Neue Studie von WHO/Europa und ECDC untersucht Veränderungen beim Antibiotikaverbrauch in den Ländern der Europäischen Region zwischen 2014 und 2018

Das WHO-Regionalbüro für Europa und das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) haben einen Bericht über den Verbrauch von Antibiotika in den Ländern der Europäischen Region der WHO veröffentlicht. Darin wird auf Veränderungen beim Antibiotikaverbrauch in vielen Ländern, aber auch die Notwendigkeit von detaillierteren Daten im Hinblick auf die Verbesserung von Strategien zur Reduzierung des Verbrauchs antimikrobieller Mittel in der gesamten Europäischen Region hingewiesen.

Der übermäßige Einsatz von Antibiotika beinhaltet die Gefahr der Entstehung antimikrobieller Resistenzen (AMR), wenn Infektionen behandlungsresistent und damit potenziell lebensbedrohlich werden. In dem Bericht wurden einige Unterschiede hinsichtlich des Antibiotikaverbrauchs zwischen zwei Gruppen von Ländern festgestellt: dem vom ECDC betriebenen Europäischen Netzwerk zur Überwachung des Verbrauchs antimikrobieller Mittel (ESAC-Net) und dem Surveillance-Netzwerk von WHO/Europa für den Verbrauch antimikrobieller Mittel (AMC-Netzwerk).

Die Ergebnisse zeigen einen wesentlichen Rückgang des Verbrauchs antibakterieller Mittel in acht der Länder des ESAC-Net: Dänemark, Deutschland, Finnland, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Schweden und Vereinigtes Königreich. Doch die Zahlen für das AMC-Netzwerk waren weniger eindeutig – ein Hinweis darauf, dass die Datenerhebung hier ein komplizierteres Unterfangen ist.

Interpretation der Daten

In dem Bericht wurde der Antibiotikagebrauch anhand des Gesamtverbrauchs gemessen. Doch in der Studie wird auch davor gewarnt, nur den Verbrauch allein zu betrachten, weil dadurch wichtige Nuancen verlorengehen und dies dem Abschneiden eines Landes insgesamt nicht gerecht wird.

Die Autoren der Studie wünschen sich eine detailliertere Analyse bestimmter Gruppen und Personen innerhalb von Ländern. So lassen sich nützliche nationale Interventionen zur Verbesserung des Antibiotikagebrauchs und zur Förderung der Anpassung der klinischen Praxis an die internationalen Empfehlungen für ihre verantwortungsbewusste Anwendung bestimmen.

In der Studie wird ein Beispiel hervorgehoben und dabei erläutert, dass dort, wo bestimmte Antibiotika nicht registriert sind, dies Auswirkungen auf die Verschreibungspraxis haben und kulturelle Präferenzen von Ärzten hinsichtlich der Art der Behandlung begünstigen kann.

Ein besseres Verständnis dieser verhaltensbezogenen und kulturellen Einflussfaktoren ist ein wesentlicher Bestandteil des Europäischen Arbeitsprogramms 2020–2025 – „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“, in dem kulturelle und verhaltensbezogene Aspekte eine der zentralen Flaggschiff-Initiativen bilden.

Zukunftsausblick

Die Entwicklung und Umsetzung wirksamer nationaler Handlungskonzepte für den Umgang mit AMR verläuft sowohl in den Ländern des ESAC-Net als auch in denen des AMC-Netzwerks uneinheitlich. Zuverlässige Daten sind der Schlüssel zur Mitverfolgung der Entwicklung von AMR. Auch wenn quantitative Forschung durchaus wichtig ist, so kommt es doch entscheidend auf qualitative Analysen an, wenn ein vollständiges und aussagekräftiges Bild von AMR entstehen soll.

Doch dieser Bericht verdeutlicht den Wert einer vereinheitlichten Datenerhebung und -analyse im Hinblick auf die Ausarbeitung von Strategien zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen.