Tag 5/6/7 der Weltgesundheitsversammlung: Themen von besonderem Interesse für die Europäische Region

  • Die Erörterungen über den Entwurf eines Beschlusses zu Ebola und die Nachbereitung der Sondersitzung des Exekutivrats zur Ebola-Krise wurden fortgesetzt. Besondere Aufmerksamkeit galt der Bewertung der Kernkapazitäten für die Umsetzung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) sowie dem Notfallfonds. 
  • Am Freitag, dem 22. Mai, befasste sich der Ausschuss B mit dem Globalen Verhaltenskodex der WHO für die grenzüberschreitende Anwerbung von Gesundheitsfachkräften, der 2010 angenommen worden war. Das Vereinigte Königreich und Irland legten gemeinsam einen Bericht hierzu vor, in dem der Kodex als weiterhin höchst relevant bezeichnet, dessen regelmäßige Überprüfung sowie nachdrückliche Unterstützung gefordert und zugleich feststellt wurde, dass mehr Arbeit zu seiner wirksamen Umsetzung erforderlich sei. Estland, Island, Litauen und Norwegen unterstützten ebenfalls die Resolution zu diesem Thema.
  • Zur Fälschung von Arzneimitteln bemerkte das Sekretariat, dass sie zusehends schwerer zu bekämpfen sei. Spanien zeigte sich zur Bewältigung des Problems entschlossen und die Türkei sich an einer Teilnahme in der Arbeitsgruppe interessiert.
  • Am 22. Mai fand auch eine Fachinformationssitzung zum Thema Krebsvorsorge und -bekämpfung statt. Dort wurde konstatiert, dass gegen viele Krebserkrankungen Vorsorge möglich sei und sich die Überlebenschancen weiter verbesserten. Die Arbeit des Internationalen Krebsforschungszentrums wurde aus Anlass des 50. Jahrestages seiner Gründung im gleichen Monat gewürdigt. Der Direktor des Zentrums unterstrich die Notwendigkeit, Güte und Reichweite der Krebsregistrierung und der Daten zu Überlebenschancen und Mortalität zu verbessern.
  • Am 22. Mai befasste sich Ausschuss B auch mit dem Bericht der Beratenden Expertengruppe für Fragen von Forschung und Entwicklung sowie ihrer Finanzierung und Koordinierung.  Die Delegation Frankreichs betonte im Nahmen aller Mitgliedstaaten der Europäischen Region, dass für manche Erkrankungen in Ländern mit traditionell schwacher Forschung und Entwicklung weiter ein dringender Forschungsbedarf bestehe. Die Europäische Region engagiere sich in diesem Bereich und billige die Bündelung freiwilliger Beiträge für Krankheiten des Typs I, II und III sowie die Unterstützung des globalen Observatoriums für Forschung und Entwicklung und der globalen Koordinierungsgruppe. 
  • Während einer Fachinformationsveranstaltung zu nichtübertragbaren Krankheiten und den bis 2018 angestrebten Fortschritten erläuterte die Delegation Turkmenistans die Arbeit ihres Landes zur Senkung der einschlägigen Sterbeziffern und hier insbesondere die Tabakbekämpfung sowie die Entwicklung eines nationalen Gesundheitsplans gemäß „Gesundheit 2020". Die norwegische Delegation betonte, wie wichtig Regulierung für wirksame einschlägige Präventionsprogramme sei.  Die Allianz gegen nichtübertragbare Krankheiten unterstrich die Notwendigkeit eines klaren Investitionsrahmens für diese Arbeit. 
  • In der Debatte in Ausschuss A zur Gesundheit von Frauen gab es viele Wortmeldungen aus der Europäischen Region. Die niederländische Delegation forderte Handlung und Richtung im Kampf gegen Gewalt an Frauen, der Bestandteil einer nachhaltigen Entwicklung sein müsse. Die türkische Delegation verwies darauf, wie wichtig die Bewältigung der sozialen Determinanten von Gesundheit für eine bessere Gesundheit von Frauen sei, und erläuterte den neuen Ansatz der Türkei, gegen Gebärmutterhalskrebs durch DNA-Reihenuntersuchungen vorzugehen. 
  • Zum Tagesordnungspunkt WHO-Reaktion auf schwere, umfassende Notsituationen ergriff die lettische Delegation im Namen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union und vieler weiterer Länder der Europäischen Region das Wort.  Krisenkapazitäten müssten bei der Überprüfung von Gesundheitssystemen regelmäßig thematisiert werden und klare Internationale Gesundheitsvorschriften sowie die Federführung der WHO für den Gesundheitsschutz im Katastrophenfall seien unverzichtbar. Die türkische Delegation erläuterte, wie syrischen Flüchtlingen geholfen werde, und forderte, dass Notlagen ein fester Bestandteil der Tagesordnung der Weltgesundheitsversammlung sein sollten. Am 23. Mai erhielt das WHO-Sekretariat grünes Licht für eine Strukturreform, welche eine bessere Vorbereitung sowie eine rasche, flexible und effektive Reaktion auf Notlagen und Krankheitsausbrüche ermöglichen soll.
  • In der Diskussion über die globale Strategie und den Aktionsplan für öffentliche Gesundheit, Innovation und geistige Eigentumsrechte gab die Delegation des Vereinigten Königreichs zu verstehen, dass man die Qualität bewerten wolle und den vorliegenden Vorschlag akzeptabel finde. 
  • Im Ausschuss A wurde Gesundheit als Punkt der Entwicklungsagenda nach 2015 erörtert.  Im Namen der EU-Mitgliedstaaten lobte die Delegation Lettlands die Schwerpunkte allgemeine Gesundheitsversorgung und soziale Absicherung für alle und betonte zugleich die Bedeutung widerstandsfähiger Gesundheitssysteme sowie sektorübergreifender Maßnahmen, denn Gesundheit sei integraler Bestandteil aller übrigen Ziele. 
  • In der Debatte zur Gesundheit von Jugendlichen merkte die Delegation des Vereinigten Königreichs an, dass in der Vergangenheit zu wenig Gewicht auf diese entscheidende Lebensphase gelegt worden sei. Die russische Delegation betonte die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit der Gesundheits-, Sozial-, Jugend- und Religionsverbände für die Förderung der Gesundheit von Jugendlichen und verlangte eine stärkere Konzentration auf die Themen Adipositas, Tabakbekämpfung, Alkoholmissbrauch, reproduktive Gesundheit und regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen.
  • Dr. Michel Tailhades (Schweiz) wurde bis Mai 2018 als Vertreter für den Pensionsausschuss der WHO-Bediensteten gewählt.
  • Delegierte vieler Mitgliedstaaten ergriffen in der Diskussion zu den Internationalen Gesundheitsvorschriften das Wort. Die Delegation Lettlands erklärte im Namen der EU, dass die Stärkung der Gesundheitssysteme die konkreten Bedarfe jedes Landes berücksichtigen müsse. Der Ausbruch des Ebola-Virus habe auf tragische Weise gezeigt, dass Kernkapazitäten unerlässlich seien, und daher schlage man vor, dass sich die WHO mit ihren Partnern für Investitionen in diese Kapazitäten einsetze und bessere Bewertungen durchführe, damit vergleichbare Problemstellungen künftig besser angegangen würden. Die Delegierten billigten die Empfehlung des Prüfungsausschusses, die Frist zur Umsetzung der IGV bis 2016 zu verlängern, wenn die Länder mehr Zeit benötigten.  
  • Die Delegationen erörterten auch die Bedeutung menschlicher Ressourcen in Ausbrüchen wie den jüngst durch Ebola verursachten. Es wurde gefordert eine Inventur der Qualifikationen und Erfahrungen aller Bediensteten zu machen und diese zentral zugänglich zu speichern. Die neue Mobilitätspolitik wurde begrüßt und die Hoffnung geäußert, dass ihre Umsetzung zu Leistungssteigerung führe. Allerdings sei eine geografische und geschlechtsbezogene Ausgewogenheit anzustreben.
  • Ein überarbeiteter Resolutionstext zu antimikrobiellen Resistenzen, der den einschlägigen globalen Aktionsplan unterstützte, wurde am 25. Mai angenommen.  Viele Delegierte dankten Schweden und dem Vereinigten Königreich für ihre Arbeit und Führung in den zahlreichen Erörterungen, die zum neuen Entwurfstext geführt hätten.
  • Ebenfalls am 25. Mai wurde eine Resolution angenommen, welche die Erklärung von Rom zu Ernährung sowie einen entsprechenden Aktionsplan unterstützt, der eine Reihe von Strategien und Programmen in den Bereichen Gesundheit, Lebensmittel und Landwirtschaft vorsieht, durch welche die Mangelernährung überwunden werden soll. 
  • Die Mitgliedstaaten vereinbarten eine Reihe von Indikatoren zur Beobachtung der Fortschritte hinsichtlich der globalen Ernährungsziele, welche die Weltgesundheitsversammlung 2012 zusammen mit dem Plan für die Ernährung von Müttern, Säuglingen und Kleinkindern billigte. Im Plan sind sechs globale Zielsetzungen bis 2025 genannt für die Bereiche Minderwuchs (zu klein fürs Alter), Untergewicht (zu leicht fürs Alter), Übergewicht, geringes Geburtsgewicht, Anämie und Stillen. Mit dem Beschluss werden die Mitgliedstaaten zugleich aufgefordert, die Mehrzahl der Indikatoren ab 2016 und die übrigen Indikatoren ab 2018 an die WHO zu melden.  Eine Überprüfung des globalen Überwachungsrahmens für die Ernährung wurde für das Jahr 2020 empfohlen.