Was unternehmen die Länder, um ihre Bürger zu einem aktiveren Lebensstil zu bewegen? Neue länderspezifische Faktenblätter und Berichte zeigen auf, was funktioniert

WHO/Visnja Djordjic

Die WHO hat kürzlich neue globale „Leitlinien für Bewegungsverhalten und sitzende Verhaltensweisen“ veröffentlicht, eine Aktualisierung der erstmals im Jahr 2010 veröffentlichten diesbezüglichen globalen Leitlinien. Die neue Fassung stützt sich auf die neuesten Erkenntnisse, wie körperliche Betätigung zur Verbesserung der Gesundheit beitragen kann, und macht die Leitlinien damit für die Länder zu einem wichtigen Instrument, um Anreize und Programme zu entwickeln, um ihre Bürger zu einem aktiveren und gesünderen Lebensstil zu bewegen.

In der Europäischen Region der WHO gibt es eine Vielzahl ausgezeichneter Beispiele für Maßnahmen, die von Regierungen, Organisationen der Zivilgesellschaft und lokalen Gemeinschaften ergriffen wurden, um die Menschen dabei zu unterstützen, mehr Bewegung in ihren Alltag zu bringen. Das WHO-Regionalbüro für Europa veröffentlicht heute eine Reihe von Berichten, die einen Eindruck von diesen in allen Teilen der Region auf nationaler wie auch lokaler Ebene ergriffenen Maßnahmen vermitteln.

Länderspezifische Faktenblätter zum Bewegungsverhalten

Zwei neue länderspezifische Faktenblätter zum Bewegungsverhalten für Island und die Schweiz liefern Inspiration, da in beiden Ländern große Anstrengungen unternommen wurden, um die Bevölkerung dazu zu bringen, sich mehr zu bewegen. Diese länderspezifischen Faktenblätter bieten eine Momentaufnahme der aktuellen epidemiologischen und politischen Situation im Hinblick auf das Bewegungsverhalten in jedem der drei Länder. Im Hinblick auf die Bewegungsförderung sind die Rahmenbedingungen in diesen drei Ländern sehr unterschiedlich, doch es gibt durchaus auch viele Gemeinsamkeiten. Die wichtigsten Umfelder, in denen Bewegungsförderung am effektivsten und der Handlungsbedarf am größten ist – etwa in Schulen und an Arbeitsplätzen, oder initiiert durch das Gesundheitswesen und den Sportbereich –, sind überall die gleichen. Jedes länderspezifische Faktenblatt enthält Informationen darüber, wie viele Menschen sich regelmäßig bewegen und was die jeweilige Regierung unternimmt, um das Bewegungsverhalten zu verbessern, sowie kurze Erfolgsgeschichten zur Bewegungsförderung in gemeindenahen Umfeldern. Die Faktenblätter enthalten wichtige Informationen und helfen dabei, gegenwärtig bestehende Defizite und künftige Chancen für die Bewegungsförderung und die Verhinderung nichtübertragbarer Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes zu identifizieren.

„Die Ausarbeitung eines auf Island bezogenen Faktenblatts war sehr nützlich, da es uns geholfen hat, unsere Stärken und Schwächen sowie Informationslücken auszumachen, die wir in Angriff nehmen sollten, um weitere Entwicklungen bei der Bewegungsförderung zu ermöglichen“, erklärt Gígja Gunnarsdóttir von der isländischen Gesundheitsdirektion. „Nun sind wir zudem in der Lage, unsere Fortschritte mit anderen Ländern zu vergleichen und uns über Erfolgsgeschichten auszutauschen und uns gleichzeitig auf Bereiche zu konzentrieren, in denen Verbesserungsbedarf besteht.“

Bewegungsförderung am Arbeitsplatz und ein aktiver Arbeitsweg

Die meisten Erwachsenen verbringen die meiste Zeit auf der Arbeit. Wenn sie die empfohlenen 150 Minuten Bewegung pro Woche erreichen wollen, müssen sie sich auch vor, während und nach der Arbeit bewegen. Um die Menschen dazu ermuntern, zur Arbeit zu laufen oder mit dem Rad zu fahren, spielen die Regierungen eine wichtige Rolle, da es hierfür einer sicheren und gut instand gehaltenen Infrastruktur bedarf. Auch Unternehmen können ihre Mitarbeit dabei unterstützen, sich körperlich zu betätigen, etwa indem sie flexible Arbeitszeitregelungen, Duschen und Umkleideräume anbieten. Ein heute veröffentlichter Bericht mit dem Titel „Bewegungsförderung am Arbeitsplatz: Der aktuelle Stand und Erfolgsgeschichten aus den EU Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO“ enthält eine Sammlung bewährter Praktiken.

Gesundheitsförderung durch körperliche Betätigung im Sportbereich

Auch der Sportbereich spielt eine wichtige Rolle bei der Gesundheitsförderung durch körperliche Betätigung bei Menschen jeden Alters und jeder körperlichen Verfassung. Sogenannte „Sport für alle“-Programme etwa bieten sichere und interessante Möglichkeiten für jeden, um sich sportlich zu betätigen, und auch Sportvereine tragen zur Gesundheitsförderung bei. Viele derartige Beispiele wurden nun in einem neuen Bericht zusammengetragen, der unter dem Titel „Bewegungsförderung im Sportbereich: Der aktuelle Stand und Erfolgsgeschichten aus den EU-Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO“ ebenfalls heute vom WHO Regionalbüro für Europa veröffentlicht wurde.

„Diese Publikationen sind das Ergebnis der anhaltenden Zusammenarbeit zwischen dem Regionalbüro und den Mitgliedstaaten, in deren Rahmen kontinuierlich Informationen darüber erfasst werden, was im Hinblick auf die Bewegungsförderung und die Verringerung sitzender Tätigkeiten unternommen wird und welche Maßnahmen in der Praxis Wirkung zeigen“, erklärt Joao Breda, Leiter des Europäischen Büros der WHO für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten in Moskau. „Der Austausch über bestehende Herausforderungen und Erfolgsgeschichten ist eine der besten Möglichkeiten, um auf dem Weg zu einer aktiveren und gesünderen Europäischen Region eine Verbindung zwischen den Ländern herzustellen und Partnerschaften aufzubauen.“

Diese Publikationen enthalten nur einige Beispiele dafür, was die Länder unternehmen, um das Bewegungsverhalten in allen Teilen der Europäischen Region zu verbessern, und das Regionalbüro wird auch in Zukunft eng mit den Mitgliedstaaten zusammenarbeiten, um wirksame Maßnahmen zu identifizieren und zu fördern. Es könnte allerdings noch mehr getan werden, und die jüngst veröffentlichte Aktualisierung der globalen Leitlinien der WHO soll die Länder dazu antreiben, Handlungskonzepten für die Bewegungsförderung Priorität einzuräumen und Maßnahmen dort, wo sie am dringendsten benötigt werden, zu beschleunigen.