WHO und Länder der Europäischen Region beraten über epidemieartige Zunahme nichtübertragbarer Krankheiten
Oslo, 24. November 2010
Hochrangige Regierungsvertreter aus fast 40 Ländern der Europäischen Region der WHO wollen morgen auf einer Tagung in Norwegen die Anstrengungen zur Prävention und Bekämpfung der Epidemie nichtübertragbarer Krankheiten stärken.
Die Konsultation, die am 25. und 26. November 2010 in Oslo stattfindet, ist ein Meilenstein auf dem Weg zu der für September 2011 geplanten Tagung der Vereinten Nationen auf hoher Ebene zum Thema nichtübertragbare Krankheiten. In Oslo haben die Regierungen die Gelegenheit, über die Bedürfnisse und Perspektiven der Länder der Region zu diskutieren und so Einfluss auf die globale Debatte zu nehmen.
Die vier häufigsten nichtübertragbaren Krankheiten, nämlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und chronische Lungenerkrankungen, werden als die zentrale gesundheitspolitische Priorität für die Europäische Region der WHO im kommenden Jahrzehnt angesehen. Nichtübertragbare Krankheiten sind für 77% der Krankheitslast und für 86% aller Todesfälle in den 53 Ländern der Europäischen Region verantwortlich.
Die Bekämpfung der nichtübertragbaren Krankheiten stellt eine vorrangige Aufgabe für jede Regierung dar, zumal diese Erkrankungen oftmals gemeinsame Risikofaktoren aufweisen, die weitgehend vermeidbar sind, etwa Rauchen, Alkoholmissbrauch, Adipositas und Bewegungsmangel. Sie bedeuten auch eine erhebliche finanzielle Belastung für die Gesundheitssysteme in der Europäischen Region und können deren Nachhaltigkeit gefährden. Sie stellen aber auch eine Belastung für die Volkswirtschaft dar, denn durch erhöhte Gesundheitsausgaben, Fehlzeiten am Arbeitsplatz, vorzeitige Todesfälle und Behinderung werden Wachstum und Produktivität gefährdet.
„Angesichts der sich ausbreitenden Epidemie nichtübertragbarer Krankheiten in der Europäischen Region müssen wir unbedingt handeln und alle Bereiche der Gesellschaft mobilisieren, um eine wirklich groß angelegte, sektorübergreifende Gegenreaktion aufzubauen“, sagt Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Die Länder der Europäischen Region sollten bei den weltweiten Anstrengungen zur Bekämpfung der Epidemie eine Führungsrolle spielen.“
Die Länder der Europäischen Region weisen in Bezug auf die Gesundheit und den sozioökonomischen Status der Bevölkerung erhebliche Unterschiede auf. Dies hat eine ähnlich ungleiche Verteilung der für nichtübertragbare Krankheiten verantwortlichen Gesundheitsrisiken sowie Unterschiede hinsichtlich der Inzidenz dieser Krankheiten zur Folge. Eine Reihe wichtiger gesundheitlicher Indikatoren belegen, dass die Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen im östlichen Teil der Region besonders stark und in zunehmendem Maße betroffen sind.
Die Konsultation in Oslo befasst sich insbesondere mit Entwicklungsstörungen, aber auch mit der Bedeutung der Bekämpfung gesundheitlicher Ungleichheiten und der sozialen Determinanten von Gesundheit.
„Die beträchtliche und stetig wachsende Belastung durch nichtübertragbare Krankheiten gibt den Politikern in Europa und in der ganzen Welt Grund zu erheblicher Besorgnis“, sagt der norwegische Außenminister Jonas Gahr Støre. „Der Weltgipfel der Vereinten Nationen zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten und die Konsultation der WHO in Oslo geben uns jeweils eine hervorragende Gelegenheit zu einem fruchtbaren Meinungs- und Erfahrungsaustausch auf diesem Gebiet.“
Seit der Annahme der Globalen Strategie zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten im Jahr 2000, der ein Aktionsplan zu ihrer Umsetzung im Zeitraum 2008–2013 folgte, ist die WHO bestrebt, in den nationalen Plänen und Initiativen für Gesundheit und Entwicklung den nichtübertragbaren Krankheiten einen zentralen Stellenwert einzuräumen. In der gesamten Europäischen Region verfolgen die WHO und die Mitgliedstaaten seit 2006 eine Europäische Strategie gegen nichtübertragbare Krankheiten als integrierten Handlungsrahmen.
Auch nichtstaatliche Organisationen sind an diesem Prozess maßgeblich beteiligt.
„Die Zivilgesellschaft spielt im norwegischen Sozialstaat eine bedeutende Rolle, und wir freuen uns auf ihren Beitrag zur Bewältigung der Herausforderung durch nichtübertragbare Krankheiten“, sagt Anne-Grete Strøm-Erichsen, Ministerin für Gesundheit und Soziales in Norwegen. „Die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft ist auf jeden Fall eine der Erfahrungen, die ich meinen Kollegen aus anderen Ländern im Hinblick auf die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten ans Herz legen möchte.“
Die Konsultation in Oslo wird von der norwegischen Regierung mit finanzieller Unterstützung der WHO, der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) und der Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen (UNDESA) ausgerichtet.
Nähere Auskünfte zu der Veranstaltung erteilen:
Paul Garwood
Kommunikationsreferent, WHO-Hauptbüro
Tel.: +41 22 791 3462, +41 79 4755 546 (Mobiltel.)
E-Mail: garwoodp@who.int
Zsofia Szilagyi
Kommunikationsberaterin, WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 3917 1627, +45 2467 4846 (Mobiltel.)
E-Mail: SZZ@euro.who.int
Jon Bakkerud
Leitender Berater für Öffentlichkeitsarbeit
Norwegische Gesundheitsdirektion
Tel.: +47 9930 1211 (Mobiltel.)
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