Europäische Region verstärkt Anstrengungen zur Erhaltung der Zukunft der Kinder durch Schaffung einer gesunden Umwelt

Kopenhagen, Mailand, Rom, 10. März 2008

Vorbereitungen auf die Fünfte Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit laufen an

Mit einem Aufruf zur Verstärkung der Anstrengungen zum Schutz der Gesundheit und künftigen Lebenschancen unserer Kinder vor umweltbedingten Gefahren beginnen heute auf einer Tagung in Mailand die Vorbereitungen auf die Fünfte Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit der WHO. Diese von Italien ausgerichtete Veranstaltung wurde vom WHO-Regionalbüro für Europa gemein-sam mit dem Europäischen Ausschuss für Umwelt und Gesundheit (EEHC) organisiert. Mit dieser ersten von insgesamt drei hochrangigen Tagungen zur Vorbereitung der Europäischen Ministerkonferenz soll die Partnerschaft zwischen Gesundheitspolitik, Umweltpolitik und anderen Politikbereichen verstärkt werden, um eine Verbesserung der Gesundheitssituation der Menschen in der gesamten Europäischen Region herbeizuführen und dabei die Bedürfnisse junger Menschen besonders zu berücksichtigen. Auf der Fünften Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit, die 2009 in Italien stattfinden soll, ist eine Bestandsaufnahme der Umsetzung der von den Ländern in den letzten fünf Jahren eingegangenen Verpflichtungen sowie der dadurch ggf. bewirkten Veränderungen vorgesehen.

Mit bewährten gesundheitlichen Interventionen könnten in den 53 Mitgliedstaaten der Europäischen Region jährlich fast 1,8 Mio. Menschenleben gerettet werden. Da die Kinder zu den am stärksten ge-fährdeten Mitgliedern der Gesellschaft gehören, würden Maßnahmen zu ihrem Schutz der gesamten Bevölkerung zugute kommen. So könnten durch Bekämpfung von Luft- und Trinkwasserverschmut-zung sowie der Belastung durch Verletzungen und chemische Schadstoffe 6 Mio. gesunde Lebensjahre bei Kindern und Jugendlichen hinzugewonnen werden. Neu entstehende Bedrohungen, die die Einwirkung der Umwelt auf die Gesundheit verstärken, stellen eine neue Herausforderung dar; die bedeutendste ist der Klimawandel.

„Die Europäische Region steht in vorderster Linie bei einem Prozess, dessen Ziel die schnellstmögliche Reduzierung der wichtigsten umweltbedingten Gesundheitsrisiken ist“, sagt Dr. Marc Danzon, WHO-Regionaldirektor für Europa. „In den letzten 20 Jahren konnten Länder, die entschlossene Maßnahmen ergriffen und durchgeführt haben, erhebliche Verbesserungen erzielen und viele Menschenleben retten. Dass es trotzdem noch beträchtliche Unterschiede innerhalb der Region gibt, zeigt, dass hier noch zielgerichtete Maßnahmen notwendig sind.“

Während im westlichen Teil der Region die Besorgnis über umweltbedingte Gesundheitsfolgen vor allem den durch Schadstoffbelastung bedingten chronischen Erkrankungen gilt, hat ein erheblicher Teil der Bevölkerung der Region immer noch mit den „traditionellen“ umweltbedingten Gesund-heitsproblemen wie der Versorgung mit sicherem Trinkwasser zu kämpfen. So ist im mittleren und östlichen Teil der Region das Trinkwasser nur in 30—40% der Haushalte sicher. Nach vorhandenen Erkenntnissen könnte durch die Bereitstellung von sicherem Trinkwasser und ausreichenden sanitären Einrichtungen die durch Durchfallerkrankungen bedingte Morbidität um 26% gesenkt werden. Vor diesem Hintergrund haben viele Länder der Europäischen Region bereits Maßnahmen zur Stärkung ihrer Gesundheitssysteme ergriffen und leisten Informationsarbeit in Bezug auf die Entdeckung von Ausbrüchen wasserbedingter Krankheiten.

Diese sollten durch Maßnahmen zur Verringerung der durch andere Faktoren wie Luftverschmut-zung, Klimawandel und Verletzungen bedingten Gesundheitsschäden ergänzt werden, die nach jüngsten Forschungsergebnissen eine wesentlich wichtigere Rolle spielen als bisher angenommen. So könnten mit einer Senkung der Luftschadstoffemissionen in der Europäischen Union jährlich über ein Million Menschenleben gerettet werden. Ebenso hätten viele der rund 70 000 zusätzlichen Todesfälle in Verbindung mit der Hitzeperiode von 2003 vermieden werden können, wenn die Ge-sundheitssysteme dafür ausreichend gerüstet und somit handlungsfähig gewesen wären. Wenn alle Länder in der Region eine so niedrige Verletzungsmortalität hätten wie das Land mit der niedrigsten Rate, so würden jährlich 500 000 Menschen weniger sterben.

Bewältigung umweltbedingter Gesundheitsrisiken in der Europäischen Region und in Italien

Zu den Maßnahmen, die die Länder der Europäischen Region zur Erhaltung der Zukunft der Kinder durch Schaffung einer gesunden Umwelt ergriffen haben, gehören: Prävention und Behandlung von Infektionskrankheiten bei Kindern, u. a. durch Verbesserung des Zugangs zu sicherem Trinkwasser in der Schule (Usbekistan); Bestimmungen zur Verringerung der durch Alltagsunfälle bedingten Mortalität bei Kindern unter 14 Jahren um 50% (Frankreich); Projekte zur Förderung einer gesun-den Raumluft in Grundschulen durch Verbesserung der Belüftung (Niederlande); und Verschärfung der Bestimmungen sowie der Sensibilisierung junger Menschen für den Schutz der Gesundheit vor chemischen Schadstoffen (Albanien und Armenien).
„Investitionen in die Forschung sind eine wesentliche Voraussetzung für die Bestimmung wirksa-mer Gegenmaßnahmen gegen umweltbedingte Gesundheitsrisiken, insbesondere wenn sie durch den Klimawandel verursacht werden“, sagt Corrado Clini, der Vorsitzende des EEHC. „In allen Ländern könnte durch Einführung neuer umweltfreundlicher Technologien in der Energieerzeugung eine erhebliche Verbesserung der Gesundheitssituation erreicht werden. Italien hat mit seinen Pro-grammen zur Zusammenarbeit im Umweltbereich diese Aufwärtsspirale beim Erfahrungs- und Wissensaustausch in Gang gesetzt.“

„Die Länder der Europäischen Region arbeiten nun intensiv an der Umsetzung ihrer nationalen Pro-gramme zur Verbesserung von Umwelt und Gesundheit der Kinder, zu deren Schaffung sie sich 2004 in Budapest verpflichtet hatten. Die Gesundheit unserer Kinder ist nicht verhandelbar. Kinder brauchen und verdienen ein grundlegendes Menschenrecht auf eine saubere und gesundheitsförder-liche Umwelt. Die Beteiligung der Jugend an dieser Arbeit begann 2004 auf der Budapester Konfe-renz und ist von äußerster Bedeutung für die Umsetzung des Aktionsplans zur Verbesserung von Gesundheit und Umwelt der Kinder in der Europäischen Region der WHO. Die Beteiligung der Ju-gendlichen ist auch wichtig, um die gesundheitlichen Gefahren des Klimawandels zu bekämpfen und einzudämmen“, sagt Dr. Jon Hilmar Iversen, stellvertretender Vorsitzender des EEHC.

Italien gehört zu den Ländern in der Europäischen Region, die eine detaillierte Bewertung der ge-sundheitlichen Auswirkungen von umweltbedingten Risiken vorgenommen haben. 2006 kam eine Studie des WHO-Regionalbüros für Europa zu dem Schluss, dass in italienischen Großstädten jähr-lich über 8000 Todesfälle auf die Langzeitfolgen der Luftbelastung durch Feinstaub (PM) und Ozon verursacht werden, und zeigte Wege zur Verbesserung der Luftgüte auf. Im Jahr 2007 errechnete der erste Bericht über Klimawandel und Gesundheit in Italien eine durchschnittliche dreiprozentige Erhöhung der Zahl der Todesfälle für jedes Grad Temperaturanstieg und prognostizierte einen An-stieg der Todesfälle und Erkrankungen infolge von Hitzeperioden und Überschwemmungsereignis-sen, neuen vektor-, wasser- und lebensmittelbedingten Krankheiten und längeren Pollensaisonen in Gegenwart und Zukunft.

„Im Einklang mit der Strategie des WHO-Regionalbüros für Europa hat Italien das Konzept Ge-sundheit in allen Politikbereichen vollständig umgesetzt“, sagt Donato Greco, Leiter der Abteilung Prävention und Kommunikation im Gesundheitsministerium, „da wir die ätiologische Bedeutung von nicht unmittelbar gesundheitsbezogenen Risikofaktoren wie Tabak- und Alkoholkonsum, Ernährung und Bewegung für die meisten chronischen Erkrankungen erkannt haben. Um sie zu be-kämpfen, hat Italien sämtliche Ministerien sowie zahlreiche gesellschaftliche Gruppen und Herstel-lerverbände offiziell zur Beteiligung an dem Programm „Zugewinn an Gesundheit – Gesunde Ent-scheidungen erleichtern“ verpflichtet.

Die Kommunalbehörden spielen eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung der Probleme der Bevölkerung und ihrer Bekämpfung unter Beteiligung der Bürger. „Die Poebene weist ungünstige natürliche Bedingungen für die Ausbreitung von Schadstoffen auf“, sagt Roberto Formigoni, Präsi-dent der Region Lombardia. „Wir betreiben seit langem eine mutige Politik, die durch ehrgeizige Emissionsziele und Anreize für die Erneuerung von Anlagen, Fahrzeugen und Brennstoffen geprägt ist und von der Europäischen Union begrüßt wird. Wir haben die Verwendung von Heizöl verboten und in den öffentlichen Nahverkehr investiert. Die PM10-Konzentrationen konnten um 8% reduziert werden, und so werden wir diesen schwierigen, aber dennoch gewinnbaren Kampf entschlossen fortsetzen.“

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