Welttag für psychische Gesundheit ist der Suizidprävention in allen Teilen der Europäischen Region gewidmet
Anlässlich des Welttags für psychische Gesundheit am 10. Oktober beleuchteten verschiedene Länder der Europäischen Region der WHO das Ausmaß von Suiziden in der ganzen Welt. Gleichzeitig markierte der Tag das Ende der Kampagne „40 Sekunden handeln“ zur Suizidprävention.
Suizid lässt sich verhindern und es gibt Hilfe – dies waren die wichtigsten Botschaften der zahlreichen Aktivitäten unter Federführung der Länderbüros, etwa in Form von Beiträgen in den sozialen Medien oder Diskussionen am Runden Tisch, von Bulgarien und der Ukraine bis hin zur Türkei und der Republik Moldau.
Bulgarien: Förderung von Reformen im Bereich der psychischen Gesundheit
Die bulgarischen Behörden und Gesundheitsfachkräfte unterstützen die laufenden Diskussionen über die zukünftige Ausrichtung der Reformen im Bereich der psychischen Gesundheit, etwa im Rahmen von Diskussionen am Runden Tisch über verwandte Themen. Zudem wurden in den letzten zehn Jahren in Bulgarien ein neuer Vorschlag für ein nationales Programm für psychische Gesundheit und ein nationales Programm für die Suizidprävention entwickelt sowie eine Konferenz zum Thema psychische Gesundheit mit einem Schwerpunkt auf digitaler Gesundheit und eine internationale Konferenz der Europäischen Angehörigenorganisation von Menschen mit psychischen Erkrankungen unter Beteiligung von Pflegepersonal und Nutzern von Angeboten im Bereich der psychischen Gesundheitsversorgung ausgerichtet.
Im Rahmen des Welttags für psychische Gesundheit 2019 veranstaltete das Staatliche Zentrum für öffentliche Gesundheit und Analysen mit Unterstützung des WHO-Länderbüros in Bulgarien verschiedene Aktivitäten. Darüber hinaus wurde am 10. Oktober in der bulgarischen Telegrafenbehörde eine Pressekonferenz über den Grundsatzdialog zwischen maßgeblichen Akteuren und politischen Entscheidungsträgern zum Thema Suizid abgehalten.
Republik Moldau: Verstärkte Sensibilisierung
Im Jahr 2016 wurden in der Republik Moldau 643 Suizidfälle gemeldet (99 Frauen und 544 Männer). Zur Schärfung des Bewusstseins für die Bedeutung von Suiziden als eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit, zur Verbesserung des Wissens darüber, was zur Suizidprävention getan werden kann, und zur Bekämpfung der Stigmatisierung versammelten sich am 9. Oktober Vertreter von 40 gemeindenahen Leistungsanbietern im Bereich der psychischen Gesundheitsversorgung und 41 jugendgerechten Gesundheitsanbietern aus allen Teilen des Landes auf dem vom Ministerium für Gesundheit, Arbeit und soziale Sicherheit organisierten Forum für psychische Gesundheit.
Während dieser Veranstaltung präsentierte das WHO-Länderbüro in der Republik Moldau Informationen zu globalen und regionsweiten Suizidtrends und gab Empfehlungen für den Abbau der Suizidlast und die Verbesserung der Prävention durch die Befähigung des Gesundheitspersonals im Bereich der primären Gesundheitsversorgung zu selbstbestimmtem Handeln.
Ukraine: Erkennung erster Anzeichen für eine psychische Erkrankung
In der Ukraine sterben jährlich bis zu 7000 Menschen durch Suizid. Die vorliegenden Daten verdeutlichen dramatische Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf diese Art der Todesfälle: fast 80% der Suizide in dem Land entfallen auf Männer. In vielen Fällen übersehen Ärzte und andere Gesundheitsfachkräfte in der primären Gesundheitsversorgung deutliche Anzeichen bei ihren Patienten.
„Vor Kurzem hatte ich einen Termin mit einem meiner regelmäßigen Patienten, der immer wieder unter Rückenschmerzen litt. Zu Beginn der Untersuchung fiel mir auf, wie depressiv er war“, erklärt Dr. Tetiana Aksenchuk, eine Hausärztin, die im Zentrum für primäre Gesundheitsversorgung in Kramatorsk in der Ostukraine arbeitet.
Um Allgemeinärzte ohne spezielle Fachkenntnisse im Bereich der psychischen Gesundheit zu unterstützen, hat die WHO in dem Land eine Reihe von Schulungen durchgeführt. Diese befassen sich vor allem mit der Anwendung des Interventionsleitfadens für das Aktionsprogramm der WHO zur Schließung von Lücken in der psychischen Gesundheitsversorgung (mhGAP), einem Tool für medizinische Entscheidungen, das es Fachkräften ohne spezielle Kenntnisse im Bereich der psychischen Gesundheit ermöglicht, psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen, Angstzustände und Selbstschädigung zu erkennen und zu bewältigen.
„Der Mann war sichtlich überrascht darüber, neben der üblichen Behandlung auch eine solche Art von Hilfe zu erhalten“, sagt Dr. Aksenchuk.
Türkei: Ermittlung alarmierender Raten psychischer Störungen im Nordwesten der Arabischen Republik Syrien
Die Raten psychischer Störungen im Nordwesten der Arabischen Republik Syrien steigen aufgrund des anhaltenden Konflikts, doch es mangelt an Angeboten im Bereich der psychischen Gesundheitsversorgung. Nur knapp ein Fünftel aller Gesundheitseinrichtungen der primären Gesundheitsversorgung in diesem Gebiet können eine psychische Grundversorgung anbieten. Nur zwei Krankenhäuser bieten Leistungen für Patienten mit schweren psychischen Gesundheitsstörungen an.
Für den Welttag für psychische Gesundheit entwickelte das WHO-Büro in der Türkei gemeinsam mit Partnerorganisationen eine Umfrage für das Gesundheitspersonal im Nordwesten der Arabischen Republik Syrien, anhand derer Informationen über die Prävalenz von Suiziden erfasst werden sollten.
Die Ergebnisse waren alarmierend. Der Umfrage zufolge kannten die Teilnehmer insgesamt 736 Menschen, die in den vergangenen 12 Monaten versucht hatten, sich das Leben zu nehmen, und 47 Menschen, die infolge eines Suizids gestorben waren. Selbstmordversuche betreffen besonders häufig die Altersgruppe der 21–30-Jährigen (57%). Von jenen, die versucht haben, sich das Leben zu nehmen, waren 150 Binnenvertriebene (69%). Die Antworten der Umfrageteilnehmer verwiesen zudem auf das mit Suizid verbundene Stigma.
Die Umfrage gibt wichtige Einblicke und deutet auf einen Trend hin, der dringend unsere Aufmerksamkeit erfordert. Die fachliche Arbeitsgruppe für psychische Gesundheit nutzte die Umfrage, um Aktivitäten zur Sensibilisierung der Bevölkerung zu entwickeln. Anlässlich des Welttags für psychische Gesundheit fand in der syrischen Stadt Termanin eine große Veranstaltung statt, die zur Verbesserung des Verständnisses der Öffentlichkeit für psychische Gesundheitsprobleme und die mit psychischem Stress einhergehenden Risiken beitragen sollte.
Auch die Gesundheitspartner der WHO veranstalteten kleinere Events zur Sensibilisierung in ganz Idlib, bei denen es um Themen wie Depressionen und postnatale Depressionen, Ursachen, Prävention und Handhabung von Suiziden sowie Methoden für den Abbau von Spannungen durch Stressbewältigung anhand von farbigen Zeichnungen und Musik ging. Den Abschluss der Veranstaltungen bildete eine Feedbackmaßnahme, die einen Gedankenaustausch, Fragen, eine Nachbereitung und psychologische Unterstützung umfasste.