Zertifizierungskommission sorgt dafür, dass Europa auch künftig gegen Polio gewappnet ist
Kopenhagen, 30. Juni 2010
Das WHO-Regionalbüro für Europa hielt am 28. und 29. Juni 2010 in Kopenhagen die 23. Tagung der Regionalen Zertifizierungskommission für die Eradikation der Poliomyelitis in der Europäischen Region. Als unabhängiges Gremium von Gesundheitsexperten aus aller Welt ist die Kommission für die Überwachung der Poliofreiheit in der Europäischen Region der WHO zuständig. Auf ihrer jährlichen Tagung wird die Kommission über Fortschritte bei der Eradikation der Poliomyelitis auf globaler und regionaler Ebene unterrichtet und prüft die Jahresberichte der Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region über ihre Bemühungen zur Erhaltung des Status der Region als poliofrei. Zu dieser Aufgabe gehören die Aufrechterhaltung der Durchimpfungsraten, die Planung nationaler Gegenmaßnahmen bei Einschleppung des Poliovirus und die Durchführung von Surveillance-Maßnahmen auf akute schlaffe Lähmung (AFP). Im 23. Jahr der globalen Initiative zur Ausrottung der Poliomyelitis gilt es, die erreichte Dynamik zu erhalten und Europa auch weiterhin wirksam vor dem Wiederauftreten von Polio und anderen durch Impfung vermeidbaren Krankheiten zu schützen.
Zwölf Jahre nach Meldung des letzten einheimischen Falls wird die Europäische Region nun durch das Wiederauftreten des Polio-Wildvirus bedroht. Auf ihrer Tagung bewertete die Kommission die epidemiologische Situation und die von Tadschikistan ergriffenen Maßnahmen zur Unterbrechung der Übertragung des 2010 eingeschleppten Polio-Wildvirus Typ 1.
„Dieser erste Fall einer Einschleppung des Poliovirus seit der Zertifizierung der Region als poliofrei erinnert uns daran, wie unsicher die Fortschritte noch sind“, sagte Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa, in ihrer Eröffnungsansprache. „Die einzige Möglichkeit, unsere Bevölkerung und vor allem unsere Kinder zu schützen, besteht darin, eine hohe Durchimpfungsrate mit Polio-Impfstoffen zu erreichen bzw. aufrecht zu erhalten und die Funktionsfähigkeit der Surveillance-Systeme sicherzustellen. Insbesondere möchte ich die Notwendigkeit hervorheben, gefährdete Bevölkerungsgruppen zu erreichen und so Impflücken zu schließen.“
Am 23. April 2010 bestätigte das Referenzlabor der Europäischen Region in Moskau, dass der Polioausbruch in Tadschikistan auf das Polio-Wildvirus Typ 1 zurückzuführen sei. Bis 28. Juni hatte Tadschikistan insgesamt 334 im Labor bestätigte Fälle von Infektion mit dem Polio-Wildvirus Typ 1 gemeldet, darunter 15 (4,49%) mit tödlichem Ausgang.
„Die Kommission prüft die Daten aus den Ländern, und natürlich sind wir von den gemeldeten Daten abhängig“, sagte der Vorsitzende, Prof. David Salisbury, der beim britischen Gesundheitsministerium für Impffragen zuständig ist. „Im vergangenen Jahr haben wir unsere Besorgnis über die Situation in fünf Ländern der Region zum Ausdruck gebracht. Es ist tragisch, dass es trotz unserer Warnung zu diesem Ausbruch gekommen ist. Wir hoffen sehr, dass die Länder in diesem Jahr die von uns zur Sprache gebrachten Defizite ernst nehmen.“
Angesichts des Ausbruchs hat Tadschikistan bisher vier landesweite Impftage durchgeführt, davon zwei für Kinder unter sechs Jahren und zwei für Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren. Das Nachbarland Usbekistan hat zwei derartige Impfrunden durchgeführt und wird am 5. Juli eine dritte starten. In beiden Ländern war die Beteiligung extrem hoch. Andere Länder in der Subregion planen für die kommenden Monate weitere Impfkampagnen. Das WHO-Regionalbüro für Europa hält die Mitgliedstaaten und Partnerorganisationen weiterhin durch Schreiben an die Minister, Leitenden Medizinalbeamten und sonstigen Partner, durch Informationen auf seiner Website und durch Lageberichte mit Risikoabschätzungen, epidemiologischen Analysen und Schilderung von Gegenmaßnahmen auf dem Laufenden.
Dies ist ein ernüchternder Augenblick, da das Polio-Wildvirus in die Europäische Region eingeschleppt worden ist. Zum Abschluss der Tagung am 29. Juni unterstrichen die Mitglieder der Kommission die Bedeutung einer möglichst hohen Durchimpfung und leistungsfähiger Surveillance-Systeme in den Mitgliedstaaten, mit denen die Übertragung des Poliovirus schnell entdeckt und die erforderlichen Gegenmaßnahmen ergriffen werden können.
Das WHO-Regionalbüro für Europa wird in Kürze einen vollständigen Bericht über die Tagung vorlegen.
Fragen in Bezug auf Polio in der Europäischen Region beantwortet:
Dr. Rebecca Martin
Durch Impfung vermeidbare Krankheiten und Immunisierung
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 39 17 12 16
E-Mail: rma@euro.who.int
Wenn Sie weitere Auskünfte oder ein Interview wünschen, wenden Sie sich bitte an:
Robb Butler
Durch Impfung vermeidbare Krankheiten und Immunisierung
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 3917 15 52
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E-Mail: rbu@euro.who.int