Welttag der Patientensicherheit: Infektionsprävention und -bekämpfung geht in Konfliktgebieten jeden etwas an

Syria Relief & Development

In Konfliktgebieten stellen Gesundheitseinrichtungen mit stark begrenzten Mitteln lebensrettende Gesundheitsleistungen bereit. Verbunden mit unzureichenden Maßnahmen für Infektionsprävention und -bekämpfung, einer unzureichenden Wasserver- und Abwasserentsorgung und einer schwachen Hygieneinfrastruktur kann dies häufig zur Ausbreitung von Krankheiten unter Mitarbeitern und Patienten und in manchen Fällen in der Gemeinschaft führen. Anlässlich des ersten Welttags der Patientensicherheit lenkt das WHO-Regionalbüro für Europa die Aufmerksamkeit auf die Patientensicherheit und eine sichere Gesundheitsversorgung in verschiedenen Umfeldern, unter anderem in den Konfliktgebieten im Osten der Ukraine und Nordwesten Syriens, die vom Regionalbüro Unterstützung erhalten.

„Niemand sollte während der Inanspruchnahme oder Bereitstellung von Gesundheitsleistungen Schaden nehmen. Zu viele Patienten werden jedoch durch vermeidbare nosokomiale Infektionen unnötigerweise in Gefahr gebracht. Diese Art von Infektionen gefährden den sicheren Betrieb der Gesundheitssysteme und haben nachteilige Auswirkungen auf die Qualität der Gesundheitsleistungen. Dies gilt besonders für Konfliktgebiete“, sagt Dr. Dorit Nitzan, Geschäftsführende Direktorin für gesundheitliche Notlagen beim WHO-Regionalbüro für Europa. „Durch unsere Maßnahmen zur Notfallbewältigung stellen wir bei der WHO zusammen mit unseren Partnern sicher, dass es in den Gesundheitseinrichtungen in diesen besonders gefährdeten Umfeldern Maßnahmen zur Infektionsprävention und -bekämpfung gibt und diese zum Einsatz kommen.“

Verbesserung der Fähigkeiten von Gesundheitsfachkräften im Osten der Ukraine und Nordwesten Syriens

Im Osten der Ukraine ist die Verbesserung der Patientensicherheit ein wichtiger Bestandteil der Stärkung des Gesundheitssystems. Das Programm der WHO für gesundheitliche Notlagen hilft beim Ausbau der Kapazitäten der Gesundheitsfachkräfte in diesem Gebiet im Einklang mit den Leitlinien der WHO und legt dabei einen besonderen Schwerpunkt auf die Prävention nosokomialer Infektionen. Bislang hat die WHO über 250 Gesundheitsfachkräfte in der Infektionsprävention und -bekämpfung geschult.

„Für uns sind Infektionsprävention und -bekämpfung für die Prävention nosokomialer Infektionen unabdingbar und unbedingt notwendig, um die Sicherheit von Patienten, Gesundheitsfachkräften und Besuchern der Gesundheitseinrichtungen zu gewährleisten“, sagt Ludmila Khomyakova, Leiterin der Außenstelle Kramatorsk des Regionalen Laborzentrums Donezk beim Ministerium für Gesundheit der Ukraine.

Die Patientensicherheit lässt sich jedoch nicht allein durch Schulungen gewährleisten. Ein Mangel an entsprechender Ausstattung stellt eine weitere Herausforderung dar. Daher hat die WHO zur Modernisierung von Sterilisationsabteilungen in ausgewählten Krankenhäusern beigetragen. So wurden etwa dem Regionalen Kinderkrankenhaus von Luhansk und der für die Traumaversorgung zuständigen Abteilung des Regionalkrankenhauses von Luhansk drei für die Sterilisation und Dekontamination eingesetzte Druckkammern zur Verfügung gestellt.

Im Nordwesten Syriens erproben die WHO und ihre Partnerorganisationen ein Programm, in dessen Rahmen die Einhaltung der WHO-Leitlinien zur Infektionsprävention und -bekämpfung in 30 Gesundheitseinrichtungen beurteilt wird, um Bereiche mit Verbesserungsbedarf zu identifizieren. Die Fortschritte bei der Umsetzung der Empfehlungen werden von einer Einsatzgruppe überwacht, zu der WHO-Experten und zwei Ansprechpersonen pro Einrichtung gehören, die weitere Orientierungshilfe geben. Bislang wurden über 100 in diesen Einrichtungen arbeitende Gesundheitsfachkräfte von der WHO geschult, um ihr Wissen und ihre Fähigkeiten im Bereich der Patientensicherheit zu verbessern. Für viele war es das erste Mal, dass sie ein solch spezialisiertes Training erhalten.

„Es mag eine Binsenweisheit sein, dass Vorbeugung die beste Medizin ist, doch oft ist es wahr. Substantielle Maßnahmen wie Händewaschen und ein angemessenes Abfallmanagement sorgen dafür, dass Patienten eine bessere Versorgung erhalten“, sagt Annette Heinzelmann, Leiterin des für die Hilfsmaßnahmen im Nordwesten Syriens zuständigen WHO-Programms für gesundheitliche Notlagen in Gaziantep (Türkei). „Wir sind stolz auf die Arbeit, die wir gemeinsam mit unseren Partnern leisten, nicht nur hinsichtlich der Verbesserung von Fähigkeiten, sondern auch zur Schaffung einer Kultur, in der angemessene Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung von Infektionen tief in die Erbringung von Gesundheitsleistungen eingebettet sind.“

Die acht Kernkomponenten von Infektionsprävention und -bekämpfung

Jeden Tag entwickelt einer von zehn stationären Patienten eine nosokomiale Infektion. Die Infektionsprävention und -bekämpfung ist ein einzigartiges Merkmal von Patientensicherheit und Versorgungsqualität, das für jede Gesundheitsfachkraft und jeden Patienten bei jeder Art von Interaktion im Gesundheitsbereich gleichermaßen relevant ist. Es erfordert konstanten Handlungsbedarf auf allen Ebenen des Gesundheitssystems, vom politischen Entscheidungsträger bis hin zum Geschäftsführer von Gesundheitseinrichtungen, von der Gesundheitsfachkraft bis hin zu jenen, die Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen.

Acht Kernkomponenten der Infektionsprävention und -bekämpfung sind von entscheidender Bedeutung, um Patientensicherheit und die Verbesserung der Versorgungsqualität zu gewährleisten:

  1. ein engagiertes Team mit einer ausreichenden Anzahl an Mitarbeitern
  2. die Kenntnis und Einhaltung der globalen Leitlinien und Standards
  3. eine systematische Schulung des Gesundheitspersonals
  4. ein zuverlässiges Surveillance-System zur Überwachung nosokomialer Infektionen
  5. integrierte Strategien für eine erfolgreiche Umsetzung
  6. Überwachungs- und Evaluationsmechanismen
  7. eine angemessene Anzahl an Gesundheitsfachkräften pro Patient
  8. unentbehrliche Güter und ein sicheres Umfeld.

„Patienten und Gesundheitsfachkräfte müssen jederzeit sicher und geschützt sein, egal wo und in welcher Situation. Die acht Kernkomponenten der Infektionsprävention und -bekämpfung sind essentiell, um zu gewährleisten, dass jeder Patient während seines Krankenhausaufenthalts sicher ist“, erklärt Ana Paula Coutinho Rehse, Expertin für Infektionsprävention und -bekämpfung beim WHO-Regionalbüro für Europa, abschließend.