Mitgliedstaaten in der Europäischen Region beraten über Gesundheitspolitik bis zum Jahr 2020

WHO eröffnet Konsultationsprozess zur neuen europäischen Gesundheitspolitik und zieht Bilanz zur Umsetzung der Charta von Tallinn

Kopenhagen und Andorra la Vella, 9. März 2011

Die Regierungen stehen vor neuen, schwierigen Herausforderungen, die Auswirkungen auf die Gesundheit ihrer Bürger haben. Es ist an der Zeit, nicht nur eine abgestimmte Reaktion auf die gegenwärtige Situation in die Wege zu leiten, sondern auch für die nächsten zehn Jahre zu planen und dabei die vorhandenen Erkenntnisse über die geeignetsten Konzepte und Lösungen heranzuziehen. Das Regionalbüro hat von den 53 Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO den Auftrag erhalten, ein neues gesundheitspolitisches Rahmenkonzept für die Region unter der Bezeichnung „Gesundheit 2020“ auszuarbeiten. Die Weichen stellende erste Konsultation beginnt heute.

Auf einer Tagung vom 9. bis. 11. März 2011 in Andorra la Vella diskutieren hochrangige Regierungsvertreter aus den 53 Mitgliedstaaten über Vision, strategische Ziele, Umfang und Inhalt von „Gesundheit 2020“, tauschen Erfahrungen aus und berichten über ihre Strategien zur Verwirklichung der Charta von Tallinn: „Gesundheitssysteme für Gesundheit und Wohlstand“. Die erste Tagung des Europäischen Forums für Gesundheitspolitik auf der Ebene hochrangiger Regierungsvertreter findet auf Einladung des Ministeriums für Gesundheit, Soziales und Arbeit Andorras statt und wird vom andorranischen Ministerpräsidenten Jaume Bartumeu eröffnet.

Die Mitgliedstaaten sind sich darüber einig, dass neue, innovative Konzepte benötigt werden, um die dringlichsten Gesundheitsprobleme in der Europäischen Region auf umfassende, kosteneffektive und abgestimmte Weise zu bewältigen. Zu diesen Problemen zählen die Adipositas-Epidemie, Krebs und Herzkrankheit, große Unterschiede hinsichtlich Gesundheitsstatus und Lebenserwartung, die Zunahme psychischer Störungen, das Wiederauftreten übertragbarer Krankheiten und die Notwendigkeit der Planung im Hinblick auf Notlagen und Pandemien. Bei allen ergriffenen Maßnahmen muss die Wirkung von Faktoren wie Globalisierung, Urbanisierung, Klimawandel, Bevölkerungsalterung und Wirtschaftskrise gebührend berücksichtigt werden.

Es liegt auf der Hand, dass Gesundheit und Wohlbefinden von den Entscheidungen, Handlungen und Konzepten aller Akteure in der Gesellschaft abhängig sind, und nicht nur von Maßnahmen des Gesundheitswesens. Gesundheit ist eine der zentralen Antriebskräfte der ökonomischen Entwicklung; deshalb lohnt es sich, auf jeder Ebene in Gesundheit zu investieren.

„Wir wünschen uns, dass 'Gesundheit 2020' überall die Entscheidungsträger mobilisiert“, sagte Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Die Mitwirkung der Regierungen und ihre frühzeitige Rückmeldung sind absolut unverzichtbar, da wir einen vollständig partizipatorischen Politikgestaltungsprozess anstreben. Es ist der Beginn einer entschlossenen Anstrengung, gemeinsam für Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen in der Europäischen Region – heute wie auch in Zukunft – einzutreten und sich dabei am Kenntnisstand über die Ursachen von Krankheit und über gute, ökonomisch sinnvolle Lösungen zu orientieren. Gleichzeitig setzen wir auch unsere Anstrengungen zur Stärkung der Gesundheitssysteme und zur Erhöhung unserer Investitionen in Gesundheitsschutz, Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung fort. Die Europäische Region hat sich die Stärkung der Gesundheitssysteme zum festem Ziel gemacht, und deshalb ist die Weiterverfolgung der Charta von Tallinn ein Kernvorhaben des Regionalbüros und der Abteilung Gesundheitssysteme und öffentliche Gesundheit.“

In „Gesundheit 2020“ wird die zentrale Rolle der Gesundheitsministerien als Vorkämpfer und Initiatoren von Maßnahmen für die Gesundheit sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gesundheitssektors besonders hervorgehoben. Eine weitere positive Veränderung ist die zunehmende Beteiligung von Patienten und Bürgern an Entscheidungsprozessen. Sie sind nicht mehr passiv, sondern dank der Informationstechnologien mehr denn je befähigt, in einem neu gestalteten Beziehungsgeflecht mit dem Gesundheitssystem mehr Eigenverantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen.

Das Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“ wird auf der Strategie „Gesundheit für alle“ sowie auf anderen zentralen Rahmenkonzepten für die Gesundheitspolitik in der Europäischen Region wie der Charta von Tallinn: „Gesundheitssysteme für Gesundheit und Wohlstand“ aufgebaut. Ein Zwischenbericht über die Weiterverfolgung der Verpflichtungen aus der Charta von Tallinn wird auf der Tagung erörtert. In dem Bericht werden – insbesondere vor dem Hintergrund der Finanzkrise – Beispiele für innovative Maßnahmen der Länder und der WHO erläutert, die mit den Verpflichtungen aus der Charta von Tallinn vereinbar sind. Ferner wird auch die Notwendigkeit erneuerter Anstrengungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit hervorgehoben, und es wird erläutert, wie „Gesundheit 2020“ viele der zentralen Konzepte aus der Charta vorantreiben wird.

Das Regionalbüro hat in jüngster Zeit eine Reihe von Studien in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse in „Gesundheit 2020“ einfließen sollen, darunter die Untersuchung der sozialen Determinanten von Gesundheit und des Gesundheitsgefälles in der Europäischen Region (unter der Regie von Sir Michael Marmot vom University College London) und eine Studie über Politikgestaltung und Steuerung für mehr Gesundheit im 21. Jahrhundert (unter der Regie von Prof. Ilona Kickbusch vom Graduate Institute of International and Development Studies in Genf). In weiteren Studien werden andere zentrale Aspekte des Rahmenkonzepts „Gesundheit 2020“ behandelt, etwa die Ökonomie der Prävention und eine vorausschauende Analyse der Antriebskräfte von Gesundheit sowie der für sie relevanten Trends.

Fragen zu „Gesundheit 2020“ beantwortet:

Agis Tsouros
Grundsatz- und Querschnittsprogramme und Sonderprojekte der Regionaldirektorin
WHO-Regionalbüro für Europa
Scherfigsvej 8
2100 Kopenhagen Ø
Dänemark
Tel.: + 45 39 17 15 09, +45 23 39 14 84 (Mobiltel.)
E-Mail: ats@euro.who.int

Fragen zur Weiterverfolgung der Charta von Tallinn: „Gesundheitssysteme für Gesundheit und Wohlstand“ beantwortet:

Hans Kluge
Direktor, Abteilung Gesundheitssysteme und öffentliche Gesundheit, Sonderbeauftragter der Regionaldirektorin für die Prävention und Bekämpfung der multiresistenten und extensiv resistenten Tuberkulose (MDR-/XDR-Tb) in der Europäischen Region der WHO
WHO-Regionalbüro für Europa
Scherfigsvej 8
2100 Kopenhagen Ø
Dänemark
Tel.: +45 39 17 13 96, + 45 51 83 90 62 (Mobiltel.)
E-Mail: hkl@euro.who.int

Wenn Sie weitere Auskünfte oder ein Interview wünschen, wenden Sie sich bitte an:

Viv Taylor Gee
Kommunikationsberaterin
WHO-Regionalbüro für Europa
Scherfigsvej 8
2100 Kopenhagen Ø
Dänemark
Tel.: +45 39 17 12 31; Mobil: +45 22 72 36 91 (Mobiltel.)
E-Mail: vge@euro.who.int