Coronavirus-Krankheit (COVID-19): Europäische Region setzt auf Bereitschaftsplanung
Als Reaktion auf die Entdeckung des für COVID-19 verantwortlichen Virus im Dezember 2019 in China haben die Länder der Europäischen Region der WHO nationale Pläne aktiviert, um sicherzustellen, dass die Gesundheitssysteme und andere Einrichtungen nicht nur auf das neue Virus vorbereitet, sondern auch zu Gegenmaßnahmen nach seiner Einschleppung in der Lage sind. Dies bedeutet, dass die zuständigen Gesundheitsbehörden zügig auf Berichte über Verdachtsfälle reagieren und gefährdete Kontaktpersonen ermitteln können, dass die Krankenhäuser über die notwendigen Geräte und Leitlinien für die Handhabung von Fällen verfügen und ihr Personal sowie andere Patienten vor einer Infektion schützen können und dass die Öffentlichkeit sich über das Ausmaß der Gefährdung durch das Virus und über Wege zu deren Minimierung im Klaren ist.
Umsetzung auf globaler Ebene und in der Europäischen Region
Die WHO arbeitet in ständiger Abstimmung mit den Ländern darauf hin, deren nationale Bereitschaftspläne auf der Grundlage eines gefahrenübergreifenden Ansatzes aufrechtzuerhalten und zu verbessern. Diese Zusammenarbeit hat ein zügiges Handeln und einen effektiven Übergang von der Vorsorge zu einer aktiven Handlungsbereitschaft bei einer Einschleppung des für die COVID-19 verantwortlichen Virus ermöglicht. Das WHO-Regionalbüro für Europa hat eine Bestandsaufnahme des Bedarfs in den Ländern durchgeführt und eine angepasste Prüfliste für die Handlungsbereitschaft verteilt, um zu gewährleisten, dass das System zur Notfallbewältigung bereitsteht. Es ist beim Nachweis im Labor behilflich, stellt den Ländern Leitlinien für die Bereitschaftsplanung in Krankenhäusern und sonstiges Sachwissen zur Verfügung und leistet fachliche Unterstützung bei der Stärkung der Surveillance-Systeme sowie der Infektionsprävention und -bekämpfung.
Die WHO und die Gesundheitsbehörden in den Ländern sorgen für einen stetigen Informationsfluss: durch regelmäßige Meldungen, tägliche Lageberichte, Posts in den sozialen Medien, Mitteilungen an die und Interviews mit den Medien, eine Ausweitung der Berichterstattung auf der Website sowie Videos und Infografiken. Die WHO bemüht sich zusammen mit Unternehmen der sozialen Medien um eine Verbreitung der Empfehlungen der WHO und um eine Verringerung der durch die Ausbreitung von Fehlinformationen bedingten Risiken.
Subregionale Knotenpunkte
Um die fachliche Unterstützung den Ländern der Europäischen Region näher zu bringen, wurden die Unterstützungsteams der WHO für Notfallvorsorge und -bewältigung an drei geografischen Knotenpunkten verstärkt. Diese liegen in der Balkanregion, der südlichen Kaukasusregion und Zentralasien und verfügen inzwischen über Experten für die Bereitschaftsplanung in Laboren und Krankenhäusern sowie über Spezialisten für die operative Planung für Notfallmaßnahmen. Weitere fachliche Unterstützung leistet das WHO-Regionalbüro für Europa. Die erweiterten Teams an den Knotenpunkten werden die Arbeit der nationalen Behörden auf der Länderebene ergänzen und erforderlichenfalls Notfallkapazitäten bereitstellen.
Am 6. Februar 2020 begaben sich Mitglieder des Knotenpunkt-Teams in Belgrad zusammen mit Vertretern des serbischen Gesundheitsministeriums und des Instituts für öffentliche Gesundheit an die internationalen Flughäfen in Belgrad und Nis sowie in die Klinik für Infektions- und Tropenkrankheiten am Klinischen Zentrum Serbien. Der Besuch ermöglichte bessere Einblicke in die bereits ergriffenen Maßnahmen zur Früherkennung und Verhinderung der Ausbreitung des COVID-19-Virus. Die gemeinsame Delegation beobachtete und erörterte alle an den Grenzübergangsstellen ergriffenen Maßnahmen, wie Temperaturmessung bei der Einreise, die sachgerechte Handhabung von Verdachtsfällen und die Verbreitung von Informationen über Risikokommunikation mit dem Rat an ankommende Reisende, wann und wo ggf. ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen ist.
Das Team kam zu dem Ergebnis, dass die Klinik bereit und gut ausgerüstet sei und über geeignetes und erfahrenes Personal für die Behandlung von mit COVID-19 infizierten Patienten verfüge. Während des Besuchs erteilte die WHO fachlichen Rat zur Unterstützung der bereits vorhandenen Maßnahmen.
Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse
Einige Länder in der Europäischen Region haben schon eine Einschleppung des COVID-19-Virus erlebt und verzeichnen kleine Fallcluster. Viele Länder haben Verdachtsfälle ermittelt, die dann ein negatives Testergebnis hatten. Mit jedem Verdachtsfall oder bestätigten Fall wird das Reaktionssystem des betreffenden Landes auf die Probe gestellt, und es erhält die Chance, durch Maßnahmenüberprüfungen etwaige Verbesserungsmöglichkeiten auszuloten. Mögliche Fragestellungen: Bestand zu irgendeinem Zeitpunkt die Gefahr einer Übertragung des Virus von einer infizierten Person auf andere? Erhielten Gesundheitspersonal und Patienten aktualisierte Anweisungen? Funktioniert die Ermittlung von Kontaktpersonen optimal? Im Zuge der weiteren Entwicklung der COVID-19-Situation werden die gewonnenen Erkenntnisse und der Informationsaustausch auf allen Ebenen weiter die Abwehrbereitschaft der Europäischen Region verbessern.
Maßnahmen auf Ebene der Länder: Albanien
Albanien hat im Oktober 2019 den neuen Notfalleinsatzplan des Gesundheitsministeriums fertig gestellt. Dieser wurde im November 2019 auf eine harte Probe gestellt, als das Land von einem großen Erdbeben erschüttert wurde. Auf der Grundlage einer eingehenden Überprüfung aller Einsatzbereiche, einschließlich der Notfallkapazitäten in Krankenhäusern und der Interaktion zwischen Not- und Rettungsdiensten und dem Gesundheitssystem wurde der Plan weiter angepasst, um die Wirksamkeit der gegenwärtigen Vorsorgemaßnahmen zu erhöhen.
Das Land hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um sich auf die sehr unterschiedlich geartete Gefahr einer potenziellen Einschleppung des COVID-19-Virus vorzubereiten. Dazu gehörte die Einführung bzw. Anpassung von Notfallplänen für Influenza und andere virale Atemwegserkrankungen. Die Maßnahmen der Bereitschaftsplanung umfassten folgende Bereiche:
- eine Aktualisierung der nationalen Leitlinien für Kliniker zur Sammlung von Proben und zur Durchführung von COVID-19-Tests im Labor;
- eine Überprüfung der Verfahren für die Ermittlung von Kontaktpersonen sowie die sichere Sammlung und den sicheren Transport von Proben;
- eine Bewertung des vorhandenen Inventars und der Verwendung persönlicher Schutzausrüstung;
- einen Ausbau der Systeme für die Meldung von Daten;
- die Erprobung eines globalen Protokolls für die Erfassung von Informationen über die ersten Fälle einer Epidemie.
Albanien hat einen nationalen Plan mit Maßnahmen ausgearbeitet, die von den Gesundheitsbehörden an allen potenziellen Grenzübergangsstellen des Landes zusammen mit den dort zuständigen Behörden zu ergreifen sind. Die Behörden haben auch die Kommunikationskanäle überprüft, um zu bestimmen, wie die Kommunikation zwischen Ministerien, Partnerorganisationen, Zivilgesellschaft und verschiedenen staatlichen Ebenen koordiniert werden soll.
Maßnahmen auf lokaler Ebene: Litauen und Slowakei
Manche Regionen ergreifen zusätzliche Maßnahmen zur Sensibilisierung der Bevölkerung. Dies ist derzeit beispielsweise in zwei Regionen des WHO-Netzwerks Regionen für Gesundheit der Fall: in der Region Kaunas in Litauen und in der Selbstverwalteten Region Žilina in der Slowakei. Zwar wurde in diesen beiden Regionen noch kein Fall des Virus ermittelt, doch sind dort Kampagnen mit Hilfe übersetzter Informationsmaterialien der WHO im Gange, die die örtliche Bevölkerung sowie Reisende in diesen Regionen mit aktuellen und zuverlässigen Auskünften versorgen sollen.