Zwölf Länder der Europäischen Region verpflichten sich zu größeren Anstrengungen zum Schutz der Menschen vor impfpräventablen Krankheiten

WHO/Željko Bracanović-Kokos

Die Gesundheitsministerien von zwölf Ländern Südosteuropas haben einer Absichtserklärung zugestimmt, um die Verwirklichung der Zielsetzungen und strategischen Ziele des Europäischen Impfaktionsplans (2015–2020) (EVAP) zu beschleunigen.

Die Gesundheitsminister und andere Vertreter der Länder unternahmen auf einer Tagung am 20. Februar 2018 in Podgorica (Montenegro) einen gemeinsamen Versuch, einen maßgeschneiderten Fahrplan zu schaffen, der sich an den gemeinsamen Herausforderungen und Chancen orientiert, die sich bei der Verbesserung des Schutzes von Individuum und Gesellschaft vor Krankheiten wie Masern, Röteln und Diphtherie ergeben.

Fortschritte in der Europäischen Region ungleich verteilt

Die Europäische Region der WHO hat bei der Erfüllung der Zielsetzungen und Einzelziele des EVAP, einschließlich der Eliminierung der Masern und Röteln, echte Fortschritte erreicht, die jedoch ungleich verteilt sind. So war Ende 2016 in 42 der 53 Länder eine Unterbrechung der endemischen Übertragung der Masern gelungen. Doch nachdem 2016 mit ca. 5000 Fällen ein Rekordtief verzeichnet worden war, war die Krankheit 2017 mit mehr als 21 000 Fällen wieder auf dem Vormarsch.

„Die Länder Südosteuropas stehen vor vielen gemeinsamen Herausforderungen, die einander überschneiden und Auswirkungen auf Fortschritte innerhalb wie auch jenseits ihrer Grenzen haben“, sagte Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Durch Erstellung und Umsetzung dieses maßgeschneiderten Fahrplans werden wir die Fundamente für das Impfwesen in unserer Teilregion stärken und damit zu Gesundheit und Wohlbefinden aller Menschen in der gesamten Europäischen Region beitragen.“

„Auch dort, wo wir nur wenige Fälle sehen, müssen wir einräumen, dass dies auf eine Schwäche in unseren Gesundheitssystemen hindeutet: eine Unfähigkeit, vollkommen vermeidbare Krankheiten zu stoppen“, sagte Milutin Simovic, der Stellvertretende Ministerpräsident Montenegros, während der Tagung. „Wir dürfen es einfach nicht hinnehmen, dass es wegen Masern, Diphtherie oder Keuchhusten zu Krankenhauseinlieferungen oder gar Todesfällen kommt. Wir haben die Möglichkeit, die Mittel, den Willen und den Kooperationsgeist, um dies in Zukunft zu verhindern.“

Neuer Fahrplan soll Maßnahmen auf der subregionalen Ebene forcieren

An der Tagung nahmen die Gesundheitsminister oder andere hochrangige Vertreter der Gesundheitsministerien Albaniens, Bosnien und Herzegowinas, Bulgariens, der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, Israels, Kroatiens, Maltas, Montenegros, der Republik Moldau, Rumäniens und Serbiens teil. Die Absichtserklärung erhielt die Zustimmung aller Teilnehmer sowie die des slowenischen Gesundheitsministeriums, das keinen Repräsentanten zu der Tagung entsandt hatte.

Bei der Zustimmung zu der Erklärung riefen die Minister die WHO zu zügigem Handeln in folgenden Schlüsselbereichen auf:

  • Vorschlag von Optionen für eine gemeinsame Beschaffung von Impfstoffen;
  • Unterstützung des Kapazitätsaufbaus im Bereich der Mittelbeschaffung für eine dauerhafte Finanzierung von Impfprogrammen;
  • Einrichtung eines subregionalen Zentrums für die Nachfrage nach Impfstoffen;
  • Stärkung der Rolle und der Zuständigkeiten der Beiräte der Länder für Immunisierungsfragen.

Die Minister stimmten der Ausarbeitung eines Fahrplans zu, in dem die Aktivitäten und Initiativen skizziert werden, die innerhalb der Teilregion zur Verwirklichung konkreter strategischer Ziele notwendig sind. Sie brachten ein Interesse an der Durchführung von Konsultationen im Zuge der Entwicklung des Fahrplans zum Ausdruck, die in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit der WHO und den wichtigsten Akteuren und Gebern im Bereich Immunisierung in der Europäischen Region erfolgen soll.

Darüber hinaus befassten sich die Diskussionen am Runden Tisch auf der Ministertagung mit für Südosteuropa vorrangigen Themen, darunter:

  • die Einbindung der Impfprogramme in leistungsfähige Gesundheitssysteme durch Abstimmung mit anderen Programmen, der Privatwirtschaft sowie Partnerorganisationen und der Gesellschaft;
  • politische Grundsatzentscheidungen auf der Grundlage solider Evidenz und Daten;
  • länderspezifische und gemeinsame Maßnahmen zur Bekämpfung von Impfskepsis und zur Stimulierung der Nachfrage nach Routineimpfungen für Kinder.

Die Ergebnisse der Tagung in Montenegro werden in die Diskussion über die Halbzeitbilanz des EVAP einfließen, die auf der 68. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa im September 2018 ansteht.