Zeit für integrierte und patientenorientierte Angebote in den Bereichen HIV, Tuberkulose und Virushepatitis
Das internationale medizinische Fachjournal The Lancet hat einen Artikel veröffentlicht, in dem der Nutzen einer integrierten und patientenorientierten Versorgung angesichts des Anstiegs der Fallzahlen von HIV, Tuberkulose und Virushepatitis in den Ländern Osteuropas und Zentralasiens der Europäischen Region der WHO verdeutlicht wird.
Frühzeitige Entdeckung kann Menschenleben retten
„In unserer Region“, erklärt Dr. Masoud Dara, Ko-Autor des Artikels und Koordinator für übertragbare Krankheiten in der Abteilung Gesundheitliche Notlagen und übertragbare Krankheiten beim WHO-Regionalbüro für Europa, „wird mehr als die Hälfte der Menschen, die mit HIV leben, verspätet diagnostiziert, und ein Fünftel der Betroffenen wissen nicht einmal um ihren Status. Es muss mehr getan werden, um die Tests den Menschen näher zu bringen und eine frühzeitige und akkurate Diagnose bei Fällen von HIV, aber gleichzeitig auch von Tuberkulose und Virushepatitis sicherzustellen.“
Die Europäische Region schneidet zwar bei der Identifizierung von Tuberkulosepatienten sehr gut ab und erreicht eine Entdeckungsrate von 84%, doch gibt es noch erheblichen Verbesserungsbedarf. So kommt es entscheidend darauf an, die Menschen frühzeitig zu testen, um zu bestimmen, welche Art der Behandlung funktioniert. Ebenso werden wesentliche Verbesserungen bei der frühzeitigen Entdeckung von Virushepatitis benötigt, damit die lebensrettende Behandlung eingeleitet und chronische Lebererkrankungen oder Leberkrebs vermieden werden können.
Die Koinfektionen mit HIV und dem Tuberkulose- oder Hepatitis-C-Virus sind in den Ländern Osteuropas und Zentralasiens auf dem Vormarsch. In den meisten dieser Länder sind die Programme zur Bekämpfung dieser drei Krankheiten, einschließlich der Diagnose, von einander getrennte vertikale Strukturen. In dem Artikel untersuchen die Autoren, zu denen auch Mitglieder der Europäischen Labor-Initiative für Tuberkulose, HIV und Virushepatitis (ELI) gehören, die zugrunde liegenden Ursachen für die unzureichende Verzahnung zwischen diesen Angeboten, schildern Beispiele vorbildlicher Praktiken und schlagen konkrete Maßnahmen zur Bewältigung der Herausforderungen vor.
Pilotprojekt belegt Wirksamkeit integrierter Leistungsangebote
In dem Artikel wird ein Pilotprojekt aus Georgien geschildert, in dem das Potenzial einer Verflechtung von Vorsorgeuntersuchungen auf Hepatitis C, HIV und Tuberkulose untersucht wird. Das Projekt ermöglichte sowohl die Entwicklung einer nachhaltigen öffentlich-privaten Partnerschaft als auch die Dezentralisierung von Diagnoseangeboten auf die Bezirksebene und nicht spezialisierte Einrichtungen. Es gibt Belege dafür, dass integrierte Diagnosetests in Gesundheitseinrichtungen nicht nur machbar sind, sondern auch in gleichem Maße den Programmen zur Bekämpfung von HIV, Tuberkulose und Virushepatitis zugute kommen und die Diagnose denen näher bringt, die sie benötigen. Angesichts dieser viel versprechenden Ergebnisse ist für 2020 eine landesweite Ausdehnung geplant.