Das Bündnis für psychische Gesundheit

Die psychische Gesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil des individuellen und kollektiven Wohlbefindens. Sie wird oft durch belastende oder ungünstige Lebens- oder Arbeitsbedingungen oder wirtschaftliche Verhältnisse sowie durch soziale Ungleichheiten, Gewalterfahrungen und Konflikte gefährdet: in diesem Zusammenhang hat die COVID-19-Pandemie verdeutlicht, wie anfällig die psychische Gesundheit sein kann. Psychische Gesundheitsprobleme sind weit verbreitet und stellen in der Europäischen Region eine der häufigsten Ursachen von Leiden und Behinderung dar.

Von den Problemen aufgrund psychischer Erkrankungen sind alle Altersgruppen und sozialen Gruppen betroffen. Hierzu zählen die sprunghafte Zunahme von sog. „Verzweiflungskrankheiten“ (diseases of despair), die anhaltende Prävalenz von Depressions- und Angststörungen unter jungen Menschen, die Verbreitung von Selbstschädigung und Suizid und die unerfüllten Bedürfnisse von Menschen, die an Demenzerkrankungen oder Autismus-Spektrum-Störungen leiden. Konkrete Herausforderungen sind die zunehmende Anzahl von Burnout-Fällen unter Gesundheitsfachkräften, die Notwendigkeit einer Inangriffnahme der Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die psychische Gesundheit und die Notwendigkeit einer Förderung der Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften, die von Konflikten betroffen sind.

In vielen Fällen wird das Leid von Einzelpersonen und ihren Familien durch Stigmatisierung, Diskriminierung, Menschenrechtsverletzungen und soziale Ausgrenzung noch verstärkt. Dies führt dazu, dass die Art, wie die Gesellschaft mit Menschen umgeht, die an psychischen Erkrankungen leiden, zu einem Teil des Problems wird.

Das Bündnis für psychische Gesundheit wird unter der Schirmherrschaft Ihrer Majestät Königin Mathilde von Belgien hochrangige, engagierte Persönlichkeiten und einflussreiche Interessengruppen wie etwa betroffene Menschen selbst an einen Tisch bringen, um gesellschaftliche Einstellungen gegenüber psychischen Gesundheitsproblemen von Grund auf zu verändern.

Das Bündnis wird darauf hinarbeiten, durch die verstärkte Förderung der psychischen Gesundheitskompetenz, auch unter Gesundheitsfachkräften, Stigmatisierung und Diskriminierung zu beseitigen. Es wird das Engagement für Investitionen in die psychische Gesundheit mobilisieren und für Reformen im Gesundheitswesen werben, die die psychische Gesundheitsversorgung in allen Mitgliedstaaten auf den Stand des 21. Jahrhunderts und in Einklang mit den Werten der Europäischen Region bringen können. Das Bündnis wird dazu beitragen, die Art und Weise zu verändern, wie Gesellschaften in der Europäischen Region die psychische Gesundheit wahrnehmen, und wird die Länder zudem dabei unterstützen, ihr Gesundheitswesen in Bezug auf die Arbeit mit Einzelpersonen und Gemeinschaften zur Verbesserung ihrer psychischen Gesundheit zu optimieren.

Das Bündnis wird:

  • eine übergeordnete Rahmenstruktur für den Erfahrungsaustausch und für die Mobilisierung nationaler Vorkämpfer, Fürsprecher und Innovatoren schaffen;
  • als Dach für die organisationsübergreifende und regionsweite Überprüfung gewonnener Erkenntnisse und zukünftiger Perspektiven für die Politikgestaltung und -umsetzung im Bereich der psychischen Gesundheit dienen;
  • die grundlagenorientierte und angewandte Forschung im Bereich der psychischen Gesundheit anregen und dabei besonderes Augenmerk auf die Schnittstelle zwischen Gesundheits-, Sozial- und Gemeindeversorgung sowie die Rolle der primären Gesundheitsversorgung, die Schnittmenge zwischen psychischer Gesundheit und Gleichstellung sowie die Rolle vorübergehender oder langfristiger finanzieller Unsicherheit legen;
  • in den Ländern den politischen Dialog über psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung erleichtern, um zentrale Prioritäten im Bereich der psychischen Gesundheit (z. B. ressortübergreifende Präventionsmaßnahmen, Digitalisierung der psychischen Gesundheitsversorgung, Deinstitutionalisierung der psychiatrischen Versorgung und Investitionen in entsprechende gemeindenahe Strukturen, Zusammenarbeit zwischen Netzwerken des Gesundheits- und Sozialwesens, und forensische Psychiatrie) in nationale Handlungskonzepte und Pläne einzubeziehen.