Aktuelles zum Thema Polio in Tadschikistan und Zentralasien

21. Mai 2010

Das aktuelle epidemiologische Bild in Tadschikistan

Bis zum 19. März 2010 hatte Tadschikistan 432 Fälle der akuten schlaffen Lähmung (AFP) gemeldet und in 129 Fällen davon wurde im Labor das Poliowildvirus Typ 1 bestätigt. Alle im Labor bestätigten Fälle sind bislang in der Hauptstand Duschanbe und umliegenden Provinzen sowie in der Provinz Khatlon im Südwesten des Landes aufgetreten.

Von den 129 bestätigten Polio-Fällen betrafen 27 (21%) Kinder im Alter von unter 1 Jahr, 80 (62%) Kinder von 1–5 Jahren, 15 (12%) Kinder von 6–14 Jahren und 7 (5%) die Altersgruppe 15 Jahre und älter.

In der ersten Impfrunde hatten 1 129 168 Personen (97% der Zielgruppe) die erste von drei Dosen des monovalenten oralen Polioimpfstoffs (mOPV1) erhalten. Die zweite Runde der nationalen Impfkampagne ist nahezu abgeschlossen (18.–22. Mai) und die dritte wird vom 1. bis 5. Juni durchgeführt.

Das internationale Expertenteam untersucht den Ausbruch weiterhin sehr gründlich und unterstützt die tadschikische Regierung gemeinsam mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und anderen zentralen Partnern. Die WHO arbeitet eng mit den Nachbarländern Tadschikistans in der Europäischen Region der WHO (Kasachstan, Kirgisistan, Turkmenistan und Usbekistan) in Bezug auf Vorsorge- und Gegenmaßnahmen zusammen. Die WHO führt auch Risikobewertungen durch, damit gegebenenfalls weitere Mitgliedstaaten ausfindig gemacht werden können, in denen ein hohes Risiko einer Übertragung des Poliowildvirus besteht.

Aktuelles aus der Nachbarregion und der Russischen Föderation


Die Regierungen Kasachstans, Kirgisistans, Turkmenistans und Usbekistans haben ihre Überwachung verstärkt und Impfkampagnen eingeleitet oder werden dies in Kürze tun. Zusammen mit ihren internationalen Partnern hat die WHO Expertenteams nach Kirgisistan und Usbekistan entsandt, um die epidemiologische Überwachung zu verstärken und nationale und internationale Impfaktivitäten zu unterstützen.

Usbekistan

In Usbekistan wurden seit Januar 29 AFP-Fälle gemeldet. In 23 Fällen davon konnte der Verdacht auf Polio im Labor nicht erhärtet werden, in sechs Fällen stehen die Ergebnisse noch aus. Gemeinsam mit UNICEF und weiteren zentralen Partnern unterstützt die WHO die Umsetzung und Beobachtung einer in zwei Runden durchgeführten Impfkampagne, durch die fast 2,9 Millionen Kinder im Alter von unter 5 Jahren gegen Polio geimpft werden sollen und ein hoher Impfschutz gegen das Virus erreicht werden soll.

Die erste Runde der Impfkampagne wurde am 17. Mai eingeläutet und am Ende des zweiten Tages sprach das Gesundheitsministerium bereits von einer hohen Erfolgsquote (69%). Internationale Beobachter in jeder Provinz bestätigten den großen Andrang in den Gesundheitseinrichtungen. Die zweite Impfrunde ist für den 7. bis 13. Juni 2010 geplant.

Kasachstan

Die Regierung Kasachstans hat ihre Überwachung von AFP-Fällen verstärkt und steht hinsichtlich der weiteren vorbereitenden Planung in engem Kontakt mit der WHO. Das Gesundheitsministerium plant für Juli 2010 eine Impfrunde gegen Polio, die über 1,8 Millionen Kinder im Alter von unter 6 Jahren erreichen soll. Die Impfstoffe werden derzeit beschafft.

Turkmenistan

Die Regierung Turkmenistans hat ihre Überwachung von AFP-Fällen verstärkt und steht hinsichtlich der weiteren vorbereitenden Planung in engem Kontakt mit der WHO. Das Gesundheitsministerium plant eine nationale Impfkampagne gegen Polio für Kinder im Alter von unter 5 Jahren. Der Einkauf von 1 Mio. Dosen Impfstoff steht kurz bevor, doch wird für den Einkauf weiterer 500 000 Dosen noch Unterstützung von außen benötigt.

Russische Föderation

Am 18. Mai 2010 hat die Russische Föderation die Einschleppung von Polio durch ein 9 Monate altes Kind im Labor bestätigt. Das Kind war am 1. Mai aus Tadschikistan in Irkutsk angekommen. Die Russische Föderation hat ihre Überwachung von AFP-Fällen verstärkt und impft anfällige Bevölkerungsgruppen.

Partner und Geldgeber

Die WHO arbeitet in enger Partnerschaft mit UNICEF, den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) der Vereinigten Staaten, der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften und Save the Children International zusammen.

Die internationalen Bemühungen zur Bewältigung des Polio-Ausbruchs werden finanziell von Rotary International, der United States Agency for International Development (USAID) und dem United Kingdom Department for International Development (DFID) unterstützt. WHO und UNICEF werben aktiv für zusätzliche Mittel, damit Vorsorge- und Gegenmaßnahmen unterstützt werden können.