Monica und Damian

Monica und Damian wurden mit einer zerebralen Lähmung in einem osteuropäischen Land geboren. Ihre Mutter war allein erziehend. Da sie bei der Versorgung ihrer Kinder nicht die nötige Unterstützung erhielt, ließ sie sie im Alter von neun bzw. zehn Jahren in eine psychiatrische Einrichtung einweisen. Ein Jahr später wurden die Kinder in einem Internat speziell für Kinder mit Mobilitätsbeeinträchtigungen untergebracht. In einem vor kurzem geführten Gespräch erzählten beide Geschwister von der starren Routine an der Schule und von der fehlenden Freiheit. Sie erzählten auch, wie sie sich immer darüber freuten, wenn sie bei gelegentlichen Ausflügen einmal aus der Schule herauskamen: „Unser Alltag war nicht gerade angenehm. Wir hatten kaum Freiheiten oder Zeit zum Entspannen. Für alles gab es einen Zeitplan ...“, sagt Monica.

Beide stimmen darin überein, dass ihr Leben dort langweilig und eintönig gewesen sei. Doch auch wenn sie sich in dem Internat isoliert gefühlt hätten, so habe sich ihre Situation noch verschlimmert, als sie später in einer Einrichtung untergebracht wurden, in der sie zehn Jahre lang lebten. Dennoch hatten Monica und Damian mehr Glück als viele andere Kinder, da sie zusammen bleiben durften.
Monica kam gut mit den meisten Kindern in der Einrichtung zurecht und ist auch nach ihrem Auszug mit einigen von ihnen noch befreundet. Sie hatte aber oft Streit mit dem Personal und litt unter dem Gefühl, dass offenbar niemand sie verstehe: „Wir alle haben das gleiche Schicksal, aber wir sind anders. Wegen unserer Behinderung sind wir einfach anders ... Manchmal war es uns ein bisschen peinlich, und manchmal hatten wir das Gefühl, dass sie uns nicht ganz verstanden, dass sie uns nicht so sahen, wie wir waren.“

Weder Monica noch Damian sprechen gern über ihre Vergangenheit, und viele ihrer Erinnerungen rufen negative Emotionen hervor. Auf die Frage, was sie von dem Leben in einer Einrichtung gelernt hätten, antwortet Monica, dass ein Mensch, der eine Familie hat, nie andere verstehen kann, die keine haben: „Wir hätten eine andere Rolle in der Welt gespielt; wer weiß, vielleicht wären wir sogar andere Menschen geworden, wenn wir Teil einer Familie gewesen wären.“

Damian sagt, er habe gelernt, dass „das Schicksal es mit manchen Menschen nicht gut meint“.

Die beiden Jugendlichen leben in einer Übergangseinrichtung für Waisen, aber sie haben Träume für ihre Zukunft. Monica möchte lernen, wie man mit dem Computer umgeht, und würde gerne London besuchen. Sie wünscht sich eine Familie und einen Menschen, dem sie persönliche Dinge erzählen kann, vielleicht einen verständnisvollen Ehemann. Damian möchte eine Ausbildung als Elektrotechniker machen und wünscht sich ebenfalls eine Familie.

Bisher haben sie noch nicht die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um ihr Potenzial ausschöpfen zu können. Beide sind sich nicht sicher, wie es für sie weitergehen soll oder was das Leben für sie bereithält, wenn ihr vorübergehender Aufenthalt zu Ende geht. Mit einer angemessenen Unterstützung durch ihr Umfeld können die beiden Jugendlichen später ein unabhängiges Leben führen und ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten. Sie verdienen eine Chance.