WHO präsentiert neue Erkenntnisse zu Gesundheitsfolgen von Verkehrslärm in Europa
Bonn und Kopenhagen, 30. März 2011
Verkehrslärm führt im Westen der Europäischen Region jährlich zum Verlust von über einer Million gesunden Lebensjahren, sei es durch Erkrankung, Behinderung oder vorzeitigen Tod. Dies ist die wichtigste Schlussfolgerung eines ersten Berichts zur Abschätzung der Krankheitslast durch Umgebungslärm in Europa, den das Regionalbüro heute vorlegt. Lärm verursacht nicht nur (ausschließlich oder teilweise) Belästigung und Unterbrechung des Schlafs, sondern auch Herzinfarkte, Lernstörungen und Tinnitus.
„Lärm ist nicht nur ein Umweltärgernis, sondern auch eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit“, sagt hierzu die WHO-Regionaldirektorin für Europa Zsuzsanna Jakab. „Wir hoffen, dass die neuen Befunde Regierungen und örtliche Behörden dazu veranlassen werden, Lärmschutzkonzepte auf nationaler und lokaler Ebene einzuführen und so die Gesundheit der Europäer vor der wachsenden Gefahr zu schützen.“
Auf der Liste der die Krankheitslast vergrößernden Umweltfaktoren steht Umweltlärm nach Luftverschmutzung an zweiter Stelle. Jeder dritte Bürger fühlt sich tagsüber durch Lärm belästigt und jeder fünfte wird im Schlaf durch Straßen-, Schienen- und/oder Flugverkehr gestört. Dadurch erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck.
Die neue Veröffentlichung stellt die Ergebnisse einer vom Regionalbüro und von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission koordinierten internationalen Studie vor, in der Erkenntnisse über Gesundheitsfolgen geprüft, Orientierungshilfen zur Quantifizierung der Risiken durch Umweltlärm gegeben und Einschätzungen der daraus in den westlichen Ländern der Europäischen Region resultierenden Krankheitslast vorgenommen werden. Bessere Überwachung und Datenerhebung sind in Südosteuropa und Zentralasien erforderlich, wo fehlende Daten zur Lärmbelastung eine Abschätzung der gesundheitlichen Folgen verhindern.
„Diese neue Durchsicht der Erkenntnisse ist ein Beitrag der WHO zum konzeptionellen Prozess in der Europäischen Union (EU). Wir hoffen, dadurch die Überarbeitung der EU-Richtlinie in Richtung strengerer Lärmgrenzwerte beeinflussen und sie auch auf andere Teile der Region ausdehnen zu können“, sagt hierzu der für das Thema Lärm und Gesundheit zuständige Wissenschaftler des Regionalbüros Rok Ho Kim, der das WHO-Projekt hinter dem Bericht koordinierte.
„Zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung vor Umgebungslärm wird die Zusammenarbeit zwischen Regionalbüro, Europäischer Kommission und Europäischer Umweltagentur immer weiter ausgebaut, damit die Erklärung von Parma aus dem Jahr 2010 und die lärmbezogenen Richtlinien der Europäischen Union auf synergetische Weise umgesetzt werden können. Diese Zusammenarbeit wird durch den von der Europäischen Kommission entwickelten methodischen Rahmen zur Lärmbewertung (CNOSSOS-EU) ermöglicht“, sagt hierzu dessen Koordinator Dr. Stylianos Kephalopoulos.
Die Veröffentlichung richtet sich vornehmlich an Politikgestalter, Sachverständige, Hilfsorganisationen und andere Akteure, welche die Folgen von Umgebungslärm abschätzen und handhaben müssen. Sie bietet eine Grundlage zur Überarbeitung der Lärmleitlinien des Regionalbüros, welche die Mitgliedstaaten auf der Fünften Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit 2010 in Parma forderten.
Fragen zu den Daten in den Leitlinien beantwortet:
Dr. Rok Ho Kim
Wissenschaftler, Lärm und Gesundheit, Büro Bonn,
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