Neuer Bericht: Investitionen in die öffentliche Gesundheit ermöglichen große Zugewinne für Gesundheit, Volkswirtschaft und andere Politikbereiche

WHO

Von links: Hans Kluge (WHO-Regionalbüro für Europa), David Hunter (Centre for Public Policy and Health, Durham University, Vereinigtes Königreich), Elke Jakubowki (WHO-Regionalbüro für Europa) und Hanne Tonnesen (Kooperationszentrum der WHO für evidenzbasierte Gesundheitsförderung in Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen, Kopenhagen) bei der Veröffentlichung des Berichts „Argumente für Investitionen in die öffentliche Gesundheit“ am 8. Juli 2015.

Der Tabakkonsum hat insgesamt eine Reduzierung des Volkseinkommens um 3,6% zur Folge. Adipositas ist in den meisten Ländern für 1% bis 3% aller Gesundheitsausgaben verantwortlich. Diese und andere überraschende Fakten gehen aus einem Bericht des WHO-Regionalbüros für Europa über die lang- und kurzfristigen Auswirkungen des Gesundheitsstatus eines Landes auf seine finanzielle und ökonomische Situation hervor.

In „Argumente für Investitionen in die öffentliche Gesundheit" werden die direkten Auswirkungen der gesundheitlichen Situation auf andere Bereiche der staatlichen Politik in mehreren Ländern sowie in der Europäischen Region der WHO insgesamt erläutert. Das Fazit lautet, dass gesundheitliche Belange in allen Politikbereichen eine wesentliche Rolle spielen sollten. Der Bericht wurde während der vierten Tagung der Erweiterten Beratergruppe für den Europäischen Aktionsplan zur Stärkung der Kapazitäten und Angebote im Bereich der öffentlichen Gesundheit veröffentlicht, die in Kopenhagen stattfand.

Dr. Elke Jakubowski, Leiterin des Programms für öffentliche Gesundheitsdienste in der Abteilung Gesundheitssysteme und öffentliche Gesundheit, die den Bericht vorstellte, dankte zunächst den Autoren und sämtlichen Mitwirkenden und erläuterte anschließend die weitreichende Bedeutung der Ergebnisse des Berichts:

„Aus dieser Studie ergeben sich vier zentrale Beobachtungen. Erstens machen die steigenden Kosten von Krankheit kostenwirksame Konzepte erforderlich. Zweitens enthält dieser Bericht die einschlägige Evidenz für ein breites Spektrum kostenwirksamer Ansätze in der Prävention. Drittens schaffen Investitionen in die öffentliche Gesundheit kostenwirksame gesundheitliche Resultate. Und viertens versprechen sogar kleine Investitionen große Zugewinne für Gesundheit, Volkswirtschaft und andere Politikbereiche. Ich glaube, wir können mit Recht stolz auf diesen Bericht sein."

Investitionen in die öffentliche Gesundheit führen zu nachhaltigem Wachstum

Zu den Argumenten für Investitionen in die öffentliche Gesundheit gehören die heute beträchtlichen durch Krankheit bedingten Kosten für die Mitgliedstaaten sowie die Investitionen, die zu nachhaltigen, manchmal fast sofortigen positiven Wachstumseffekten in einem Land führen können. Zu den kostenwirksamen Interventionen gehören präventive Lösungsansätze in Bezug auf die umweltbedingten und sozialen Determinanten von Gesundheit; sie tragen dazu bei, die Widerstandskraft von Gemeinschaften zu stärken und in der Bevölkerung gesunde Verhaltensweisen wie die Teilnahme an Reihenuntersuchungen und Impfungen zu fördern.

„Dieser wichtige Bericht ist sehr zu begrüßen, kommt er doch zu einer Zeit, in der Regierungen in allen Teilen der Europäischen Region eine strenge Haushaltsdisziplin verfolgen, die tiefe Einschnitte in die öffentlichen Ausgaben mit sich bringt. Die Regierungen müssen auf den Wert und die Kostenwirksamkeit von Investitionen in die öffentliche Gesundheit aufmerksam gemacht werden", sagte David Hunter, Professor für Gesundheitspolitik und Gesundheitsmanagement und Leiter des Centre on Public Policy and Health an der Durham University, der auf der Tagung der Vorsitz führte.

Der Bericht verdeutlicht auch die Kosten gesundheitlicher Ungleichheiten und die finanziellen Verluste, die drohen, wenn gesundheitliche Bedrohungen nicht vorausschauend in Angriff genommen werden. So kostet beispielsweise Krebs Staat und Gesellschaft in den Ländern der Europäischen Union 117 Mrd. € pro Jahr.

„Dieser Bericht ist so nützlich, weil das Gesundheitswesen nicht über genügend Beispiele für Kosteneffizienz verfügt. So können wir die Sichtweise der Ärzte in Bezug auf die Bedeutung von Investitionen in Präventionsmaßnahmen verändern", erklärte Miroslav Wysocki, Berater für öffentliche Gesundheit am Staatlichen Institut für öffentliche Gesundheit in Warschau.

Der Bericht „Argumente für Investitionen in die öffentliche Gesundheit" wurde von Experten des WHO-Regionalbüros für Europa und Mitarbeitern des Public Health Institute in London verfasst. Eine Reaktion auf seine Ergebnisse könnte zu einer Verstärkung der ressortübergreifenden Zusammenarbeit für mehr Gesundheit, zu einer Erhöhung der fiskalischen Effizienz und zu einer Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens der Bürger in der Europäischen Region führen.

Europäischer Aktionsplan zur Stärkung der Kapazitäten und Angebote im Bereich der öffentlichen Gesundheit

Die Zielsetzung der Tagung der Erweiterten Beratergruppe für den Europäischen Aktionsplan zur Stärkung der Kapazitäten und Angebote im Bereich der öffentlichen Gesundheit, auf der die Veröffentlichung des Berichts erfolgte, bestand darin, dem Regionalbüro nach der Halbzeitbilanz des Aktionsplans Rückmeldung und Empfehlungen an die Hand zu geben. 

Im Einzelnen wurden mit der Tagung folgende Ziele verfolgt: 

  • Einigung auf Methodik, Zeitplan und Inhalte des Zwischenberichts zu dem Aktionsplan, der der 66. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa vorgelegt werden soll;
  • Ideensammlung in Bezug auf wirksame Strategien, um dem Aktionsplan einen hohen Stellenwert auf der politischen Tagesordnung zu erhalten;
  • Sammlung von Anregungen für die Durchführung einer neuen Studie der WHO über die Organisation und Ausstattung von öffentlichen Gesundheitsdiensten.