Weltgesundheitsversammlung schließt nach Behandlung prioritärer Anliegen der Europäischen Region

WHO/Christopher Black

Delegierte im Gespräch mit der WHO-Generaldirektorin Dr. Margaret Chan. Photo: WHO/Christopher Black

Die 64. Weltgesundheitsversammlung endete am Dienstag nach acht Tagen, während derer eine breite Thematik behandelt und 28 Resolutionen verabschiedet wurden, von denen viele für die Europäische Region eine hohe Priorität besitzen.

Punkte von besonderem Interesse für die Europäische Region

  • Der zypriotische Gesundheitsminister Dr. Christos Patsalides war Präsident der 64. Weltgesundheitsversammlung.
  • Der italienische Gesundheitsminister Prof. Ferruccio Fazio und die WHO-Regionaldirektorin für Europa Zsuzsanna Jakab unterzeichneten ein Abkommen über ein dreijähriges Projekt zu gesundheitspolitischen Aspekten der Migration.
  • Delegierte aus Ländern der Region sagten im Plenum ihre Unterstützung für das Bekenntnis der WHO-Generaldirektorin zu, den Menschen an die erste Stelle zu setzen, und dankten Frau Jakab für die positive Entwicklung der Arbeit des Regionalbüros.
  • Ungarn begrüßte in einer Ansprache vor dem Plenum als derzeit die Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union innehaltendes Land die wachsende Aufmerksamkeit der Welt für das Thema nichtübertragbare Krankheiten.
  • Delegierte aus Kasachstan, Kirgisistan, der Republik Moldau, der Russischen Föderation, Turkmenistan, der Ukraine und Usbekistan berichteten über den aktuellen Stand des Poliomyelitisausbruchs in der Region.
  • Die Präsidentin der slowakischen Krebshilfe, Dr. Eva Siracká, erhielt den 27. Sasakawa-Gesundheitspreis für innovative Arbeit im Bereich der primären Gesundheitsversorgung.

Die inhaltliche Arbeit der Weltgesundheitsversammlung begann mit dem Bericht eines Untersuchungsausschusses, wonach die Internationalen Gesundheitsvorschriften der Welt geholfen hätten mit der Influenza-Pandemie A/H1N1 2009 fertig zu werden, auch wenn globale gesundheitliche Notlagen künftig noch besser bewältigt werden müssten. Der Ausschuss erklärte auch, dass die Pandemie eine reale Bedrohung gewesen sei und dass seine einjährige Untersuchung keinen Beleg dafür gefunden habe, dass die Entscheidungsprozesse der WHO von der Pharmaindustrie beeinflusst worden wären.

Bereitschaftsplanung für eine Influenzapandemie

Die Weltgesundheitsversammlung verabschiedete als krönenden Abschluss vierjähriger Verhandlungen der Mitgliedstaaten einen Rahmen zur Influenzapandemieplanung. Er soll den Austausch von Instrumenten und Erkenntnissen über das Grippevirus und den Zugang zu Impfstoffen verbessern und weiteren Nutzen mit sich bringen. Der nächste Schritt ist die Umsetzung der Vereinbarung.

Mehr als 2700 Delegierte, hierunter Gesundheitsminister und leitende Beamte aus 192 Mitgliedstaaten der WHO (53 aus der Europäischen Region), nahmen an der Weltgesundheitsversammlung teil. Nichtstaatliche Organisationen, Vertreter der Zivilgesellschaft und andere Beobachter waren ebenfalls zugegen. Die Eröffnungsansprachen wurden von der WHO-Generaldirektorin Dr. Margaret Chan, Sheikh Hasina (Premierministerin von Bangladesch) und Bill Gates (Ko-Vorsitzender der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung) gehalten.

WHO-Reform und Finanzen

Die Delegierten erörterten und verabschiedeten den Programmhaushalt für 2012–2013 in Höhe von 3,959 Mrd. US-$. Die Delegierten erkannten an, dass dies ein Übergangshaushalt sei, der finanzieller Sparsamkeit und einer Reihe von Reformen der Organisation den Weg bereite. Dr. Chan erklärte hierzu vor den Delegierten: „Die wichtigste Botschaft von Ihnen an mich war der klare Konsens über die Notwendigkeit von Reform und Ihr deutlicher Wunsch, hierdurch die Führungsposition der WHO als Autorität im Bereich der internationalen Gesundheitspolitik zu stärken.“

Neue Strategie zur Bekämpfung von HIV

Eine neue umfassende Strategie zur Bekämpfung von HIV wurde angenommen. Die globale HIV/Aids-Strategie für den Gesundheitssektor (2011–2015) wird Maßnahmen von WHO und Ländern weltweit prägen. Wenn die Empfehlungen der WHO umgesetzt würden, könnten mindestens 2 Mio. Menschenleben gerettet und 4,2 Mio. Neuinfektionen mit HIV verhindert werden. Außerdem wurde den Delegierten der Entwurf eines Aktionsplans HIV/Aids der Europäischen Region präsentiert, der im September vom WHO-Regionalkomitee für Europa angenommen werden soll.

Nichtübertragbare Krankheiten

Delegierte und globale Partner aus dem Gesundheitsbereich tauschten sich zum Thema nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes, Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs und chronische Atemwegserkrankungen aus. Nichtübertragbare Krankheiten sind eine der größten Herausforderungen im Bereich von Gesundheit und Entwicklung und sind an über 60% aller Todesfälle weltweit beteiligt. Die Delegierten appellierten an die Staats- und Regierungschefs der Tagung auf Hoher Ebene der Vereinten Nationen zu diesem Thema im September beizuwohnen.

Schutz der Gesundheit vor den Folgen des Klimawandels

Mitgliedstaaten begrüßten die Priorität der WHO für das Thema Schutz der Gesundheit vor den Folgen des Klimawandels und bekräftigten ihr eigenes Bekenntnis, indem sie neue Initiativen vorschlugen, die von Ministertagungen in der Region bis zur konkreten Umsetzung reichten.

Soziale Medien

Für diese Weltgesundheitsversammlung wurde erstmals Twitter ausgiebig genutzt. Die Beiträge der WHO von der Reformagenda bis zur Influenzapandemieplanung erreichten ein Publikum weit über 3 Mio. Menschen. Auf Facebook wurden täglich Fotos bereitgestellt. Das Regionalbüro für Europa brachte ebenfalls Beiträge auf Twitter.

Über die Weltgesundheitsversammlung

Die Weltgesundheitsversammlung tritt jährlich in Genf zusammen und ist das höchste beschlussfassende Gremium der WHO. Ihr wohnen Delegationen aller Mitgliedstaaten der WHO bei und befassen sich mit einer konkreten gesundheitspolitischen Agenda, die der Exekutivrat vorbereitet. Die wichtigsten Aufgaben der Weltgesundheitsversammlung sind die Festlegung der Grundsätze der WHO, die Ernennung des Generaldirektors in Wahljahren, die Aufsicht über die Finanzpolitik und die Prüfung und Annahme des vorgeschlagenen Programmhaushalts.