Fragen und Antworten über Impfungen während der COVID-19-Pandemie
- Ist es sicher, während der COVID-19-Pandemie Kinder zu impfen?
- Erhöht eine Impfung bei einem Kind das Risiko einer Infektion mit oder einer tatsächlichen Erkrankung an COVID-19?
- Warum sind Impfungen während der COVID-19-Pandemie besonders wichtig?
- Ist es gefährlich, ein Kind während der Inkubationszeit von COVID-19 zu impfen?
- Ist COVID-19 eine Kontraindikation für Impfungen?
- Gibt es spezielle Impfempfehlungen für Gesundheitspersonal vor dem Hintergrund von COVID-19?
- Wie viele Tage nach einem negativen Test auf COVID-19 kann eine Impfung verabreicht werden?
- Wie viele Tage nach einem negativen Test auf COVID-19 kann ein Tuberkulintest durchgeführt werden?
- Schützt der BCG-Impfstoff vor COVID-19?
- Weitere Informationen
Ist es sicher, während der COVID-19-Pandemie Kinder zu impfen?
Die WHO empfiehlt, auch während der COVID-19-Pandemie alle Routineimpfungen plangemäß fortzusetzen. Es gibt bisher keine Anzeichen dafür, dass die COVID-19-Pandemie mit speziellen Risiken in Bezug auf Impfungen verbunden ist. Deshalb werden hier Erkenntnisse über andere Infektionskrankheiten angewandt. Demnach stellt der potenzielle Kontakt mit einer Infektionskrankheit keine Kontraindikation für eine Routineimpfung dar (1). Routineimpfmaßnahmen sollten so weit wie möglich und in Abhängigkeit von den örtlichen Maßnahmen zur Bekämpfung von COVID-19 fortgesetzt werden. Doch dabei sollten die üblichen Infektionsschutzmaßnahmen angewandt werden, um das Risiko einer Übertragung von COVID-19 auf Personal und Besucher einer Gesundheitseinrichtung zu minimieren.
Es ist besonders wichtig, dass Kinder sämtliche nach der Geburt und in den ersten beiden Lebensjahren vorgesehenen Impfungen erhalten. Welche Impfungen dies sind, unterscheidet sich je nach den Empfehlungen der einzelnen Länder. Falls bestimmte Impfmaßnahmen für eine Altersgruppe unterbrochen wurden, sollten diese so schnell wie möglich wiederaufgenommen und entsprechende Nachimpfungen angeboten werden (2). Eine rechtzeitige Impfung ist entscheidend für den Schutz von Jung und Alt vor ernsten und lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten und zur Vermeidung eines Anwachsens ungeimpfter Gruppen und eines potenziellen Verlusts von Immunität in der Bevölkerung (1).
Erhöht eine Impfung bei einem Kind das Risiko einer Infektion mit oder einer tatsächlichen Erkrankung an COVID-19?
COVID-19 ist eine neue Krankheit, über die noch Informationen gesammelt werden. Doch aufgrund der Erfahrungen mit anderen Infektionskrankheiten ist nicht zu erwarten, dass eine Impfung gegen eine Krankheit die Immunreaktion der Geimpften auf eine andere Krankheit schwächt (3), (4), (5). Es gibt bisher keine Anzeichen dafür, dass eine Impfung bei einem Kind sein Risiko einer Infektion mit COVID-19 erhöht oder dass sie bei einem Kind, das versehentlich während der asymptomatischen Phase oder der Inkubationszeit geimpft wurde, Einfluss auf den Verlauf der Krankheit hat.
Darüber hinaus wird eine Fortsetzung von Routineimpfungen bei Kindern während der COVID-19-Pandemie sie vor impfpräventablen Krankheiten schützen. Wenn die Impfungen in einer Einrichtung mit ausreichenden Infektionsschutzmaßnahmen durchgeführt werden, so wird dadurch jegliches Risiko einer Infektion von Kindern mit COVID-19 minimiert.
Warum sind Impfungen während der COVID-19-Pandemie besonders wichtig?
Jede Unterbrechung des Impfbetriebs, sogar für einen kurzen Zeitraum, erhöht unmittelbar die Gefährdung der betreffenden Bevölkerung, und insbesondere von Kindern, durch impfpräventable Krankheiten (6). Dies würde die Zahl der anfälligen Personen in einer Gemeinschaft erhöhen und so deren Schutz gefährden und die Wahrscheinlichkeit von Ausbrüchen impfpräventabler Krankheiten erhöhen. Solche Ausbrüche können zu Krankheits- und Todesfällen führen und eine stärkere Belastung der durch den COVID-19-Ausbruch ohnehin schon strapazierten Gesundheitssysteme zur Folge haben.
Ist es gefährlich, ein Kind während der Inkubationszeit von COVID-19 zu impfen?
Es gibt bisher keine konkreten Erkenntnisse über Impfmaßnahmen während eines COVID-19-Ausbruchs, sodass die allgemeinen Grundsätze für die Impfung von Patienten mit Infektionskrankheiten weiter Gültigkeit haben. Nach diesen Grundsätzen hat eine Impfung keinen Einfluss auf den Verlauf einer Infektionskrankheit bei einem möglicherweise bereits infizierten Kind, das zum Zeitpunkt der Impfung noch keine Symptome hat, oder bei einem Kind, das sich kurz nach der Impfung infiziert. Ebenso wenig hat die mögliche Infektion des Kindes Einfluss auf Sicherheit oder Wirkung der verabreichten Impfung (1), (7).
Ist COVID-19 eine Kontraindikation für Impfungen?
Milde Krankheitssymptome wie Fieber oder Husten sind nicht unbedingt eine Kontraindikation für eine Impfung (1). Gemäß den normalen Verfahren sollte der Leistungserbringer auf der Grundlage einer Risiko-Nutzen-Abwägung (Schwere der Symptome sowie Risiko und Schwere impfpräventabler Krankheiten) Empfehlungen abgeben. Bei einer Entscheidung gegen eine Impfung an dem fraglichen Tag sollte der normale Impfplan für das Kind so bald wie möglich nach seiner Erholung wiederaufgenommen werden.
Es ist wichtig, dass alle positiv auf COVID-19 Getesteten gemäß den nationalen Empfehlungen isoliert bleiben, damit sie nicht andere infizieren und zu einer weiteren Ausbreitung des Virus beitragen.
Gibt es spezielle Impfempfehlungen für Gesundheitspersonal vor dem Hintergrund von COVID-19?
Es gibt gegenwärtig noch keinen Impfstoff gegen COVID-19. Derzeit befinden sich über 100 Vakzinekandidaten in klinischen Tests oder in einer präklinischen Evaluation (8). Die WHO arbeitet zusammen mit allen maßgeblichen Akteuren darauf hin, dass bei Verfügbarwerden eines sicheren und wirksamen Impfstoffs dieser ausgewogen verteilt wird. Alle Gesundheitsfachkräfte sollten nun mehr als je zuvor darauf achten, dass sie die in den nationalen Impfplänen empfohlenen Impfungen erhalten haben (9).
Wie viele Tage nach einem negativen Test auf COVID-19 kann eine Impfung verabreicht werden?
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keine konkreten Hinweise darauf, dass COVID-19 die Reaktion auf einen Impfstoff beeinflussen könnte oder umgekehrt. Eine systematische Untersuchung auf COVID-19 vor Routineimpfungen ist gegenwärtig nicht vorgeschrieben und wird auch nicht empfohlen. Jeder Patient mit einem negativen COVID-19-Testergebnis kann jederzeit geimpft werden, sofern es sein klinischer Zustand erlaubt.
Wie viele Tage nach einem negativen Test auf COVID-19 kann ein Tuberkulintest durchgeführt werden?
Es gibt keine bekannten Wechselwirkungen zwischen dem COVID-19-Test oder COVID-19 und dem Tuberkulintest.
Schützt der BCG-Impfstoff vor COVID-19?
Neben dem Schutz vor einer Tuberkuloseinfektion hat der BCG-Impfstoff (Bacille Calmette–Guérin) auch positive Auswirkungen auf das Immunsystem, die vor einer Vielzahl anderer Infektionen schützen, und der Impfstoff kommt routinemäßig bei der Behandlung von Blasenkrebs zur Anwendung. Gegenwärtig wird in zwei klinischen Studien untersucht, ob der BCG-Impfstoff zum Schutz von Gesundheitspersonal und anderen gefährdeten Personen vor einem schweren Krankheitsverlauf bei COVID-19 beitragen kann, doch bisher gibt es noch keine Hinweise darauf, dass der BCG-Impfstoff vor einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus schützt. Deshalb empfiehlt die WHO keine BCG-Impfung zur Vorbeugung gegen COVID-19. Dagegen empfiehlt die WHO weiterhin eine BCG-Impfung bei Neugeborenen in Ländern mit einer hohen Inzidenz der Tuberkulose.
Weitere Informationen
(1) Vaccine safety and false contraindications for vaccination. Training manual. Kopenhagen: WHO-Regionalbüro für Europa, 2017 (http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0009/351927/WHO-Vaccine-Manual.pdf, eingesehen am 10. Juni 2020).
(2) Empfehlungen zu Routineimpfmaßnahmen während der COVID-19-Pandemie in der Europäischen Region der WHO. Kopenhagen: WHO-Regionalbüro für Europa, 2020 (http://www.euro.who.int/en/health-topics/communicable-diseases/hepatitis/publications/2020/guidance-on-routine-immunization-services-during-covid-19-pandemic-in-the-who-european-region-2020, eingesehen am 10. Juni 2020).
(3) Offit P, Quarles J, Gerber MA, Hackett CJ, Marcuse EK, Kollman TR et al. Addressing parents’ concerns: do multiple vaccines overwhelm or weaken the infant’s immune system? Pediatrics. 2002;109:124–9.
(4) Global Advisory Committee on Vaccine Safety, 6.–7. Juni 2006. Weekly Epidemiological Record. 2006: 28(81):273–84 (https://www.who.int/vaccine_safety/committee/reports/wer8128.pdf?ua=1, eingesehen am 10. Juni 2020).
(5) Miller E, Andrews N, Waight P, Taylor B. Bacterial infections, immune overload, and MMR vaccine. Arch Dis Child. 2003;88:222–3.
(6) Takahashi S, Metcalf CJ, Ferrari MJ, Moss WJ, Truelove SA, Tatem AJ et al. Reduced vaccination and the risk of measles and other childhood infections post-Ebola. Science. 2015;347(6227):1240–2.
(7) Rubin LG, Levin MJ, Ljungman P, Davies G, Avery R, Tomblyn M et al. 2013 IDSA clinical practice guideline for vaccination of the immunocompromised host. Clin Infect Dis. 2014;58(3):309–18.
(8) Draft landscape of COVID-19 candidate vaccines. Genf: WHO, 2020 (https://www.who.int/who-documents-detail/draft-landscape-of-covid-19-candidate-vaccines, eingesehen am 10. Juni 2020).
(9) Summary of WHO position papers – immunization of health care workers. Genf: WHO, 2020 (https://www.who.int/immunization/policy/Immunization_routine_table4.pdf, eingesehen am 10. Juni 2020).