WHO ruft zu gemeinsam Handeln gegen HIV in Europa auf

Wien (Österreich), 21. Juli 2010

WHO-Experten verwiesen heute während der 18. internationalen Aids-Konferenz in Wien auf ein krasses Ost-West-Gefälle beim Zugang zu Angeboten für Menschen, die mit HIV leben.

„Während sich die HIV-Epidemie im Westen der Region von Ausnahmen abgesehen stabilisiert hat, gerät sie im Osten zunehmend außer Kontrolle“, sagt Dr. Andrew Ball, Leitender Berater für Strategie und Praxis der HIV/Aids-Abteilung im WHO-Hauptbüro.

Bis Ende 2008 waren insgesamt über 1,2 Mio. HIV-Fälle in der Europäischen Region der WHO registriert worden im gleichen Jahr wurden 100 000 Neuinfektionen gemeldet. Im Westen liegt die Zahl der neu gemeldeten Fälle relativ stabil (ca. 20 000), doch im Osten verändert sie sich und steigt an (derzeit ca. 80 000). Insgesamt nimmt die HIV-Epidemie derzeit in der Europäischen Region weltweit am stärksten zu.

In der Region wird HIV oft durch IV-Drogenkonsum verbreitet und in einigen Ländern über sind 50 % der mit HIV lebenden Menschen Konsumenten injizierter Drogen. Außerdem haben viele von ihnen sich auch mit Tuberkulose und Hepatitis C infiziert. In vielen Ländern werden IV-Drogenkonsumenten diskriminiert und von Gesundheits- und Sozialleistungen, hierunter HIV-Therapie, ausgeschlossen.

Eines der am stärksten betroffenen Länder der Region, die Ukraine, meldete die bis heute höchste jährliche Neuinfektionsrate: 2008 waren es über 15 000. Die Ukraine hat reagiert, indem sie sterile Einwegspritzen an Konsumenten von Injektionsdrogen verteilte und Programme zur Opioidsubstitution schuf. Es ist nachgewiesen, dass diese der Gesundheit der Drogenkonsumenten nützen, weil sie den Nadelgebrauch reduzieren, der die Epidemie anheizt. Dr. Olena Eschenko und Dr. Natalia Nizova vom ukrainischen Gesundheitsministerium zufolge funktionieren Therapie und Prävention für Drogenkonsumenten in ihrem Land erwiesenermaßen.

Im Westen der Region hat sich die HIV-Situation relativ gesehen stabilisiert, z. B. in Portugal, wo die Lage früher bedrohlich war. „Durch mutige Schritte in Richtung Schadensminderung und Präventions- und Therapieangebote an die Konsumenten von Injektionsdrogen wurde der Epidemie Einhalt geboten“, sagt hierzu der portugiesische Aids-Koordinator Dr. Henrique Barros.

„Die krassen Ungleichheiten zwischen den Reaktionen auf HIV/Aids im Westen und im Osten der Region sind inakzeptabel“, sagt der Vorsitzende der European AIDS Treatment Group, Nikos Dedes (Griechenland). „Mehr gemeinsames Handeln ist erforderlich, um die rapide Ausbreitung der Krankheiten zu begrenzen und die Behandlung und Versorgung im Osten der Region zu verbessern.“

„Die Entwicklung von HIV in der Region hängt von der Frage des Zugangs zu Angeboten im Osten ab“, sagt hierzu Martin Donoghoe, Programmleiter für HIV/Aids, sexuell übertragene Infektionen und Virushepatitis beim WHO-Regionalbüro für Europa. „Wir müssen auch ein Wiederansteigen der HIV-Epidemie im Westen verhindern.“ Zur Verhinderung der schnellen Ausbreitung von HIV in der Region müssen die Regierungen und ihre Partner in der gesamten Europäischen Region der WHO viel besser aufeinander abgestimmt handeln.

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