrachten.
Die EU hat ihre feste Entschlossenheit und ihre globale Führungsrolle in dieser beispiellosen Zeit unter Beweis gestellt und wird dies auch weiterhin tun. Wir haben Therapien zugelassen, klinische Versuche koordiniert, mit dem ECDC und in enger Zusammenarbeit mit der WHO klinische Leitlinien herausgegeben und die Lieferung persönlicher Schutzausrüstungen für unser an vorderster Linie tätiges Einsatzpersonal veranlasst.
Zum Wohle der Bürger in aller Welt haben wir 400 Mio. € für die COVAX-Initiative bereitgestellt, um die Impfstoffversorgung von Ländern mit niedrigem bis mittlerem Volkseinkommen zu gewährleisten. Wir haben den Coronavirus-Gipfel für eine weltweite Krisenreaktion ausgerichtet, auf dem 16 Mrd. € für die Entwicklung und Bereitstellung von Diagnostika, Therapien und Impfstoffen zugesagt wurden.
Wir haben während des gesamten Weges Seite an Seite mit der WHO gestanden und werden dies auch weiterhin tun.
Meine Damen und Herren! Heute steht unsere zukünftige Zusammenarbeit auf einem noch solideren Fundament.
Ich hoffe, im nächsten Jahr persönlich zusammen mit Ihnen an der Tagung des Regionalkomitees teilnehmen zu können, und freue mich auf den Tag, an dem wir gemeinsam COVID-19 eliminieren und die langfristigen gesundheitlichen Herausforderungen für unsere Region meistern.
Vielen Dank und viel Erfolg bei Ihren Beratungen.