Masern breiten sich in der Region aus: Europäische Impfwoche wirbt für Impfungen
Kopenhagen, 20. April 2011
30 Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO haben einen markanten Anstieg der Masernerkrankungen zu verzeichnen. 2011 wurden bislang schon ca. 6 500 Fälle gemeldet. Durch epidemiologische Untersuchungen und Laboranalysen des Genotyps wurde eine Weiterverbreitung des Virus in mehrere Länder innerhalb wie außerhalb der Region bestätigt. Die Ausbrüche werden sich wohl fortsetzen, so lange die Menschen nicht oder nicht rechtzeitig (nach Impfplan) geimpft werden. Der zusätzliche internationale Reiseverkehr über Ostern bringt auch ein vergrößertes Risiko für die Einschleppung von Masern mit sich.
Das ist ein überzeugendes Argument für die Durchführung der Europäischen Impfwoche (EIW) vom 23. April bis 30. April 2011. In diesem Jahr werden sich über 52 Länder an der Initiative beteiligen. Das ist die größte Beteiligung seit Beginn der EIW im Jahr 2005.
„Gemeinsame Grenzen und erheblicher Reiseverkehr bedeuten auch gemeinsame Gesundheitsgefährdungen“, sagt hierzu die WHO-Regionaldirektorin für Europa Zsuzsanna Jakab. „Wir müssen starke Partnerschaften aufbauen, damit wir in unserer Region Krankheiten wie Masern verhindern und bekämpfen können. Die Europäische Impfwoche erinnert uns daran, dass schon erfreulich viel gute Arbeit geleistet wird, dass aber noch viel zu tun ist – und zwar schnell.“
Das Regionalbüro für Europa führt im Rahmen der Impfwoche am 26. April 2011 um 10.00 Uhr (MESZ) in Brüssel eine Veranstaltung für die Region durch. Die belgische Kronprinzessin Mathilde wird als Sonderbeauftragte für Impfungen des Regionalbüros für Europa an der Veranstaltung teilnehmen. Nach den Eröffnungsreden wird eine Podiumsdiskussion mit Vertretern mehrerer Länder aus der Region die aktuellen Masernausbrüche thematisieren.
„Die Europäische Impfwoche 2011 bietet den Ländern eine Chance zur gemeinsamen Planung präventiver Maßnahmen und effektiver Antworten auf uns gemeinsam bedrohende, aber durch Impfung vermeidbare Krankheiten“, sagt hierzu Frau Jakab. „Nur durch eine solche Zusammenarbeit, können wir die Ziele der erhöhten Durchimpfung und der Eliminierung von Masern und Röteln bis 2015 erreichen.“
Seit Anfang 2011 hat das belgische epidemiologische Überwachungssystem ca. 100 Masernfälle gemeldet. 2010 hatte das Land nur ca. 40 Fälle zu verzeichnen. Im Ausbruchsherd Gent befällt das Virus in erster Linie Kleinkinder im Alter von unter einem Jahr (die noch nicht geimpft sind) und Schüler anthroposophischer Schulen (die aus weltanschaulichen Motiven nicht geimpft werden).
Frankreich erlebt derzeit den größten Ausbruch und meldete von Januar bis März 4937 Fälle, was schon fast an die Gesamtzahl der 5090 im Jahr 2010 gemeldeten Fälle reicht. Die französischen Impfbehörden impfen gegen den Masernausbruch gemäß den Empfehlungen der WHO Kinder und Kleinkinder ab einem Alter von neun Monaten und bieten zudem allen nicht oder nur unzureichend geimpften älteren Jugendlichen und Bürgern die Impfung an. Weitere signifikante Ausbrüche gibt es zurzeit in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, Serbien, Spanien (Andalusien) und der Türkei.
Masern sind weltweit immer noch eine der häufigsten Todesursachen für junge Kinder, obwohl sichere und wirksame Impfstoffe zur Verfügung stehen. Zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung bzw. Einschleppung der Masern innerhalb wie außerhalb der Region fordert das Regionalbüro die Gesundheitsbehörden der Mitgliedstaaten dazu auf, für Impfungen vor Auslandsreisen zu werben und Reisenden eine Impfung anzubieten.
Im Laufe der Europäischen Impfwoche werden viele Länder der Region Aktionen im Rahmen ihrer Impfprioritäten durchführen. Sieben Mitgliedstaaten (Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan, die Russische Föderation, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan) werden im April und im Mai 2011 zusätzliche koordinierte Schluckimpfungen mit einem trivalentem Impfstoff gegen Polio (tOPV) durchführen. Viele dieser Aktivitäten finden während der Impfwoche bzw. in ihrem Rahmen statt.
In Albanien kommen Vertreter aus über zehn Ländern zu einer subregionalen Tagung über beschleunigte Impfungen für Migranten und benachteiligte Bevölkerungsgruppen zusammen. Andere Mitgliedstaaten werden sich an der Impfwoche durch Informationskampagnen in den Medien, Pressekonferenzen und aufsuchende Impfaktivitäten mobiler Teams sowie durch Tagungen, Workshops, Schulungen für Gesundheitspersonal und Konferenzen beteiligen.
Kontaktpersonen:
Rebecca Martin
Teamleiterin, Übertragbare Krankheiten
Tel.: +45 39 17 1216
E-Mail: rma@euro.who.int
Robb Butler
Fachreferent, Übertragbare Krankheiten
Tel.: +45 39 17 1552
E-Mail: rbu@euro.who.int