Helga Rósa Masdottir – Koordinatorin für Notfallpflegekräfte in Island
Helga Rósa Masdottir hat immer eine starke Berufsethik gehabt. „Meine erste Stelle als Krankenschwester hatte ich in Neskaupstaður, im äußersten Osten Islands, einem Ort, der von Fjorden und Bergen geprägt ist. Zusammen mit zwei ebenfalls neu ausgebildeten Freundinnen arbeitete ich im einzigen Krankenhaus in der Gegend, einem Anlaufhafen für Handelsschiffe und Segler. Patienten, die nicht in unserem Krankenhaus behandelt werden konnten, wurden zu einem eine Stunde entfernten Flughafen gebracht, von dem aus ein einstündiger Flug in die Hauptstadt Reykjavik geht“, erinnert sie sich.
„Wir mussten lernen, uns auf uns selbst zu verlassen. Ich habe Menschen aller Altersgruppen versorgt – von Babies bis zu älteren Menschen. Ich habe sehr schöne Erinnerungen an diese Zeit, da sie mein fachliches Verständnis vertieft und meine Bewältigungskompetenz unter jedweden Umständen gestärkt und mich gelehrt hat, auf mein Wissen und meine Fähigkeiten zu vertrauen“, erzählt Helga, die heute als Oberschwester am Landspitali, dem Nationalen Universitätskrankenhaus in Reykjavik, arbeitet.
„Was ich damals in meiner ersten Stelle gelernt habe, hat mir sehr geholfen, als ich 2006 als Pflegekoordinatorin auf die Notfallstation am Landspitali in Reykjavik kam. Manchmal war das Wartezimmer schon voll, und dann brachte ein Krankenwagen noch einen Patienten. Da das Krankenhaus die letzte Instanz in der Traumaversorgung für das ganze Land ist, können wir keinen Patienten abweisen.
In solchen Fällen stellte ich mir vor, ich wäre ein General im Krieg. Nur anstatt möglichst viel Schaden anzurichten, verfolgte ich das entgegengesetzte Ziel, nämlich zu heilen. Die Entscheidung, wie man seine Kräfte einsetzt und wen man in die Schlacht schickt, ist problematisch, und man muss sich dabei unbedingt auf das eigene Urteilsvermögen verlassen können.“
Kommunikation ist das Ein und Alles
Nach einem Master-Diplom in Kanada, mehreren Praktika und der Geburt von drei Söhnen wurde Helga vor kurzem zur Oberschwester an demselben Krankenhaus in Reykjavik ernannt.
„Ich habe die Aufsicht über mehr als 200 Personen. In dieser Position ist eine wirksame und effiziente Kommunikation das Ein und Alles.
Die Fähigkeit, die Menschen zu erreichen, Konflikte zu ermitteln und zu lösen und Probleme direkt anzugehen, ist eine entscheidende Voraussetzung für diese Tätigkeit. Eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit und interpersonelle Kompetenz sind für die Arbeit auf der Notfallstation unverzichtbar.
Außerdem habe ich administrative Aufgaben, bei denen ich mich um finanzielle, klinische und personelle Angelegenheiten kümmern muss“, erklärt Helga.
Immer vorausdenken
„Eine der schwierigsten Aufgaben besteht darin, dafür zu sorgen, dass in allen Schichten sämtliche Positionen besetzt sind, und zu entscheiden, welche Patienten sofort versorgt werden müssen. Wenn Patienten die benötigte Hilfe zum richtigen Zeitpunkt von den richtigen Mitarbeitern erhalten sollen, kommt es wesentlich auf die Festlegung von Prioritäten und auf rechtzeitiges Intervenieren an.
Helga ist dankbar für die Unterstützung, die sie von ihren Kindern und ihrem Mann erhält, der im Zivilschutz tätig ist und den sie während einer Simulationsübung für größere Krisensituationen kennengelernt hat.
„Als Gesundheitsfachkräfte lernen wir, dass wir auf jedes Ereignis vorbereitet sein müssen. Von meiner Mutter, die auch Krankenschwester war und mich gezielt gefördert hat, habe ich gelernt, diese Einstellung zu verinnerlichen. Und genau diesen Rat gebe ich auch an alle jungen Pflegekräfte weiter.
Als gute Pflegekraft musst du deine Patienten kennen und die für deine Tätigkeit erforderliche Ausbildung und klinische Erfahrung mitbringen. Wenn ein Patient mit Beschwerden kommt, müssen Sie potenzielle künftige Entwicklungen in Erwägung ziehen und wissen, was Sie tun müssen, um Schlimmeres zu verhindern. Wir müssen immer einen Schritt voraus sein.“