Influenza A/H1N1: WHO ruft Pandemie-Alarmstufe 6 aus – Moderater Schweregrad

Kopenhagen, 11. Juni 2009

Heute hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach Bewertung aller vorliegenden Erkenntnisse sowie nach eingehenden Beratungen mit Experten die Pandemie-Alarmstufe für Influenza A/H1N1 von Phase 5 auf Phase 6 erhöht. Die WHO betont, dass dies keine Aussage über die Gefährlichkeit des Virus darstellt, sondern lediglich bedeutet, dass es deutliche Hinweise auf eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung in einer Vielzahl von Ländern in anderen Regionen der Welt als dem amerikanischen Kontinent gibt, von wo aus die Krankheit sich seit April ausgebreitet hatte.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stuft die WHO den Schweregrad der Pandemie als moderat ein. Sie empfiehlt den Ländern, ihre Pläne und Maßnahmen an den derzeit moderaten Schweregrad des vorliegenden Pandemiestamms und an die Ausbreitung und Gefährlichkeit der Krankheit auf ihrem Hoheitsgebiet anzupassen.

Die WHO hält es jetzt für wichtiger, eine angemessene medizinische Versorgung der Betroffenen sicherzustellen, als die Ausbreitung des Virus aufzuhalten. Die Anstrengungen sollten darauf abzielen, den Verlauf der Pandemie aufmerksam zu verfolgen und den Ländern beim Verständnis dieser Entwicklung zu helfen, einen regen Informationsaustausch mit den anderen maßgeblichen Akteuren über das Virus zu gewährleisten und die Entwicklung in Bezug auf wissenschaftliche und klinische Fragen mitzuverfolgen. Da Pandemien sich auf vielerlei Weise auf öffentliche Gesundheit und Gesellschaft auswirken können, müssen die Regierungen ihre Mittel gezielt einsetzen, um die betroffenen Patienten zu versorgen und die Bürger darüber aufzuklären, wie sie sich und ihre Familien schützen können.

Die WHO rät von Grenzschließungen sowie jeglicher Art von Reisebeschränkungen ab, da es keine Hinweise dafür gibt, dass sich dadurch die Ausbreitung der Krankheit verhindern lässt. Vielmehr könnten solche Maßnahmen eine schwerwiegende Störung der internationalen Verkehrs- und Handelsströme zur Folge haben.

Gegenwärtig gibt es hinsichtlich der Pandemie noch viele Unbekannte, da es sich noch um eine neue Krankheit handelt. Die Erfahrung mit früheren Pandemien zeigt jedoch, dass sich ihr Schweregrad mit der Zeit verändern und auch von Ort zu Ort bzw. von einer Bevölkerungsgruppe zur anderen unterscheiden kann. Eine Pandemie kann sich über mehrere Jahre hinziehen. Darüber hinaus kann sich die Pathogenizität des Virus in Zukunft verändern. Die WHO wird deshalb den weiteren Verlauf der Pandemie aufmerksam verfolgen.

„Die WHO verfügt über zwei leistungsstarke Instrumente für eine zuverlässige Überwachung der Pandemie: das Netzwerk der nationalen Anlaufstellen für die Internationalen Gesundheitsvorschriften und das Europäische Überwachungsnetzwerk für die saisonale Grippe. Wir haben viel Mühe und beträchtliche Mittel in ihren Aufbau investiert, und deshalb sind wir nun besser vorbereitet,“ sagt Dr. Nata Menabde, Stellvertretende Regionaldirektorin beim WHO-Regionalbüro für Europa. „Im Augenblick konzentriert sich unsere Arbeit darauf, die Mitgliedstaaten bei der Stärkung ihrer Gesundheitssysteme zu unterstützen, damit sie die Pandemie bewältigen können. Länder, die labortechnische Ausrüstung für den Notfall benötigen, erhalten diese von uns. Für das zuständige Gesundheitspersonal werden Schulungen zum Thema Pandemievorsorge angeboten. Wir bereiten derzeit für den Spätsommer mehrere Tagungen für bestimmte Gruppen von Ländern vor, die bei der Pandemievorsorge jeweils vor ähnlichen Herausforderungen stehen, damit sie sich auf die nächste Grippesaison vorbereiten können. Darüber hinaus wird auch an einem speziellen Instrument für die Verbesserung der Pandemiebereitschaft von Krankenhäusern gearbeitet. Und natürlich stehen unsere Experten rund um die Uhr mit ihrem Rat zur Verfügung.“

Mit Stand vom 10. Juni 2009 um 6.00 Uhr GMT hatten weltweit 74 Länder insgesamt 27 000 Fälle von Influenza A/H1N1 gemeldet, darunter 141 mit tödlichem Ausgang. Mit Stand vom 11. Juni 2009 um 6.30 Uhr GMT hatten 30 der 53 Mitgliedstaaten der Europäischen Region insgesamt 1572 Fälle von Influenza A/H1N1 gemeldet.

Auf den Websites des WHO-Regionalbüros für Europa und des WHO-Hauptbüros finden sich eine Vielzahl von Informationen und Empfehlungen für Gesundheitsbehörden, Gemeinden, Familien und Einzelpersonen.

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Fachreferent, Übertragbare Krankheiten
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