Saisonale Influenza A(H1N1): Die wichtigsten Fragen

Januar 2016

1. In einigen Ländern der Europäischen Region hat das Grippevirus A(H1N1) zu schweren Krankheitsverläufen und sogar zu einer Reihe von Todesfällen geführt. Ist das Pandemievirus zurückgekehrt? 

Das Virus A(H1N1) verursacht die sog. „Schweinegrippe" und war für die Influenza-Pandemie von 2009 verantwortlich. Seitdem zirkuliert dieses Virus in der Bevölkerung der Länder Europas und anderswo weiter und ist nun als Erreger der saisonalen humanen Influenza im Umlauf. 

Da die Weltbevölkerung 2009 wenig Immunität gegen den damals noch neuen Virenstamm A(H1N1) besaß, verursachte dieser eine weltweite Epidemie mit geschätzt 100 000 bis 400 000 Todesfällen allein in jenem Jahr. Nun zirkuliert A(H1N1) als Erreger der jährlichen saisonalen Grippe. Wie bereits in der Grippesaison 2014–2015 tritt auch in dieser Saison der Virenstamm A(H1N1) in der Europäischen Region zusammen mit dem Subtyp A(H3N2) und einigen Virenstämmen des Typs B auf. Der saisonale Grippeimpfstoff bietet Schutz gegen den Subtyp A(H1N1).

Flu News Europe beinhaltet eine wöchentliche Übersicht und Bewertung in Bezug auf die Influenza-Aktivität in der Europäischen Region anhand von Surveillance-Daten aus den 53 Mitgliedstaaten.

2. Ist der Grippeimpfstoff für diese Saison wirksam?

Für jede Grippesaison wird ein Impfstoff zum Schutz gegen jene Stämme entwickelt, die nach Einschätzung von Experten unter den zirkulierenden Viren dominieren werden. Der Impfstoff für die Grippesaison 2015–2016 beinhaltet die Subtypen A(H1N1) und A(H3N2) sowie Influenza-B-Viren. 

Es gibt Anzeichen dafür, dass der Impfstoff für die aktuelle Saison auf die meisten der saisonal auftretenden Virenstämme gut passt, d. h. dass die in dem Impfstoff enthaltenen Viren mit den in der Bevölkerung zirkulierenden Viren eine große Ähnlichkeit aufweisen. Der Impfstoff dürfte daher einen wirksamen Impfschutz bieten.

3. Wer trägt ein erhöhtes Risiko in Bezug auf gesundheitliche Komplikationen bei einer Grippe?

Zu Beginn der alljährlichen Grippesaison empfiehlt die WHO bestimmten Bevölkerungsgruppen dringend, sich gegen die Krankheit impfen zu lassen. Zu diesen Gruppen zählen Personen über 65 Jahre, die Bewohner von Einrichtungen für Senioren und Menschen mit Behinderungen, Schwangere, Personen mit chronischen Erkrankungen wie Herz- oder Lungenkrankheit oder chronischen neurologischen Erkrankungen sowie Kinder unter fünf Jahre. Wenn sie nicht sicher sind, ob sie stärker gefährdet sind, sollten sie sich an ihren Arzt wenden.

4. Unterscheidet sich das saisonal auftretende Virus A(H1N1) von dem Virenstamm A(H1N1), der die Pandemie von 2009 verursachte? 

Aus den bisherigen Analysen geht hervor, dass sich das saisonal auftretende Virus A(H1N1) gegenüber dem Virus von 2009 nicht wesentlich verändert hat, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass es gefährlicher geworden ist. Seit seinem ersten Auftreten im Jahr 2009 verursacht A(H1N1) in seltenen Fällen schwere Erkrankungen bei ansonsten gesunden jungen Erwachsenen, einschließlich bei schwangeren Frauen. Dagegen führt der Subtyp A(H3N2) häufiger bei älteren Menschen zu schweren Erkrankungen und sogar zum Tod.

Behandelnde Ärzte müssen hierauf aufmerksam gemacht werden, damit sie bei Patienten mit starken Atemwegsbeschwerden frühzeitig eine Behandlung mit einem antiviralen Grippemedikament (Oseltamivir) beginnen können. Die WHO hat für behandelnde Ärzte in den Ländern der Europäischen Region Ratschläge in Bezug auf den Umgang mit schweren Komplikationen der Influenza ausgearbeitet.

Derselbe Virenstamm, der in dem Pandemieimpfstoff verwendet wurde, ist auch in dem saisonalen Impfstoff für 2015–2016 enthalten, nämlich das A/California/7/2009 (H1N1)pdm09-like Virus.

5. Wann sollte bei Grippe ein Arzt aufgesucht werden? 

Unabhängig vom Typ des Grippevirus ist eine Grippe immer unangenehm, verläuft aber in der Regel mit milder Symptomatik, von der sich die meisten Menschen schnell wieder erholen. Personen mit Symptomen wie Husten, Niesen, Hals- und Kopfschmerzen oder leichtem Fieber wird geraten, zuhause im Bett zu bleiben und ggf. in einer nahe gelegenen Apotheke um Rat zu fragen oder Schmerz- oder Abschwellungsmittel zu kaufen. 

Personen, die schwere oder ungewöhnliche Symptome aufweisen oder in Bezug auf einen schweren Krankheitsverlauf besonders gefährdet sind (Kinder unter fünf Jahre, Personen über 65 Jahre, Schwangere und Personen mit Vorerkrankungen) sollten den Arzt aufsuchen und sich erkundigen, ob eine antivirale oder anderweitige Behandlung notwendig ist.