Vorschieben der Stellvertreter
Zur Tabakindustrie zählen Hersteller, Großhändler und Importeure von Tabakerzeugnissen. Weil diese aber in der Öffentlichkeit ein geringes Ansehen genießen, nutzt sie häufig eher Einzelhandelsverbände und Rauchervereinigungen als ihre Fürsprecher. Trotz ihrer direkten oder indirekten Verbindung zur Tabakindustrie wirken diese Gruppen neutraler und daher glaubwürdiger.
2010 etwa führte die Europäische Kommission eine Online-Konsultation zur Überarbeitung von Richtlinie 2001/37/EC zu Tabakerzeugnissen durch. Alle Akteure wurden aufgefordert, sich zu Grundsatzoptionen für die überarbeitete Richtlinie auszusprechen. Statt der in früheren Konsultationen üblichen 50 bis 500 Antworten erhielt die Kommission diesmal über 80 000 Zuschriften. Das war in erster Linie die Folge einer Mobilisierung von Einzelhändlern und Raucherverbänden in der gesamten Europäischen Union durch die Tabakindustrie, die oft auch Musterbriefe zur Verfügung stellte, die durch einen Klick abgeschickt werden konnten. Diese Taktik hat die Arbeit der Kommission erfolgreich dadurch verzögert, dass all die Antworten erst bewältigt werden mussten.