Christa Kuderna, Kinderärztin in Österreich

WHO

Der Impfstatus spielt eine wichtige Rolle bei der Gesamtbehandlung eines Kindes.

Christa Kuderna

Jeden Tag kommen mehr als 80 Kinder auf die Kinderstation eines der größten öffentlichen Krankenhäuser von Wien.

Dr. Christa Kuderna ist dort als pädiatrische Gastroenterologin tätig. Sowohl in ihrer Eigenschaft als Ärztin als auch in ihrer Rolle als Mitglied der österreichischen Nationalen Zertifizierungskommission für die Eradikation der Poliomyelitis und in verschiedenen Forschungsfunktionen bemüht sie sich seit 30 Jahren, die Bedeutung von Impfungen für die Gesundheit von Kindern zu vermitteln.

Jeder Arzttermin bietet eine Gelegenheit

Das Wartezimmer ist voll – alle warten geduldig darauf, dass sie endlich aufgerufen werden. Wenn ein Kind in das Behandlungszimmer kommt, untersucht Dr. Kuderna es nach einem Standardverfahren, das von der Temperaturmessung über die Blutdruckmessung bis hin zur Überprüfung der Atemfunktion reicht. Die körperliche Untersuchung jedes Kindes geht Hand in Hand mit einem ausführlichen Gespräch mit dem Elternteil oder der Betreuungsperson – eine wertvolle Gelegenheit, über Impfungen zu sprechen. Unabhängig davon, welches Gesundheitsproblem oder welche Krankheit Ursache des Krankenhausbesuchs war, achtet Dr. Kuderna immer darauf, den Impfstatus des Kindes sorgfältig zu überprüfen. Dr. Kuderna sagte: „Zu wissen, ob ein Kind über einen vollständigen Impfschutz verfügt, ist nicht nur wichtig für die Frage, inwieweit es vor impfpräventablen Krankheiten geschützt ist, sondern auch für seinen allgemeinen Gesundheitszustand. Der Impfstatus spielt eine wichtige Rolle bei der Gesamtbehandlung eines Kindes.“

Gegen die Impfskepsis durch zweigleisige Kommunikation

Zum Thema Impfskepsis betonte Dr. Kuderna: „Die meisten Eltern, die ich in meinem Alltag im Krankenhaus erlebe und die Bedenken gegenüber Impfungen äußern, sind keine Unbelehrbaren, die Impfstoffe grundsätzlich ablehnen. Ich habe sehr selten Eltern getroffen, die es generell nicht zulassen, dass ihr Kind geimpft wird. Die anderen so genannten impfskeptischen Eltern, die ich kennengelernt habe, äußern spezifische Bedenken und Befürchtungen in Bezug auf Impfungen. Manchmal haben sie keinen Zugang zu auf Erkenntnissen beruhenden Informationen oder wurden mit Gerüchten konfrontiert und kommen dann zu mir, um Rat einzuholen. Ich glaube, es gehört zu meiner Aufgabe, mir diese Bedenken anzuhören, sie ernst zu nehmen und die Betreffenden dann über die Fakten zu Impfungen zu informieren". Ihren Patienten zuzuhören, erachtet sie als eine der wichtigsten Säulen einer erfolgreichen Beziehung zwischen ärztlichem Fachpersonal und Patienten.

Dr. Kuderna erläuterte: „Einmal kam eine Mutter zu mir, die wegen des MMR-Impfstoffs (Masern, Mumps, Röteln) sehr besorgt war, weil sie Gerüchte von einer Freundin gehört hatte. Ich wollte sie nicht sofort mit Informationen überhäufen und beschloss, einfach zuzuhören, was sie zu sagen hatte. Am Ende ihrer Ausführungen seufzte sie, denn ihr war bewusst geworden, dass der Grund für ihre Skepsis nicht der Impfstoff war, sondern das Gefühl, nicht gut informiert zu sein, um die beste Entscheidung für die Gesundheit ihres Kindes zu treffen. Die Mutter sagte, es sei das erste Mal, dass sich ein Arzt wirklich die Zeit genommen habe, sie anzuhören.“ Nachdem sie über die Vorteile der Impfung informiert worden war, sagte die Mutter: „Natürlich werde ich meine Tochter impfen lassen.“

„Die meisten Eltern suchen nur meinen ärztlichen Rat und wünschen sich, besser über Impfungen informiert und aufgeklärt zu werden, weil es in den sozialen Medien und im Internet generell zu viele Fehlinformationen gibt, denen sie nicht vertrauen wollen …“, sagte Dr. Kuderna. „Meinen Patienten zuzuhören und ihre Anliegen wirklich zu verstehen, hat mir geholfen, den Nutzen und die Bedeutung von Impfungen besser zu vermitteln.“

Schutz der am stärksten Gefährdeten

Dr. Kuderna betonte auch die Bedeutung von Impfungen als gemeinsame Verantwortung: „Als Kinderärztin arbeite ich auch mit Kindern, die wegen einer Immunschwäche nicht geimpft werden können oder weil sie noch zu jung sind. Da der Impfstoff gegen Masern frühestens mit neun Monaten verabreicht werden kann, sind jüngere Säuglinge auf den Schutz anderer angewiesen, durch ein Konzept, das als „Herdenimmunität“ bezeichnet wird … Die Bedeutung der Herdenimmunität wurde kürzlich in den österreichischen Medienkanälen heftig diskutiert, als ein 15-jähriger nicht geimpfter Junge mehrere Stunden im Wartebereich eines Krankenhauses verbrachte, ohne zu wissen, dass die Ursache des schweren Husten, der ihn veranlasst hatte, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, eine Masernerkrankung war. In der Folge wurden mehr als 28 Säuglinge unter einem Jahr, die dem Jungen nahe gekommen waren, zur Prävention ins Krankenhaus aufgenommen, da die Möglichkeit bestand, dass sie sich ebenfalls mit der Krankheit angesteckt hatten. Die Herdenimmunität funktioniert nur, wenn alle Angehörigen der jeweiligen Population ebenfalls geimpft sind.“