Arbeitsintensive und produktive Tagung des Regionalkomitees beendet: Handlungsschwerpunkt auf Umsetzung des neuen gesundheitspolitischen Rahmenkonzeptes in den Ländern
Kopenhagen und Çeşme (Provinz Izmir), 19. September 2013
Das WHO-Regionalkomitee für Europa, das oberste beschlussfassende Organ der WHO in der Europäischen Region, beendete heute seine 63. Tagung. Unter der Führung von Ministern oder anderen hochrangigen Regierungsvertretern einigten sich die Delegationen der Länder der Europäischen Region in einer Reihe zentraler Fragen der öffentlichen Gesundheit wie auch der fachlichen und administrativen Arbeit des WHO-Regionalbüros für Europa. An der Tagung, die vom 16. bis 19. September 2013 in Çeşme (Provinz Izmir, Türkei) stattfand, nahmen mehr als 300 Delegierte aus 51 Mitgliedstaaten der WHO in der Europäischen Region, Vertreter von internationalen Partnern und nichtstaatlichen Organisationen sowie eine Reihe von Beobachtern teil.
Das Regionalkomitee verabschiedete insgesamt elf Resolutionen und nahm zwei Beschlüsse über die Einrichtung je einer Außenstelle des Regionalbüros in Kasachstan und in der Türkei an.
Im Mittelpunkt der Beratungen des Regionalkomitees stand „Gesundheit 2020“, das neue gesundheitspolitische Rahmenkonzept der Europäischen Region der WHO. Die Mitgliedstaaten nahmen auch eine Reihe von zentralen Indikatoren für die Überwachung der Fortschritte in der Europäischen Region bei der Umsetzung von „Gesundheit 2020“ und der Verwirklichung seiner Ziele an.
„Die Umsetzung von „Gesundheit 2020“ zeugt von der Entschlossenheit all unserer Mitgliedstaaten, mehr Gesundheit für die Bevölkerung in unserer Region zu verwirklichen – für die heutigen wie auch für nachkommende Generationen“, erklärte Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa, vor den Delegierten. „Sie zeigt, wie ein Ansetzen an dem gesamten Spektrum der Gesundheitsdeterminanten umfassendere Vorteile bringt. Ich bin felsenfest entschlossen, dafür zu sorgen, dass das Regionalbüro alle Mitgliedstaaten in der Region je nach ihren konkreten Rahmenbedingungen und Anforderungen bei der Umsetzung von „Gesundheit 2020“ unterstützt und so Entscheidendes bewirkt.“
Den Mitgliedstaaten wurde ein neuer Bericht über die sozialen Determinanten von Gesundheit und das Gesundheitsgefälle in der Europäischen Region der WHO präsentiert. Er enthält Gesundheitsstatistiken und erläutert Trends, die anhaltende und weit verbreitete gesundheitliche Ungleichgewichte innerhalb der Europäischen Region verdeutlichen, und setzt wesentliche Prioritäten im Hinblick auf die Bewältigung der sozialen Determinanten von Gesundheit.
Ferner einigten sich die Mitgliedstaaten auf einen Europäischen Aktionsplan für psychische Gesundheit (2014–2020), der den Ländern der Europäischen Region dabei helfen soll, das seelische Wohlbefinden ihrer Bevölkerung zu verbessern und die durch psychische Störungen bedingte Krankheitslast zu verringern. Der Aktionsplan beinhaltet sieben miteinander verknüpfte Ziele sowie zahlreiche Vorschläge für integrierte Maßnahmen.
Das Regionalkomitee erzielte auch eine wichtige Einigung in Bezug auf Masern und Röteln in der Europäischen Region, indem es ein Maßnahmenpaket zur Beschleunigung der Fortschritte bei der Eliminierung der beiden Krankheiten bis zum Jahr 2015 einstimmig billigte. Nach Auffassung von Experten steht die Europäische Region vor einem entscheidenden Moment in diesem Kampf, da in vielen Ländern größere Ausbrüche und die autochthone Übertragung von Masern andauern. Auch wenn die meisten Länder der Region die Röteln unter Kontrolle gebracht haben, reichen routinemäßige Impfprogramme und -maßnahmen für Kinder wohl nicht aus, um das für 2015 gesetzte Ziel zu verwirklichen; vielmehr sind ein erneuertes politisches Engagement, beschleunigte Maßnahmen und innovative Wege erforderlich, um anfällige und schwer zugängliche Bevölkerungsgruppen zu erreichen.
Sonstige Beschlüsse und Themen
Als Reaktion auf die von der Ausbreitung invasiver Stechmückenarten und wieder auftretender Vektorkrankheiten ausgehenden Gesundheitsgefährdungen nahm das Regionalkomitee einen Handlungsrahmen für die Europäische Region an, dessen Hauptaugenmerk auf Dengue-Fieber und Chikungunya liegt. Er soll der Europäischen Region als Forum zur Erleichterung und Koordinierung ihrer Aktivitäten, einschließlich grenzüberschreitender Maßnahmen, dienen.
Das Regionalkomitee forderte die Mitgliedstaaten und das Sekretariat auch eindringlich auf, die Investitionen in die Gesundheitssysteme zu erhöhen und angesichts der globalen Wirtschaftskrise die Anstrengungen zu deren Unterstützung zu verstärken. Die betreffende Resolution basiert auf den jüngsten Erkenntnissen – und namentlich auf den zehn grundsätzlichen Lehren – über die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Gesundheit und die Gesundheitssysteme in der Europäischen Region der WHO, die im April 2013 auf einer Tagung in Oslo erörtert wurden.
Ferner stimmten die Mitgliedstaaten der Erklärung von Wien über Ernährung und nichtübertragbare Krankheiten im Kontext von Gesundheit 2020 zu. Darin wird eine Einschränkung der Vermarktung stark fett-, zucker- und salzhaltiger Lebensmittel an Kinder gefordert. Zur Lösung des Problems sind eine Zusammenarbeit mit der Nahrungsmittelindustrie, gezielte Maßnahmen gegen Adipositas und die Förderung eines gesunden Ernährungsverhaltens durch Maßnahmen der Etikettierung und Preisgestaltung erforderlich.
Die Delegierten zogen eine Bilanz der Fortschritte bei der Erfüllung der Verpflichtungen der Länder der Europäischen Region aus der Fünften Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit im Jahr 2010.
Das Regionalkomitee einigte sich auch darauf, zwei neue Außenstellen des Regionalbüros für Europa einzurichten: ein Fachzentrum für primäre Gesundheitsversorgung in Kasachstan und ein Fachzentrum für Bereitschaftsplanung für gesundheitliche und humanitäre Notlagen in der Türkei. Beide Länder haben je 20 Mio. US-$ für Einrichtung und Betrieb der Fachzentren zugesagt.
Mit Blick auf die Beratungen des Regionalkomitees über die Reform der WHO erläuterte Frau Jakab, die Tagung des Regionalkomitees werde sich primär mit den Aspekten Rechenschaftslegung und Rückmeldung befassen. Sie bedankte sich bei den Mitgliedstaaten für ihre bemerkenswerten Fortschritte in der Gesundheitspolitik und für ihr starkes Engagement bei der Umsetzung von „Gesundheit 2020“.
Der türkische Gesundheitsminister schilderte in seiner Eröffnungsrede auf dem Regionalkomitee das anhaltende Engagement seines Landes für eine bürgernahe, evidenzbasierte und nachhaltige Gesundheitspolitik. Er erläuterte, eine feste Entschlossenheit auf der höchsten staatlichen Ebene führe dazu, dass Gesundheit als eine ressortübergreifende Verantwortung angesehen werde und dass die Gesundheitspolitik auf andere Politikbereiche zugehe. Eine nennenswerte Neuerung auf diesem Gebiet sei die Ausarbeitung des strategischen Aktionsplans der Türkei für den Zeitraum 2013–2017, der sich an den Grundsätzen von „Gesundheit 2020“ orientiere.
An der Tagung des Regionalkomitees nahm auch Sandra Roelofs, die Gattin des georgischen Staatspräsidenten und Botschafterin des guten Willens für die gesundheitsbezogenen Millenniums-Entwicklungsziele in der Europäischen Region der WHO, teil.
Weitere Informationen über die Arbeit des Regionalkomitees finden Sie auf der Website des Regionalbüros.
Weitere Auskunft erteilen:
Ina Parvanova
Regionalbeauftragte für Öffentlichkeitsarbeit
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 45 33 68 05
E-Mail: tpr@euro.who.int
Liuba Negru
Öffentlichkeitsarbeit
WHO-Regionalbüro für Europa
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E-Mail: lne@euro.who.int