Tag 2 der Weltgesundheitsversammlung: Themen von besonderem Interesse für die Europäische Region

  • Während der Plenarsitzung sprach die Delegation Monacos von der Bedeutung gestärkter und widerstandsfähigerer Gesundheitssysteme.
  • Ein Delegierter aus Finnland unterstrich die ökonomischen Folgen der Ebola-Epidemie und die Bedeutung der Stärkung der Gesundheitssysteme in allen Ländern. Er merkte an, dass es nicht nur auf gesundheitliche Chancengleichheit ankomme, sondern auch auf sicheres Trinkwasser und saubere Luft. Zur Inangriffnahme aller Determinanten von Gesundheit sei eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit unverzichtbar.
  • Unter Bezugnahme auf die Diskussion über die Reaktion auf die Ebola-Krise erläuterte ein Delegierter aus Belgien, wie sein Land auf verschiedene Weise zu den Hilfsmaßnahmen in Westafrika beigetragen habe, indem es eine mobile Klinik bereitgestellt, Finanzmittel beigesteuert und eine kommerzielle Luftfahrtroute in die betroffenen Länder aufrechterhalten habe. Mit Blick auf die Ziele für die nachhaltige Entwicklung nach 2015 hob er hervor, dass jegliche Zielvorgaben nur dann inklusiv und nachhaltig sein könnten, wenn die Gesundheitssysteme aller Länder gestärkt würden. Er forderte auch größere Anstrengungen für die Gesundheit von Jugendlichen allgemein und insbesondere im Bereich der reproduktiven und sexuellen Gesundheit.
  • Ein Delegierter aus Malta machte auf die humanitäre Krise der Migranten im Mittelmeerraum aufmerksam. Er rief ferner die Länder dazu auf, eine Bestandsaufnahme ihrer Fortschritte bei der Erfüllung der Millenniums-Entwicklungsziele durchzuführen, und brachte zum Ausdruck, dass die künftigen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung auf Menschenrechte gestützt sein und sich an den Bedürfnissen der Menschen sowie den Grundsätzen der Chancengleichheit und der allgemeinen Gesundheitsversorgung orientieren müssten.
  • Ein Delegierter aus Schweden erklärte, der WHO-Reformprozess ziele darauf ab, die Arbeit der Organisation zielgerichteter, klarer und effizienter zu gestalten. Er erkannte an, dass die Mechanismen für die Finanzierung geändert werden müssten, und erklärte, für jeden Erfolg oder Misserfolg der WHO sei jeder einzelne Mitgliedstaat ebenso verantwortlich wie die Organisation als Ganzes. 
  • Auch der Delegierte Luxemburgs sprach von widerstandsfähigen Gesundheitssystemen und bekräftigte die Entschlossenheit seines Landes, im Rahmen der Entwicklungsagenda nach 2015 die Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung zu fördern. Luxemburg organisiere im Rahmen seiner Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union von Juli bis Dezember 2015 eine Konferenz über die Lehren aus der Ebola-Krise.
  • Die Delegation Portugals schilderte die Erfahrungen des Landes bei der Reformierung seines Gesundheitssystems, die auf eine Verbesserung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung und eine Verbilligung von Medikamenten abgezielt habe. Um mit weniger Geld mehr erreichen zu können, werde in dem System nun mehr Wert auf Prävention gelegt; außerdem würden die Einführung von eGesundheit und die Schaffung eines webgestützten Forums für einen Informationsaustausch vorangetrieben.
  • Die Delegation Polens sprach die Problematik der Entwicklung neuer Arzneimittel und die Bedeutung einer ausgewogenen Bereitstellung von Arzneimitteln für alle Länder an.
  • Ein Delegierter der Slowakei forderte eine offene Debatte über den Reformprozess und namentlich die Umstrukturierung des Haushalts. Als besonders wichtige Themen auf der Tagesordnung nannte er den globalen Impfaktionsplan und die Debatte über antimikrobielle Resistenz.
  • Die spanische Delegation erklärte, ihr Land verfüge zwar über ein umfassendes Gesundheitssystem, doch werde die Gesundheit der Bürger durch Risikofaktoren wie ungünstige Essgewohnheiten, Adipositas und Tabak- und Alkoholkonsum beeinträchtigt. Deshalb würden leistungsfähige Surveillance-Systeme benötigt, einschließlich eines Frühwarnsystems zur Erkennung von Gesundheitsrisiken auf der nationalen Ebene, das eng mit den nationalen Anlaufstellen im Rahmen der Internationalen Gesundheitsvorschriften (2005) und den Informationssystemen der Europäischen Union zusammenarbeite.
  • Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa, traf zu einem Gespräch mit dem türkischen Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoğlu zusammen. Sie dankte ihm für die Zusammenarbeit bei der Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge aus der Arabischen Republik Syrien in der Türkei und für die Unterstützung des Büros der WHO in Gaziantep. Ein weiterer Gegenstand des Gesprächs war der Stand der Ausarbeitung einer Länder-Kooperationsstrategie zwischen der WHO und der Türkei.
  • Der inhaltliche Schwerpunkt des bilateralen Gesprächs zwischen Zsuzsanna Jakab und der litauischen Gesundheitsministerin Rimantė Šalaševičiūtė war die Vorbereitung der nächsten Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa im September in Litauen. Dr. Jakab dankte der Ministerin für ihre Teilnahme an der Halbzeitbilanztagung des Prozesses Umwelt und Gesundheit im April in Haifa.
  • Die Regionaldirektorin traf auch bilateral mit der Generaldirektorin des Ministeriums für Gesundheit, Wohlfahrt und Sport der Niederlande, Dr. Angelique Berg, zusammen. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die Fragen, wie die WHO auf Notlagen reagieren und wie die Zusammenarbeit mit der WHO gestaltet werden solle, u. a. durch Abordnungsvereinbarungen für die Arbeit im Bereich der antimikrobiellen Resistenz und das von den Niederlanden unterstützte gemeinsame Informationssystem.
  • Dr. Jakab traf auch mit der Delegation Monacos zusammen und dankte für ihre Beiträge im Plenum. In dem Gespräch wurden Verfahren und bereichsübergreifende Kooperationen für die Initiative kleiner Länder erörtert, insbesondere in Bezug auf die zu erwartenden Datenmengen und die Optimierung des Austauschs vorbildlicher Praktiken. Dr. Jakab wies auf die Bedeutung einer Kombination von Gesundheitserziehung und Sozialpolitik hin und brachte ihre Dankbarkeit für das Angebot Monacos zum Ausdruck, die nächste Tagung zum Thema Gesundheitspolitik und Entwicklung auszurichten.
  • In der Diskussion über den Entwurf der globalen Strategie zur Bekämpfung der Malaria schlugen die Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region der WHO eine Intensivierung des Engagements der WHO mit mehr Finanz- und Sachmitteln vor, um die bei der Malariabekämpfung erzielten Erfolge aufrechterhalten zu können. Zu ihren Empfehlungen gehörten eine leistungsfähigere Surveillance, größere Investitionen in Forschung und Entwicklung, eine ressortübergreifende Zusammenarbeit und grenzüberschreitende Partnerschaften. Ähnliche Empfehlungen gaben sie auch während der Diskussion über die Prävention und Bekämpfung von Dengue-Fieber ab.
  • Die Delegation der Tschechischen Republik erklärte, beim Aufbau widerstandsfähiger Gesundheitssysteme müsse auch das Thema Alterung gebührend berücksichtigt werden, und hob hervor, dass eine sinnvolle Politiksteuerung für Gesundheit unverzichtbar sei.
  • Ein Delegierter Turkmenistans unterstrich die Entschlossenheit seines Landes zur Bekämpfung des Tabakkonsums und zur Umsetzung von „Gesundheit 2020" durch einen gesamtstaatlichen Ansatz und ressortübergreifendes Handeln. Er lud die anderen Länder zur Teilnahme an einer Konferenz über gesamtstaatliche Konzepte im Gesundheitsbereich ein, die die turkmenische Regierung im Juli ausrichten werde.
  • Ein Delegierter Israels unterstrich die Bedeutung der Lebensmittelsicherheit bei der Prävention der Ausbreitung von Krankheiten und erwähnte die vor kurzem in Haifa abgehaltene Tagung des Prozesses Umwelt und Gesundheit. Er versprach der Generaldirektorin die uneingeschränkte Unterstützung seines Landes.
  • Ein Delegierter aus Belgien erläuterte die jüngsten Veränderungen im Gesundheitssystem seines Landes, zu denen neue Gesetze, moderne Geräte und die Gewährleistung eines gleichberechtigten Zugangs zur Gesundheitsversorgung in ländlichen und städtischen Gebieten gehörten. 
  • Die Delegation Litauens unterstrich die Notwendigkeit von Schulungen und Kapazitätsaufbau in allen Bereichen im Hinblick auf die Erfüllung der Verpflichtungen der Mitgliedstaaten aus den Internationalen Gesundheitsvorschriften (2005) und dem globalen Aktionsplan gegen nichtübertragbare Krankheiten.
  • Mehrere Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region nahmen an einer Abendsitzung über Fortschritte im Rahmen der Aktionsdekade für Straßenverkehrssicherheit teil. Die Delegation der Russischen Föderation berichtete, die Zahl der Straßenverkehrsopfer in ihrem Land sei im vergangenen Jahrzehnt um 22% gesunken. Dies sei auf eine Reihe von Maßnahmen wie verbesserte Erste Hilfe, Schulungen für die Fahrer im öffentlichen Personenverkehr, eine „Langsam-Kampagne" zum Schutz der Fußgänger sowie Foto- und Videoüberwachung zur Entdeckung und Bekämpfung gefährlichen Verkehrsverhaltens zurückzuführen.