Tag 1 der hochrangigen Tagung über die Reaktion der Gesundheitssysteme auf nichtübertragbare Krankheiten: Chancengleichheit und Patientenorientierung
Mit der klaren Zielsetzung, die Schlüsselelemente einer abgestimmten und umfassenden Reaktion der Gesundheitssysteme auf nichtübertragbare Krankheiten zu formulieren, ebnet die in Sitges (Spanien) stattfindende hochrangige Tagung der WHO den Weg zur hochrangigen Tagung der Vereinten Nationen zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten, die im September 2018 in New York abgehalten wird.
Am ersten Tag dieser Tagung der Europäischen Region kamen mehr als 200 Delegierte aus 39 Mitgliedstaaten sowie Vertreter nichtstaatlicher Akteure und anderer Organisationen der Vereinten Nationen zusammen, um Erfahrungen aus den Ländern hinsichtlich der Stärkung der Gesundheitssysteme mit dem Ziel besserer Resultate im Bereich nichtübertragbare Krankheiten auszutauschen, Erfolge zu feiern und zu neuen Maßnahmen anzuregen.
In ihrer Eröffnungsansprache erklärte die WHO-Regionaldirektorin für Europa, Dr. Zsuzsanna Jakab, dass die Europäische Region bereits große Erfolge bei der Reduzierung vorzeitiger Mortalität infolge nichtübertragbarer Krankheiten erzielt habe. Der Rückgang sei in der Tat so rasch erfolgt, dass die Europäische Region die Zielvorgabe 3.4 der Ziele für nachhaltige Entwicklung voraussichtlich bereits vor dem Jahr 2030 erreichen werde.
Dieser Fortschritt sei jedoch nicht gleichmäßig über die Region verteilt. Diese Ungleichheit veranlasse die Länder dazu, aus den Erfahrungen der anderen zu lernen und die wirksamsten Abkürzungen auf dem Weg zu einer verbesserten Bevölkerungsgesundheit zu übernehmen. „Darum sind wir hier“, erklärte Dr. Jakab. „Wir erzielen bereits gute Erfolge, doch wir könnten noch viel mehr erreichen.“
Die Beigeordnete Generaldirektorin für nichtübertragbare Krankheiten und psychische Gesundheit, Dr. Svetlana Akselrod, skizzierte die globale Perspektive zu nichtübertragbaren Krankheiten sowie das Ziel einer allgemeinen Gesundheitsversorgung. Sie erläuterte, dass zur Erreichung des Ziels einer Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens für eine Milliarde Menschen mehr die wirksamsten und kostengünstigsten Interventionen gegen nichtübertragbare Krankheiten, also die kosteneffektivsten Optionen (sog. „Best buys“), umgesetzt werden müssten.
Dr. Melitta Jakab, Leitende Gesundheitsökonomin im WHO-Regionalbüro für Europa, betonte, dass zielgerichtete Handlungskonzepte zur Verbesserung der Chancengleichheit von entscheidender Bedeutung seien, wenn niemand zurückgelassen werden solle. Als ein zugrunde liegender Wert müsse die Chancengleichheit ein zentraler Bestandteil sämtlicher Bemühungen zur Umgestaltung der Gesundheitssysteme sein.
Während der Eröffnungssitzung im Plenum identifizierten die Delegierten die neun Eckpfeiler einer umfassenden Reaktion der Gesundheitssysteme. „Alles beginnt mit den Menschen, und die Menschen sollten in der Lage sein, ihre Gesundheit und ihre Gesundheitssysteme mitzugestalten“, sagte Dr. Hans Kluge, Direktor der Abteilung Gesundheitssysteme und öffentliche Gesundheit im WHO-Regionalbüro für Europa.
Erfahrungsaustausch als Inspiration
An diesem ersten Tag der dreitägigen Tagung wurden die Erfolge und Herausforderungen der Länder durch Präsentationen beleuchtet und die Fortschritte in Richtung einer verbesserten Bevölkerungsgesundheit erläutert. Als Beispiele wurden die Umsetzung ressortübergreifender Koordinationsmechanismen auf Ministerebene unter Beteiligung anderer Ministerien, die Einführung von Gesetzen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs, die Durchsetzung von gesetzlichen Regelungen über Trunkenheit am Steuer und die Aufstockung des Gesundheitspersonals zur Sicherstellung patientenorientierter Leistungen in der primären Gesundheitsversorgung angeführt.
In einer Reihe von Präsentationen wurde unterstrichen, dass Länder mit viel weniger Einsatz viel mehr erreichen können, indem sie von einer reaktiven auf eine proaktive Versorgung umstellen und auf Analytik zurückgreifen, um die Gesundheitssysteme umzugestalten. So können die Länder Daten heranziehen, um Erkrankungen und Krankheiten zu bekämpfen, bevor sie entstehen, Morbiditätstrends analysieren und Multimorbidität bekämpfen.
Die Vortragenden bekräftigten darüber hinaus die Notwendigkeit von Daten über die Umgestaltung der Gesundheitssysteme mit dem Ziel einer verbesserten Reaktion auf nichtübertragbare Krankheiten. Unter Verweis auf die durch nichtübertragbare Krankheiten bedingten ökonomischen Herausforderungen betonten sie insbesondere, dass zwar Investitionen in die Gesundheit zu Wachstum führten, jedoch 20% der Ausgaben verschwendet würden. Die Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten erfordert Investitionen in Prävention, leistungsfähige primäre und patientenorientierte Gesundheitsversorgung und eine nachhaltige Finanzierung. Dies wiederum erfordert einen wirksamen Dialog mit den Finanzministerien und eine breitere ressortübergreifende Zusammenarbeit zum Aufbau nachhaltiger Partnerschaften.
Der erste Tag der hochrangigen Tagung endete mit einer Umfrage unter den Teilnehmern bezüglich der von ihnen bevorzugten Maßnahmen zur Umsetzung patientenorientierter Strategien. Die drei meistgenannten Interventionen waren die Integration von Handlungskonzepten, die Anhörung von Patienten auf allen Ebenen und die Ausweitung der gemeindenahen primären Gesundheitsversorgung.