Förderung gesünderer und nachhaltigerer Ernährungsweisen – aus den Erfahrungen des Mittelmeerraums und der neuen nordischen Küche lernen

WHO/Mathew Twells

Das WHO-Regionalbüro für Europa hat einen neuen zusammenfassenden Bericht des Health Evidence Network veröffentlicht, in dem die Umsetzung und Wirksamkeit von Konzepten auf der Grundlage der nordischen und mediterranen Ernährungsweise untersucht werden. Die gesundheitsförderlichen Eigenschaften der mediterranen und neuen nordischen Ernährungsweise, einschließlich der schützenden Wirkung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes, sind wissenschaftlich erwiesen. Es fehlt jedoch an Richtlinien, wie die gesundheitlichen Vorteile dieser Ernährungsweisen sich in spezifische, messbare und realistische Handlungskonzepte umsetzen lassen, um das Ernährungsverhalten der Bevölkerung zu verbessern. Der Bericht fasst die beste verfügbare Evidenz zusammen, anhand derer sich veranschaulichen lässt, was bereits in der Europäischen Region umgesetzt wurde, und unterstützt die politischen Entscheidungsträger dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Die traditionelle mediterrane Ernährungsweise stammt aus den Regionen des Mittelmeerraums, in denen Oliven angebaut werden, und hat starke kulturelle Verbindungen zu diesen Gebieten. Die Ernährungsweise ist gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an pflanzenbasierten Produkten (Früchte, Gemüse, Nüsse und Getreide) sowie Olivenöl; einen moderaten Anteil an Fisch und Geflügel; sowie einen geringen Anteil an Milchprodukten (vorwiegend Joghurt und Käse), rotem Fleisch, verarbeiteten Fleischprodukten und Süßwaren (die oft durch frische Früchte ersetzt werden). Zudem wird davon ausgegangen, dass auch eng mit der traditionellen mediterranen Ernährungsweise verbundene soziale und kulturelle Faktoren (etwa gemeinsames Essen, Mittagsschlaf oder lang andauernde Mahlzeiten) zu den positiven gesundheitlichen Effekten beitragen, die im Mittelmeerraum zu verzeichnen sind.

Die neue nordische Ernährungsweise hat viele Gemeinsamkeiten mit der mediterranen Ernährungsweise, umfasst jedoch vornehmlich Nahrungsmittel, die traditionell aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden stammen. Zu den Hauptbestandteilen der neuen nordischen Ernährungsweise gehören Beeren und Früchte, fetter Fisch (Hering, Makrele und Lachs), magerer Fisch, Hülsenfrüchte, Gemüse (Kohl und Wurzelgemüse) sowie Vollkorngetreide (Gerste, Hafer und Roggen). Ein entscheidender Unterschied ist die Verwendung von Rapsöl anstelle von Olivenöl. Die nordische Ernährungsweise basiert überwiegend auf Pflanzen und lokal erzeugten Produkten, wodurch eine umweltfreundlichere Produktion mit geringeren Abfallmengen bei Konsum innerhalb der nordischen Region gewährleistet wird.

Der Bericht stellte fest, dass insgesamt 15 Länder in der Europäischen Region derzeit Handlungskonzepte auf Basis der neuen nordischen und der mediterranen Ernährungsweise empfehlen oder umsetzen und dabei die gesundheitlichen Vorteile sowie – in einigen Fällen – die kulturelle Bedeutung dieser Ernährungsweisen hervorheben. Darüber hinaus haben
insbesondere die nordischen Länder gemeinschaftliche Handlungskonzepte durch länderübergreifende Initiativen ausgearbeitet. Der Bericht fand jedoch weniger Belege für die Entwicklung von Handlungskonzepten als angenommen sowie nur eingeschränkte Belege für eine routinemäßige Bewertung der Wirkung.

Zeitgleich mit der Veröffentlichung des Berichts veranstaltet das WHO-Regionalbüro für Europa ein eintägiges Symposium mit Mitgliedstaaten aus dem Mittelmeerraum und der nordischen Region, um Erfahrungen auszutauschen und über Herausforderungen und Lösungen zu sprechen. Das Symposium wird zusammen mit dem Nordischen Ministerrat organisiert. Zu den Diskussionsthemen der Veranstaltung gehört etwa die Frage, wie Regierungen die mediterrane und neue nordische Ernährungsweise nutzen können, um ernährungsbezogene Identität und Verbrauchernachfrage zu beeinflussen und die Nahrungsmittelqualität zu verbessern. Auf lange Sicht wird davon ausgegangen, dass diese Bemühungen zu einer Verlagerung hin zu einer gesünderen und nachhaltigeren Ernährungsweise beitragen können.

Angesichts des Schwerpunkts der Tagung (Ernährungskultur und ernährungsbezogene Identität) werden auch Spitzenköche an dem Symposium teilnehmen, da diese in vielen Fällen zu den wichtigsten Einflussnehmern im Bereich Ernährung gehören und wichtige Verbündete darstellen. Sie werden Beiträge zu den Diskussionen leisten und aufzeigen, wie sich eine gesunde Ernährungsweise in die Planung einer schmackhaften und nachhaltigen Mahlzeit einbinden lässt.

Sowohl der Bericht als auch das Symposium dienen der Umsetzung des Europäischen Aktionsplans Nahrung und Ernährung (2015–2020) der WHO, der Arbeit des WHO-Regionalbüros für Europa im Rahmen der Ziele für nachhaltige Entwicklung und der Vorbereitung der dritten hochrangigen Tagung zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten. Die Veranstaltung dient hauptsächlich der Veranschaulichung und soll die Länder dazu anregen, ihre Arbeit im Bereich der gesunden Ernährung, ernährungsbezogenen Identität und Gastronomie aktiv fortzusetzen.