Ansprache Ihrer Königlichen Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark auf der 59. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa

Kopenhagen, 14. September 2009

Herr Vorsitzender, Frau Generaldirektorin, sehr geehrte Damen und Herren Minister, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Als Schirmherrin des WHO-Regionalbüros für Europa ist es mir eine Ehre, zu einer Tagung von Gesundheitspolitikern sprechen zu dürfen, die die 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region vertreten. Als Experten und politische Entscheidungsträger sind Sie sich der Vielzahl der gesundheitspolitischen Herausforderungen bewusst, vor denen die Europäische Region steht. Sie sind täglich dazu gezwungen, schwierige Entscheidungen über Prioritäten in der Gesundheitspolitik zu treffen.

Seit Beginn meiner Tätigkeit als Schirmherrin habe ich mich vor allem darum bemüht, zur Sensibilisierung für impfpräventable Krankheiten und Impfmaßnahmen beizutragen. Das Engagement der WHO auf diesem Gebiet ist allgemein bekannt und wird gebührend anerkannt; dies gilt insbesondere für bahnbrechende Erfolge wie die Eradikation der Pocken und die Zertifizierung der Europäischen Region als poliofrei im Jahr 2002.

Abgesehen von sicherem Trinkwasser hat keine andere Gesundheitsmaßnahme so wirksam und sicher zur Senkung von Morbidität und Mortalität beigetragen wie Impfungen. Doch bestehen hier nach wie vor erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen, und in einer Reihe von Mitgliedstaaten in der Region gibt es immer noch ungeimpfte Kinder. Wir müssen uns aktiv für ein besseres Abschneiden in diesem Bereich einsetzen.

Das WHO-Regionalbüro für Europa bemüht sich nach Kräften um eine aktive Förderung von Impfmaßnahmen. Eine solche Initiative ist die Europäische Impfwoche, die der Förderung und Stärkung der Impfprogramme und der Sensibilisierung für die Notwendigkeit hoher Durchimpfungsraten zur Bekämpfung impfpräventabler Krankheiten dient.

2008 bin ich nach Slowenien gereist, das damals die Präsidentschaft der Europäischen Union innehatte. Damals eröffnete die Gattin des Staatspräsidenten zusammen mit mir die Europäische Impfwoche 2008. An dieser Initiative nahmen insgesamt 32 Länder teil, die etwa drei Viertel der Bevölkerung der Europäischen Region ausmachen. Während dieser Woche wurden fast 2 Millionen Dosen Impfstoff verabreicht, und in einer beeindruckenden Vielfalt von Veranstaltungen wurde gezielt Überzeugungsarbeit geleistet. Am wichtigsten ist aber, dass alle Länder davon überzeugt sind, dass die Europäische Impfwoche sich künftig positiv auf die Akzeptanz von Impfmaßnahmen auswirken werde.

Im April hat das WHO-Regionalbüro für Europa die vierte Europäische Impfwoche durchgeführt. In meiner Eigenschaft als Schirmherrin habe ich im Einklang mit der neuen Kommunikationsstrategie eine Erklärung abgegeben, die zusammen mit einem neuen Videoclip zum Thema Immunisierung auf der Website der WHO eingestellt wurde. Diese Video-Botschaft hat sich als äußerst wirksam bei der Übermittlung der Empfehlungen der WHO erwiesen und wurde schnell zu einem der erfolgreichsten seiner Art weltweit. Innerhalb von nur zwei Wochen wurde es mehr als 10 000 Mal gesehen und führte zu über 4000 Besuchen auf der Website der Europäischen Impfwoche. Dies war mehr als das Siebenfache im Vergleich zu der Kampagne von 2008.

Impfungen retten Menschenleben. Jedes Kind hat ein Recht darauf, gesund aufzuwachsen und gegen Krankheiten geimpft zu werden, die sich so leicht verhindern lassen. Ich freue mich darauf, mein Engagement zugunsten der Europäischen Impfwoche fortzusetzen und nach Kräften zur Sensibilisierung für impfpräventable Krankheiten und die Bedeutung von Impfmaßnahmen beizutragen.

Die Millenniums-Entwicklungsziele bilden für das Regionalbüro einen grundlegenden Rahmen für sein Handeln in der gesamten Region. Um die Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen, müssen internationale Organisationen, nationale Regierungen und Bürgerinitiativen auf lokaler wie nationaler Ebene konsequent gemeinsam an den sozioökonomischen Determinanten von Gesundheit ansetzen, um einen Abbau der gesundheitlichen Ungleichgewichte zu bewirken, von dem Frauen und Kinder in der gesamten Europäischen Region betroffen sind.

Als Schirmherrin des WHO-Regionalbüros für Europa möchte ich dessen Anstrengungen wie auch die der Mitgliedstaaten zur Verwirklichung der Millenniums-Entwicklungsziele unterstützen. Der Abbau gesundheitlicher Ungleichgewichte unter Frauen in der Europäischen Region – zwischen wie innerhalb von Ländern – ist extrem wichtig. Das Gleiche gilt für die Gewährleistung eines Zugangs zu leistungsfähigen Gesundheitssystemen und zu hochwertigen Angeboten im Bereich der Reproduktionsgesundheit. Diese Themen sind für die gesamte Europäische Region von Bedeutung, denn selbst einige der wohlhabenderen Länder tun sich schwer damit, die Zahl der Müttersterbefälle in den stärker gefährdeten und marginalisierten Bevölkerungsgruppen zu senken.

Im Laufe des Jahres habe ich an einer Reihe von Veranstaltungen zur Gesundheit von Müttern und zur Kindersterblichkeit teilgenommen. Ich war wirklich schockiert, als ich erfuhr, dass jede Minute eine Frau während der Schwangerschaft oder Geburt stirbt. „Wenn eine Frau schwanger wird, steht sie mit einem Fuß im Grab.“ Dies sind die Worte von Dr. Grace Kodingo aus dem Tschad, einer beeindruckenden Frau, die täglich die frustrierende Erfahrung machen muss, dass sie zwar über die für die Rettung von Menschenleben erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügt, von ihrer Umgebung aber oft von deren Anwendung abgehalten wird.

Manchmal können schon kleine Interventionen Leben retten.

In einer modernen Welt ist es nur schwer zu fassen, dass Frauen ihr eigenes Leben riskieren, wenn sie einer neuen Generation das Leben schenken. Müttersterblichkeit ist eine der am meisten übersehenen menschlichen Katastrophen in unserer heutigen Welt. Deshalb wird der Schwerpunkt meiner Arbeit auf der Gesundheit von Frauen und Kindern im weiteren Rahmen der Millenniums-Entwicklungsziele liegen.

Meine Tätigkeit für die WHO wird sich auf die nationale Ebene wie auch die Ebene der Region erstrecken. Ich werde das WHO-Regionalbüro für Europa dabei unterstützen, mit seinem Wissen und seiner Erfahrung insbesondere jenen Ländern behilflich zu sein, die Schwierigkeiten mit der Verwirklichung dieser Ziele haben. Aber auch auf der globalen Ebene möchte ich zur Verwirklichung der Millenniums-Entwicklungsziele in Bezug auf die Gesundheit von Frauen und Kindern beitragen.

Abschließend möchte ich zum Ausdruck bringen, dass die Verbesserung der Gesundheit und die Verwirklichung der Millenniums-Entwicklungsziele eine beträchtliche Herausforderung darstellen, die ein entschlossenes Engagement und die Beteiligung einer Vielzahl von Akteuren erfordert. Gemeinsam können wir Großes erreichen und die Gesundheit und das Leben der Menschen in der Europäischen Region – und der besonders gefährdeten Frauen und Kinder – verbessern.

Ich weiß, dass dies Ihr Anspruch und der der Weltgesundheitsorganisation ist, und ich freue mich darauf, Sie auf diesem Wege unterstützen zu können.

Ich wünsche Ihnen viel Glück und danke Ihnen.