Gesundheit von Müttern weiterhin ungleich verteilt

Malin Bring

Ungleichheiten beim Zugang zu grundlegenden Gesundheitsleistungen, insbesondere im Bereich der reproduktiven Gesundheit und der pränatalen Versorgung, bestehen in allen Ländern der Europäischen Region der WHO fort. So haben in einigen der ärmsten Länder nur ca. 20% der Frauen aus der untersten Einkommensschicht Zugang zu mindestens vier Vorsorgeterminen während der Schwangerschaft, verglichen mit über 80% der Frauen aus der obersten Einkommensschicht. In allen Ländern haben bestimmte Gruppen von Frauen aufgrund ihrer extremen Armut oder infolge von Diskriminierung keinen Zugang zu einer qualifizierten Geburtshilfe.

Auf einer Tagung vom 28. bis 30. September 2010 in Durres (Albanien) trafen sich die Vertreter von Regierungen, Organisationen der Vereinten Nationen und anderen Partnern aus mehr als 25 Ländern zu einer Bestandsaufnahme der Fortschritte in der Region bei der Verwirklichung der Millenniums-Entwicklungsziele (MZ) 3 bis 5, nämlich Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und Ermächtigung der Frauen, Senkung der Kindersterblichkeit und Verbesserung der Gesundheit von Müttern.

Verknüpfungen zwischen den Millenniums-Entwicklungszielen

Auf der Tagung berichteten die meisten Länder, sie seien bei der Erfüllung der MZ 4 und 5 auf dem besten Wege, doch Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten bestehen nach wie vor sowohl zwischen als auch innerhalb von Ländern. Die Sterblichkeitsraten von Kindern unter fünf Jahren konnten merklich reduziert werden, doch die Sterblichkeit von Neugeborenen bleibt ein ernstes Problem. Die engen inhaltlichen Verknüpfungen zwischen den Millenniums-Entwicklungszielen machen die Verwirklichung von mehr Gleichheit zwischen den Geschlechtern unverzichtbar. Bei den Anstrengungen zur Senkung der Kindersterblichkeit spielt die Förderung von Bildung für Mädchen eine entscheidende Rolle, da die Zahl der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren in einem direkten Zusammenhang mit dem Bildungsniveau der Mütter steht.

Ein weiteres Beispiel für die Verknüpfungen zwischen den MZ ist der Zusammenhang zwischen früher Heirat und Komplikationen während der Schwangerschaft. In einer Reihe von Ländern (z. B. Albanien, Aserbaidschan, Republik Moldau, Ukraine, Tadschikistan) heiraten Mädchen teilweise sehr früh. Eine frühe Schwangerschaft ist mit einem erhöhten Risiko von Komplikationen verbunden und schränkt die Möglichkeit ein, durch längere Abstände zwischen den Geburten die Gesundheit der Mutter zu fördern.

Manche Mitgliedstaaten berichteten, sie verfügten zwar über gute Konzepte, doch sei deren Umsetzung und Finanzierung problematisch.

Der Blick über die Zahlen hinaus

Zur Beseitigung von Benachteiligungen im Bereich der Gesundheit von Müttern ist eine Untersuchung der sozialen, kulturellen und kontextuellen Gründe für die Ungleichheiten notwendig. In der neuesten Ausgabe von „Entre Nous“, dem europäischen Fachjournal für sexuelle und reproduktive Gesundheit, wird untersucht, inwiefern die verschiedenen Länder der Region das Instrument „Beyond the Numbers“ [dt. etwa: Über die Zahlen hinaus] nutzen, das von dem WHO-Programm „Risikoärmere Schwangerschaften“ entwickelt wurde.

Es beinhaltet Konzepte für die Untersuchung der Hintergründe von Todesfällen bei Müttern und schweren Komplikationen sowie für die Festlegung von Anforderungen in Bezug auf eine weitere qualitative Verbesserung der Versorgung. Diese Geschichten, die durch verbale Autopsie, vertrauliche Anfragen, Untersuchung von Beinahe-Fällen und Fallprüfungen ermittelt wurden, liefern Einblicke in soziale und kulturelle Verhältnisse, wie sie mit rein numerischen Daten nie möglich wären.