Städte im Kampf gegen COVID-19: Bürger bemühen sich um eine „bessere Normalität“ für das städtische Leben
Der Weltstädtetag am 31. Oktober 2020 bietet der WHO die Gelegenheit, die Aufmerksamkeit auf die wichtige Rolle zu lenken, die städtische Gemeinden im Kampf gegen die COVID-19-Pandemie spielen. Die Zusammenarbeit zwischen normalen Stadtbewohnern, Kommunalbehörden und Gesundheitsfachkräften in allen Teilen der Europäischen Region der WHO hat den Ländern im Kampf gegen die Krankheit geholfen, während sie sich gleichzeitig darum bemühen, die sozioökonomischen Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.
Gesundheit ist ein gemeinsames Anliegen
COVID-19 hat gezeigt, inwieweit eine sich rasch ausbreitende Krankheit das Leben in der Stadt verändern kann, egal ob Groß- oder Kleinstadt. Die Krankheit ist besonders gefährlich für ältere Menschen und Menschen, die stärker durch nichtübertragbare Krankheiten belastet sind, die oftmals auch mit Isolation zu kämpfen haben und sich schwer damit tun, um Hilfe zu bitten. Unter diesen Umständen ist die Zusammenarbeit zwischen Bürgern von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung der Probleme in Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie.
Städtische Gemeinschaften, die sich in ihrer eigenen Nachbarschaft organisieren, sind darum bemüht, dass die Länder in einer für alle schwierigen Zeit gesund, nachhaltig, inklusiv und wirtschaftlich aktiv bleiben. In vielen Städten der Region arbeiten Behörden, Gesundheitsfachkräfte und kommunale Gemeinschaften eng zusammen, um eine „bessere Normalität“ für das Leben in der Stadt zu schaffen, die auch nach der Pandemie erhalten bleibt.
Gewährleistung der Nahrungsmittelsicherheit: Mailand und Brest
Während des COVID-19-Ausbruchs in Italien hatte eine zunehmende Zahl der Bürger Mailands aufgrund der verhängten Quarantänemaßnahmen nur begrenzten Zugang zu hochwertigen Nahrungsmitteln. Dies stellte insbesondere für einkommensschwache Menschen, Menschen mit eingeschränkter Mobilität und ältere Menschen ein dringliches Problem dar.
Aus diesem Grund tat sich die Kommunalverwaltung Mailands mit über 30 gemeinnützigen Organisationen und privaten Nahrungsmittelherstellern zusammen und schuf das Dispositivo di Aiuto Alimentare – das System für Nahrungsmittelhilfe. Mehr als 180 Mitarbeiter und Freiwillige lieferten sichere Nahrungsmittelpakete an 6337 Haushalte – insgesamt 20 744 Menschen –, die als besonders gefährdet eingestuft worden waren.
Die französische Stadt Brest sah sich mit einer ähnlichen Situation konfrontiert, als die COVID-19-Pandemie die kommunalen Märkte nahezu zum Erliegen brachte. Die stellte nicht nur die Verbraucher, sondern auch die lokalen Lebensmittelhersteller vor eine Herausforderung. Um das Problem zu lösen, schufen die Behörden in Brest das innovative Projet alimentaire métropolitain – das Projekt für Nahrungsmittelsicherheit in der Metropolregion –, mit dessen Hilfe Programme zur Förderung der sozialen Sicherheit über eine digitale Plattform unterstützt werden.
Anhand eines Überweisungssystems wurden die am stärksten gefährdeten Bürger ermittelt und Essensmarken zur Verwendung in Lebensmittelläden verteilt. Über eine Online-Karte konnten Kunden in Brest zudem leicht lokale Lebensmittelhersteller, die ihren Geschäftsbetrieb aufrechterhalten konnten, ausfindig machen und kontaktieren.
„Das Recht auf eine gesunde Ernährung muss von allen Regierungsebenen gefördert werden“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Die Stadt Brest hat proaktive, wirksame Maßnahmen ergriffen, um die Nahrungsmittelsicherheit für ihre Bürger zu gewährleisten. Dies ist ein gutes Beispiel für eine Regierung, die sich während einer landesweiten Krise um ihre Bürger kümmert.“
Erhaltung der Mobilität: Moskau und Baku
Die Aufrechterhaltung eines hochwertigen öffentlichen Nahverkehrs während gleichzeitig Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und zur Stärkung des Vertrauens der Passagiere ergriffen werden, war für große, belebte Städte mit einer hohen Mobilität eine schwierige Aufgabe.
Um diese Herausforderung zu meistern, setzte die Russische Föderation auf ein hoch automatisiertes Desinfektionssystem für die Moskauer Metro, mit dessen Hilfe es möglich ist, alle 900 000 Quadratmeter der Metro jeden Tag zu desinfizieren. Fast 50% des Fuhrparks der Moskauer Metro ist mit UV-Lampen ausgestattet, die in die Klimaanlage eingebaut sind. Dadurch kann die Desinfektion bis zu sechsmal schneller erfolgen, als dies mit einer Reinigung von Hand möglich wäre. Darüber hinaus werden die Passagierzonen, Technikräume und Ventilationsschächte mit Sprüheinrichtungen zur thermischen Desinfektion desinfiziert.
Die Gemeinde Baku setzte in Einklang mit den in Aserbaidschan ergriffenen landesweiten Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie auf eine andere Maßnahme. Während der Betrieb der Metro in der Stadt eingestellt wurde, konzentrierten sich die Behörden in Baku auf die Verkehrsmittel am Boden und führten rasch ein Programm zur Desinfektion aller Busse, Taxis und Parkflächen sowie Verkehrsknotenpunkten und Haltestellen ein.
Verringerung der Isolation: Athen und Limerick
In vielen Städten wurden rasch strenge Maßnahmen zur Eindämmung des COVID-19-Ausbruchs ergriffen. In Athen zeigte sich jedoch bald, dass diese Maßnahmen erhebliche Auswirkungen auf gefährdete Gruppen haben können, bedingt durch Isolation, die Unterbrechung von Behandlungs- und Rehabilitationsangeboten und den begrenzten Zugang zu sozialen Programmen.
Um dieses Problem anzugehen, begannen die Athener Kommunalbehörden zusammen mit dem griechischen Verband für Leberpatienten „Prometheus“ und dem griechischen Verband der HIV-Infizierten „Positive Voice“ und mit finanzieller Unterstützung der Partnerschaft für gesunde Städte, während der Pandemie verstärkt marginalisierte Gemeinschaften mit unentbehrlichen Versorgungsgütern und Gesundheitsinformationen zu unterstützen.
In Limerick (Irland) wurde ein gemeindenahes Krisenteam für COVID-19 geschaffen, das ältere durch Isolation bedrohte Menschen unterstützen soll. Das Netzwerk aus über 1700 Freiwilligen unterhält einen täglichen kostenlosen Telefondienst für bedürftige Menschen, nimmt Hilfegesuche entgegen und geht aktiv auf ältere Bürger zu.
Diese Projekte zeigen, inwiefern Städte sämtlichen städtischen Gemeinschaften ein neues Maß an Unterstützung auf allen Ebenen und in allen Bereichen anbieten können. Durch Kooperation können die Menschen zu selbstbestimmtem Handeln befähigt und geschützt werden, und dieser große Vorteil von Städten kann dazu beitragen, eine bessere Zukunft für die Europäische Region der WHO und darüber hinaus zu schaffen.