Kurze Zusammenfassung: Die 70. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa (RC70)

WHO

WHO-Regionaldirektor für Europa Dr. Hans Kluge, Ihre Königliche Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark, Schirmherrin des WHO-Regionalbüros, und der dänische Minister für Gesundheit und Senioren, Magnus Heunicke, im WHO-Regionalbüro für Europa während der 70. Tagung des Regionalkomitees für Europa.

Zum ersten Mal wurde das WHO-Regionalkomitee für Europa aufgrund der anhaltenden COVID-19-Pandemie in virtueller Form abgehalten. Zu den Höhepunkten der diesjährigen Tagung zählte die Zustimmung der Mitgliedstaaten zum Europäischen Arbeitsprogramm (EPW). Im EPW, einer auf fünf Jahre angelegten Zukunftsvision, wird erläutert, wie WHO/Europa und die Mitgliedstaaten sich gemeinsam darum bemühen wollen, die Erwartungen der Bürger in Bezug auf Gesundheit zu erfüllen.

Eröffnung der Tagung

Zur Eröffnung der virtuellen Tagung übergab der scheidende Präsident des RC69, Magnus Heunicke, Minister für Gesundheit und Senioren Dänemarks, den Vorsitz an Dr. Alexey Tsoy, Gesundheitsminister von Kasachstan, dem gewählten Präsidenten des RC70.

Die anderen gewählten Mitglieder des Präsidiums waren:

  • Dr. Søren Brostrøm aus Dänemark als Exekutivpräsident
  • Dr. Iva Pejnović Franelić aus Kroatien als Stellvertretende Exekutivpräsidentin
  • Nora Kronig Romero aus der Schweiz als Berichterstatterin.

Ansprache Ihrer Königlichen Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark

Kronprinzessin Mary von Dänemark, die Schirmherrin des WHO-Regionalbüros für Europa, sprach zu den Delegierten und beschrieb die Pandemie als eine „harte Lehrmeisterin“ und betonte, dass es ohne das Gesundheitspersonal keine Gesundheitsversorgung geben kann. Sie sagte: „An alle Pflegekräfte, Hebammen und sonstigen Gesundheitsfachkräfte in der Europäischen Region gewandt sage ich hier: Sie haben meine tiefste Hochachtung und Bewunderung, und ich danke Ihnen.“

Sie bekräftigte erneut Ihr Engagement für die Förderung der Gesundheit von Müttern und Kindern sowie von Impfmaßnahmen und ging auch auf das Thema Antibiotikaresistenzen ein. Sie schloss mit den Worten: „Gemeinsame Bemühungen, die Welt sicherer und gesünder zu machen, sind das würdigste Gedenken an all jene, die wir infolge dieses Virus verloren haben – und ein unschätzbar wertvolles Geschenk an die Kinder der Zukunft.“

Ansprache von Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO

Dr. Tedros war aus der Ferne zugeschaltet und drückte in seiner Ansprache an das RC70 seine Unterstützung für das EPW auf der diesjährigen Tagesordnung und dessen enge Ausrichtung an dem Dreizehnten Allgemeinen Arbeitsprogramm der WHO (GPW 13) aus. „Gesundheit und Wohlbefinden, eine allgemeine Gesundheitsversorgung und Gesundheitssicherheit stellen die Beine eines dreibeinigen Hockers dar, die für soziale, wirtschaftliche und politische Stabilität sorgen“, erklärte er.

Mit Blick auf die Lehren, die sich aus der COVID-19-Pandemie ziehen lassen, warnte Dr. Tedros, dass die WHO und ihre Mitgliedstaaten aus Bewertungen und Empfehlungen lernen und entsprechend handeln müssten. „Nur gemeinsam, in Demut und Solidarität, können wir gewährleisten, dass eine Pandemie diesen Ausmaßes und dieser Schwere sich nie wieder ereignet“, fügte er abschließend hinzu.

Ansprache von Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa

Die Ansprache von Dr. Kluge – seine erste als WHO-Regionaldirektor für Europa – war in zwei Teile unterteilt: der erste Teil konzentrierte sich auf die Errichtung des Fundaments für die Zukunft nach COVID-19, der zweite auf die Reaktion auf COVID-19. Zum ersten Punkt erklärte Dr. Kluge, dass die Arbeit auf drei Achsen ruhe:

  • der Aufrechterhaltung direkten Kontakts mit jedem Land zur Gewährleistung zielgerichteter Gegenmaßnahmen;
  • der Stärkung der Partnerschaften mit anderen in der Europäischen Region der WHO tätigen Organisationen;
  • der zwecktauglichen Umgestaltung von WHO/Europa.

Als er sich der Reaktion auf COVID-19 zuwandte, sprach Dr. Kluge den Opfern, Familien und Gemeinschaften, die hart von der Pandemie getroffen wurden, sein Beileid aus. Er würdigte die Gesundheits- und Sozialarbeiter sowie andere an vorderster Front tätige Personen, wie Lehrer, die die Gesellschaft am Laufen gehalten haben.

Er sagte: „Weltweit wurden ihre Verdienste und ihr Mut anerkannt.“ Darüber hinaus kündigte Dr. Kluge an, das Jahr der Pflegekräfte und Hebammen ins Jahr 2021 verlängern zu wollen.

Neben seiner besonderen Schwerpunktlegung auf die konkrete Unterstützung der Mitgliedstaaten und die Arbeit auf allen Ebenen der WHO sowie in Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft und der Zivilgesellschaft zur Bekämpfung des Virus ging der Regionaldirektor auch auf einige wichtige Lehren ein, die sich aus der COVID-19-Pandemie ziehen lassen und künftig berücksichtigt werden müssten.

Er betonte, dass es ohne das Gesundheitspersonal keine Gesundheit gebe. Er verwies auf die Notwendigkeit, Impfangebote und Gesundheitsleistungen für Menschen mit chronischen Erkrankungen, einschließlich Krebs, aufrechtzuerhalten. Zudem forderte er die Länder nachdrücklich dazu auf, auch weiterhin im Sinne der Solidarität zusammenzuarbeiten und die Internationalen Gesundheitsvorschriften (2005) vor dem Hintergrund dieser Pandemie einer Überprüfung zu unterziehen.

Im Hinblick auf die aus der Pandemie zu ziehenden Lehren hob Dr. Kluge die Wechselwirkungen zwischen Gesundheit und Wirtschaft hervor, deren Anerkennung von entscheidender Bedeutung sei, um zu einer Ökonomie des Wohlergehens überzugehen. Die kürzlich eingerichtete Paneuropäische Kommission für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung soll in diesem Kontext die politischen Prioritäten überdenken.

In seinen abschließenden Anmerkungen sprach der Regionaldirektor von historischen Präzedenzfällen für die Transformation der europäischen Gesellschaft vor dem Hintergrund von Herausforderungen und dem Wiederaufbau zum Besseren als ein Beispiel für die Welt. „Diesen Transformationen lagen jeweils vier Zutaten zugrunde. Zwei haben wir bereits abgedeckt: Notwendigkeit und Innovation. Was uns nun noch fehlt sind Mut und Kooperation.“

Erklärung von Prof. Mario Monti, Vorsitzender der Paneuropäischen Kommission für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung

Prof. Monti, Präsident der Bocconi-Universität in Mailand, ehemaliger Ministerpräsident Italiens und früheres Mitglied der Europäischen Kommission, sprach zu den Delegierten in seiner Funktion als Vorsitzender der kürzlich eingerichteten Paneuropäischen Kommission für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung.

Unter Bezugnahme auf das Mandat der Kommission, zukunftsorientierte Empfehlungen für die Gesundheits- und Sozialpolitik auszusprechen, appellierte Prof. Monti an die Mitgliedstaaten. „Die Kommission wird sich darum bemühen, Partnerschaften mit den Ländern aufzubauen, und ich vertraue darauf, dass ich bei unserer Erforschung dieses Neulands auf Ihr wertvolles Engagement und Ihr Fachwissen zählen kann.“

Bemerkungen der Mitgliedstaaten

Zahlreiche Vertreter von Mitgliedstaaten und internationalen Partnern ergriffen das Wort und teilten Erkenntnisse zur und Erfahrungen mit der Reaktion auf COVID-19. Es kristallisierten sich Themen von gemeinsamem Interesse heraus und viele Vertreter erkannten bei ihren Wortmeldungen den Wert der WHO und ihre entscheidende Rolle in der globalen Gesundheitspolitik an. Die Länder dankten Dr. Kluge für seine Transparenz und die von WHO/Europa bei der Reaktion auf die Pandemie eingenommene Führungsrolle sowie die kontinuierliche Aufrechterhaltung der Kommunikation.

Viele erkannten zudem die wichtige Rolle des Gesundheitspersonals, die Notwendigkeit einer Stärkung der Gesundheitssysteme und die Bedeutung von Solidarität im Hinblick auf das Impfwesen und die Entwicklung von Behandlungen an und bekräftigten, dass Gesundheit und Wirtschaft Hand in Hand gingen.

Vorstellung des EPW

Der Regionaldirektor erklärte, dass der Entwurf des EPW für den Zeitraum 2020–2025 von Beginn an mit Blick auf die Erwartungen der Menschen in allen Teilen der Region an ihre Gesundheitsbehörden entwickelt worden sei. Im Rahmen des EPW werden die europäischen Mitgliedstaaten drei zentrale Prioritäten umsetzen:

  • Garantie des Rechts auf einen allgemeinen Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung, ohne finanzielle Härten befürchten zu müssen;
  • Schutz vor gesundheitlichen Notlagen; und
  • Aufbau gesunder Gemeinschaften, in denen Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit und geeignete staatliche Handlungskonzepte ein besseres Leben in einer Ökonomie des Wohlergehens ermöglichen.

Das EPW wurde geprägt durch einen umfassenden Konsultationsprozess mit den Mitgliedstaaten, nichtstaatlichen Akteuren und anderen internationalen Partnern.

Video-Botschaft Ihrer Majestät Königin Mathilde der Belgier

Ihre Majestät Königin Mathilde der Belgier sprach zu den Delegierten über das Thema psychische Gesundheit – ein Thema, das den Schwerpunkt ihrer Arbeit als Fürsprecherin für die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen bildet.

„Eine gute psychische Gesundheit hilft uns allen dabei, unser Potenzial voll auszuschöpfen. Sie fördert unsere Widerstandskraft und unsere Fähigkeit zur Bewältigung von Veränderungen und Ungewissheiten. Investitionen in die psychische Gesundheit sind eine wesentliche Voraussetzung für das Gedeihen einer Gesellschaft“, erklärte sie. Sie beschrieb die Einbeziehung des Themas psychische Gesundheit ins EPW als „erfreulich“.

Videobotschaft der EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Dr. Stella Kyriakides
Dr. Kyriakides sprach über die erneuerte Kooperation zwischen WHO/Europa und der Europäischen Union, insbesondere im Kontext der Pandemie. Sie drückte ihre Unterstützung für das EPW aus und bemerkte, dass es einen ausgezeichneten Rahmen für die Verbesserung der Gesundheit in der Europäischen Region und die Chance für Synergien in gemeinsamen vorrangigen Bereichen, wie dem Impfwesen, biete.

WHO/Europa und die Europäische Kommission veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung zur künftigen engeren Partnerschaft in fünf Bereichen von gemeinsamem Interesse.

Stellungnahmen der Mitgliedstaaten zum EPW

Die Länder drückten ihre Unterstützung für das EPW aus und lobten WHO/Europa für den beschleunigten und inklusiven Prozess für seine Ausarbeitung. Zu den gemeinsamen Themen dieser Stellungnahmen zählten die Wertschätzung der Einbeziehung von COVID-19 und von Bereitschaftsplanung und Gegenmaßnahmen bei Notlagen sowie des Zugangs zu bezahlbaren Arzneimitteln, die Hervorhebung der Bedeutung der primären Gesundheitsversorgung, die Notwendigkeit zur Bekämpfung der epidemieartigen Ausbreitung nichtübertragbarer Krankheiten in der Region und die Notwendigkeit einer vorrangigen Stärkung der Gesundheitssysteme.

Viele Redner unterstrichen ihre Unterstützung für die vier Flaggschiff-Initiativen zu den Themen psychische Gesundheit, Impfmaßnahmen, verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse und digitale Gesundheit. Insgesamt brachten sie zum Ausdruck, dass das EPW WHO/Europa eine proaktivere Arbeit ermöglichen werde und dass es vollständig am GPW 13 ausgerichtet sei.

Am 14. September 2020 nahmen die Mitgliedstaaten das EPW 2020–2025 „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ einstimmig an.

Wahl der Mitglieder des Ständigen Ausschusses des Regionalkomitees (SCRC)

In geschlossener Sitzung wurden Kasachstan, Norwegen, Tschechien und das Vereinigte Königreich zu neuen Mitgliedern des SCRC für eine dreijährige Amtszeit bis 2023 gewählt.

Der Umgestaltungsprozess in der Europäischen Region der WHO

Dr. Kluge erklärte, dass es für das Regionalbüro im Hinblick auf die Umgestaltung der WHO darum ginge, die Wirkung in allen 53 Mitgliedstaaten zu erhöhen und gleichzeitig ein sicheres, respektvolles und optimales Arbeitsumfeld auf Grundlage der Werte der WHO zu schaffen.

Er sagte, dass die Umstrukturierung des Regionalbüros weitgehend bis Ende Oktober 2020 abgeschlossen sein werde. Eine besondere Initiative, die von fünf Ländern erprobt werden soll, ist die Europäische Akademie für transformative Führungskompetenz, die Gesundheitsexperten Gelegenheit geben soll, Erfahrungen beim WHO-Regionalbüro für Europa zu sammeln und Informationen auszutauschen.

Programmhaushaltsentwurf 2022–2023 auf hoher Ebene

Imre Hollo, Direktor für Planung, Mittelkoordinierung und Leistungsüberwachung, erläuterte, dass der globale Programmhaushaltsentwurf 2022–2023 dem Exekutivrat im Januar 2021 zur Prüfung und der Weltgesundheitsversammlung im Mai 2021 zur Annahme vorgelegt werden solle.

Die finanziellen Schätzungen für das GPW 13 sähen einen Basishaushalt in Höhe von 4,254 Mrd. US-$ vor, was einer Aufstockung um 7,8% im Vergleich zum Haushaltszeitraum 2020–2021 entspreche. Diese Aufstockung bedürfe einer Überprüfung angesichts der Maßnahmen im Kampf gegen COVID-19, der Initiative zur Umgestaltung der WHO und der Aktivitäten auf Länderebene zur Bekämpfung der Poliomyelitis. Herr Hollo bat daher das Regionalkomitee davon auszugehen, dass der Weltgesundheitsversammlung im Mai 2022 ein überarbeiteter Haushaltsentwurf vorgelegt werde. In Anerkennung der Auswirkungen von COVID-19 im Hinblick auf die Verwirklichung der dreifachen Milliarden-Zielmarke werde voraussichtlich vorgeschlagen, das GPW 13 auf das Jahr 2025 auszuweiten.

Akkreditierung nichtstaatlicher Akteure

EUROCAM, die European Hospital and Healthcare Federation, die European Stroke Organisation und die Finnish Association for Substance Abuse Prevention wurden für die Teilnahme an Tagungen des Regionalkomitees akkreditiert.

Zukünftige Tagungen des Regionalkomitees

  • Die 71. Tagung des Regionalkomitees findet vom 13. bis 15. September 2021 in Kopenhagen statt.
  • Die 72. Tagung findet vom 12. bis 14. September 2022 in Tel Aviv statt.
  • Die 73. Tagung findet vom 11. bis 13. September 2023 statt.

In der Zukunft sollen die Tagungen des Regionalkomitees von bislang vier auf drei Tage verkürzt werden.

Abschluss der Tagung

Bei seinen Schlussbemerkungen bedankte sich Dr. Kluge bei allen Teilnehmern für die „freimütigen, offenen und freundlichen Debatten“ während dieser virtuellen Tagung des Regionalkomitees.

„Ihre einvernehmliche Annahme des EPW ist ein deutliches und vielversprechendes Zeichen für die Zukunft. Ich sehe dies als einen Vertrauenspakt zwischen Ihnen und uns an – als ein Zeichen der Solidarität, auf die wir in diesen Tagen so häufig verweisen. Ihr Feedback während dieser zwei Tage hat uns wichtige Erkenntnisse für die zukünftige Umsetzung unserer Vision geliefert“, erklärte er.