HIV-Schnelltests retten Menschenleben – Zeit für eine Umstellung
Heute hat die WHO in einer eindringlichen Empfehlung zum Thema HIV-Tests die Länder dazu aufgefordert, die langsamen und weniger zuverlässigen Methoden Western-Blot und Linien-Immunassay durch einfache Schnelltests zu ersetzen.
Es kommt entscheidend darauf an, dass Menschen, die ohne ihr Wissen mit HIV leben, getestet werden und ggf. unverzüglich eine antiretrovirale Therapie erhalten. Diese verhindert, dass sich HIV zu Vollbild Aids auswächst, und sobald die Viruslast im Blut so weit abgesunken ist, dass das Virus im Bluttest nicht mehr nachweisbar ist, können Menschen mit dem Virus leben, ohne es an andere weiterzugeben.
Dr. Masoud Dara, Koordinator für übertragbare Krankheiten beim WHO-Regionalbüro für Europa, erklärte: „HIV-Schnelltests retten Menschenleben, weil sie leichter zugänglich sind und die Wartezeiten verkürzen. Wenn solche Tests im Rahmen eines fürsorglichen und patientenorientierten Ansatzes in der Bevölkerung durchgeführt werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Menschen testen lassen. Bei einem positiven Testergebnis sollte so bald wie möglich mit der Behandlung begonnen werden. Ist es negativ, bietet sich die Gelegenheit zur Beratung über Maßnahmen zur Vermeidung einer künftigen Infektion, wie etwa die Einnahme der HIV-Präexpositionsprophylaxe und die Verwendung von Kondomen. In jedem Fall beginnt die Versorgung mit dem Test.“
Neue Teststrategien führen zu schnelleren, zuverlässigeren Ergebnissen
Die heutige Empfehlung ist das Ergebnis einer eingehenden Analyse der neuesten verfügbaren Erkenntnisse und einer systematischen Überprüfung der bisherigen Praxis durch die WHO im Zuge der Überarbeitung ihrer globalen Empfehlungen über HIV-Tests in diesem Jahr.
In der Untersuchung wurden Teststrategien, die sich zur Bestätigung einer HIV-Diagnose der Methoden Western-Blot und Linien-Immunassay bedienen, mit jenen verglichen, die eine Kombination von patientennahen Schnelltests und Enzym-Immunassays verwenden. Es stellte sich heraus, dass Teststrategien, bei denen Schnelltests in Verbindung mit Enzym-Immunassays angewendet wurden, schneller, zuverlässiger und insgesamt kostengünstiger waren. Die Analyse ist in einem Hintergrundpapier zusammengefasst, und die globalen Empfehlungen werden anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember veröffentlicht.
Eine verspätete Diagnose kann den Tod bedeuten
Eine verspätete Diagnose ist in den meisten Ländern der Europäischen Region der WHO nach wie vor problematisch: nach Schätzungen sind sich nur 82% der mit HIV lebenden Menschen ihres Status bewusst. In den Ländern im östlichen Teil der Region liegt der Anteil sogar nur bei 74%. Somit ist die Empfehlung für die Europäische Region von besonderer Wichtigkeit.
Jede zweite neu diagnostizierte Person hat zum Zeitpunkt der Bestätigung ihrer Diagnose bereits ein fortgeschrittenes Stadium der Infektion erreicht. Bei Anwendung der Western-Blot- und der Linien-Immunassay-Methode zur Bestätigung einer Infektion können mehrere Wochen vergehen, sodass sich die Einleitung der lebensrettenden ART verzögert. Viele Patienten kommen nie zurück, um sich nach den Ergebnissen zu erkundigen. Die Folge ist ein Anstieg der Zahl der Aids-Fälle und der Todesfälle, der hätte vermieden werden können, wenn früher gehandelt worden wäre.
Doch dank neuer Technologien, die eine schnellere Bestätigung der Ergebnisse ermöglichen, sind HIV-Tests inzwischen leichter denn je. Darüber hinaus stehen in vielen Ländern der Europäischen Region in gemeindenahen Testeinrichtungen kundige Bürger bereit, die nicht unbedingt Gesundheitsfachkräfte sein müssen, aber eine besondere Schulung durchlaufen haben, und die beraten, Unterstützungsarbeit leisten und innerhalb von Minuten Resultate liefern können.
Leider haben bisher erst wenige Länder die neuesten Teststrategien für HIV eingeführt. Oft hat diese Verzögerung mit Einflussfaktoren wie gesetzlichen Schranken oder mit Vorbehalten gegenüber Veränderungen in Bezug auf Beschaffung und Laborausstattung zu tun.
Das WHO-Regionalbüro für Europa ermutigt die Länder, sich an der Europäischen Testwoche zu beteiligen. Diese ist eine regionsweite Kampagne, mit der eine Vielzahl von Organisationen dazu ermutigt werden sollen, zweimal im Jahr, im Mai und im November, ihre Anstrengungen eine Woche lang zu maximieren. Der Schwerpunkt liegt auf der Förderung frühzeitiger Tests auf HIV und Hepatitis, auf Sensibilisierung und auf der Verbesserung des Zugangs zu Testangeboten und einer angemessenen Nachversorgung. Die Kampagne läuft vom 22. bis 29. November 2019.