Neue WHO-Leitlinien fördern eine gesunde Lebensweise zur Verringerung des Risikos einer Demenzerkrankung

WHO/M.Bring

Am 14. Mai 2019 veröffentlichte neue WHO-Leitlinien werben für mehr körperliche Betätigung und eine gesunde Lebensweise als wichtige Strategien zur Verhinderung einer Demenzerkrankung. „Leider werden viele Demenzpatienten zu spät diagnostiziert, wenn die Behandlungsmöglichkeiten bereits weniger wirksam sind. Da es weiterhin keine Heilung für Demenz gibt, sind eine frühzeitige Entdeckung, Behandlung, Versorgung und Unterstützung entscheidend hinsichtlich wirksamer Gegenmaßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens. Auch Strategien zur Verringerung des Erkrankungsrisikos, wie eine gesunde Lebensweise durch regelmäßige körperliche Betätigung und der Verzicht auf das Rauchen, sind wichtige Elemente“, erklärt Bente Mikkelsen, Direktorin der Abteilung Nichtübertragbare Krankheiten und Gesundheitsförderung im gesamten Lebensverlauf beim WHO-Regionalbüro für Europa.

Als Oberbegriff für eine Reihe von Symptomen, die durch eine Erkrankung oder andere Arten von Hirnverletzungen verursacht werden, führt Demenz zu einem schrittweisen Abbau der intellektuellen Fähigkeiten, was sich auf das Gedächtnis, die kognitiven Fähigkeiten und die Fähigkeit zur Ausübung alltäglicher Aktivitäten auswirkt.

Dr. Daniel Chisholm, Leiter des Programms für Psychische Gesundheit beim WHO-Regionalbüro für Europa, erklärt in dieser Hinsicht: „Die neuen Leitlinien zeigen, dass wir ebenso wie bei anderen Erkrankungen wie Krebs, Diabetes und Schlaganfällen an den Verhaltensweisen ansetzen müssen, die das Risiko einer Demenzerkrankung erhöhen. Hierzu zählen etwa das Rauchen, Bewegungsmangel und eine ungesunde Ernährung.“

Schätzungsweise 10 Mio. Menschen leiden in der Europäischen Region der WHO an Demenz

Schätzungen der WHO zufolge leiden weltweit fast 50 Mio. Menschen an Demenz und im Laufe der nächsten zehn Jahre dürfte diese Zahl voraussichtlich auf 75 Mio. ansteigen.

In der Europäischen Region der WHO schätzt man, dass etwa 10 Mio. Menschen an einer Demenzerkrankung leiden, und dennoch verfügen bislang nur 16 der 53 Mitgliedstaaten in der Region über einen nationalen Aktionsplan für Demenz. Einige Länder wie etwa Bulgarien, Slowenien und Tschechien wiederum haben mit einem Mangel an entsprechend ausgebildeten Gesundheitsfachkräften für Demenzkranke zu kämpfen.

Dies zeigt, wie unzureichend die Vorsorgekapazitäten zur wirksamen Bekämpfung dieser Herausforderung für das öffentliche Gesundheitswesen in der Region sind.

Instrumente und Leitlinien zur Unterstützung der Länder

Als Reaktion auf diese Herausforderung für die öffentliche Gesundheit nahm die Weltgesundheitsversammlung den Globalen Aktionsplan für Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens gegen Demenzerkrankungen 2017–2025 an. Zudem wurden die Mitgliedstaaten der WHO eindringlich dazu aufgefordert, eigene nationale Aktionspläne zu entwickeln und umzusetzen.

Um die Umsetzung des Globalen Aktionsplans in den Mitgliedstaaten zu fördern, entwickelte die WHO darüber hinaus eine Reihe fachlicher Instrumente und Leitfäden. Zusätzlich zu den neu veröffentlichten „Leitlinien zur Verringerung des Risikos eines Abbaus der kognitiven Fähigkeiten und einer Demenzerkrankung“ umfassen die bereitgestellten Instrumente den politischen Leitfaden „Auf dem Weg zu einem Aktionsplan für Demenz“, der eine schrittweise Anleitung für nationale Behörden und maßgebliche Akteure zur Ermittlung von Bedürfnissen und Prioritäten und zur Erstellung eines lokalen Handlungsrahmens enthält.

Zudem gründete – und betreibt – die WHO das Globale Demenz-Observatorium für politische Entscheidungsträger und Forscher, mit dem die länderübergreifende Überwachung und der länderübergreifende Informationsaustausch über Handlungskonzepte, Leistungsangebote, Epidemiologie und Forschung im Hinblick auf Demenz erleichtert werden sollen.

Bekämpfung der Demenz im Kontext einer alternden Bevölkerung

Die Bevölkerung in der Europäischen Region der WHO altert rapide und die Zahl der Demenzkranken wird sich daher in Zukunft erheblich erhöhen.

In Bulgarien etwa ist die Bevölkerung bereits eine der ältesten und altert mit am schnellsten in der gesamten Region, und bereits heute leiden dort 100 000 Menschen an einer Form von Demenz. Bislang hat das Land zwar noch keinen nationalen Aktionsplan für Demenz angenommen, doch eine nationale Demenzstrategie ist derzeit in Planung. In der Zwischenzeit bietet die bulgarische Gesellschaft für Demenzerkrankungen Bildungs- und Fortbildungsprogramme für Allgemeinmediziner an, damit diese besser für die Diagnose und frühzeitige Behandlung von Demenz gerüstet sind.

In Tschechien wird derzeit ein überarbeiteter nationaler Aktionsplan für Demenz entwickelt, der sich an den zentralen Elementen des WHO-Leitfadens „Auf dem Weg zu einem Aktionsplan für Demenz“ orientiert. Er soll im Laufe dieses Jahres veröffentlicht werden.

In Slowenien wiederum wurde 2016 eine nationale Demenzstrategie eingeführt, deren zentrale Ziele und Komponenten bereits von verschiedenen politischen Ressorts und lokalen Akteuren umgesetzt werden.

Die Umsetzung von Plänen zur Bekämpfung von Demenz erfordert ein abgestimmtes, ressortübergreifendes Handeln und sollte auch die Aus- und Fortbildung von Allgemeinmedizinern und anderen Gesundheitsfachkräften sowie eine kontinuierliche und verbesserte Datenerfassung und Überwachung umfassen.