30 000 Todesfälle bei Frauen könnten verhindert werden – WHO-Regionalbüro für Europa fordert entschlosseneres Handeln gegen Gebärmutterhalskrebs

Kopenhagen, 19. Oktober 2011

In dieser Woche sind über 100 Experten und politische Entscheidungsträger aus 42 Ländern sowie von sieben Partnerorganisationen in Istanbul versammelt, um über die Prävention von Gebärmutterhalskrebs in der Europäischen Region der WHO zu diskutieren. Diese Art von Krebs ist in der Europäischen Region jährlich für den Tod von 30 000 Frauen verantwortlich – ein vermeidbarer und nicht mehr hinnehmbarer Zustand für die Gesellschaft. Denn heute gibt es einen Impfstoff, der Frauen wirksam gegen das humane Papillomavirus (HPV), die primäre Ursache für Gebärmutterhalskrebs, schützt. Effektive Screening-Programme können lebensrettende Maßnahmen zur Folge haben, bevor die Krankheit einsetzt.

„Wir müssen eine eindeutige Botschaft vermitteln, nämlich dass Impfungen und Reihenuntersuchungen der Vorbeugung gegen Krebs dienen und Menschenleben retten können“, erklärt Gauden Galea, Direktor der Abteilung Nichtübertragbare Krankheiten und Gesundheitsförderung beim WHO-Regionalbüro für Europa. Er fügt hinzu: „Angesichts der technischen Möglichkeiten und des heutigen Entwicklungsstandes in unserer Region haben die Frauen ein Anrecht auf einen wirksamen Schutz vor dieser Art von Krebs. Somit geht es hier nicht nur um öffentliche Gesundheit, sondern auch um die Rechte von Frauen.“

Die Teilnehmer an der Tagung befassten sich mit Fragen der guten Praxis bei der Umsetzung bzw. Aufrechterhaltung von Impfprogrammen, darunter die Notwendigkeit einer transparenten Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf den HPV-Impfstoff und spezielle Botschaften für bestimmte Zielgruppen. Teilnehmer aus Dänemark und dem Vereinigten Königreich hoben hervor, dass die über den Impfstoff verbreiteten Informationen gut vorbereitet und bezüglich dessen Zwecks unmissverständlich sein müssten: der Vorbeugung gegen Gebärmutterhalskrebs.

Die Experten tauschten Erfahrungen mit Reihenuntersuchungen auf Gebärmutterhalskrebs aus und berichteten von der Aufnahme von HPV-Impfungen in bestehende Impfprogramme in jüngster Zeit. Zahlreiche Länder konnten auf diesem Gebiet Fortschritte vermelden. So kündigte das Gastland, die Türkei, wo Gebärmutterhalskrebs die dritthäufigste Form von Krebs ist, die Einführung von systematischen Reihenuntersuchungen auf Gebärmutterhalskrebs und eines HPV-Impfprogramms bis Ende 2011 bzw. bis 2012 an. Georgien berichtete von guten Erfahrungen mit der Bildung von kommunalen Bündnissen gegen Gebärmutterhalskrebs, Finnland und andere Länder von der Einführung bevölkerungsbezogener Reihenuntersuchungen mit dem Ziel einer drastischen Senkung des durch diese verhütbare Krankheit bedingten Sterberisikos für Frauen.

Die Teilnehmer räumten ein, dass es bei der Prävention von Gebärmutterhalskrebs viele hartnäckige Probleme gebe, etwa die erheblichen Auswirkungen sozioökonomischer Ungleichheiten innerhalb der Region auf den Zugang von Frauen zu Reihenuntersuchungen, die Kosten für die Impfung und die Widerstände bestimmter Gruppen gegen die Impfstoffe. Nur mit einem hohen Maß an politischer Entschlossenheit und durch Partnerschaften mit der Gesellschaft, evidenzbasierte Konzepte für das Impfwesen, systematische Reihenuntersuchungen, die Verfügbarkeit bezahlbarer Lösungen und nachhaltiger Finanzierung und eine gut geplante soziale Marketing-Strategie können diese Hindernisse überwunden und Zehntausende Frauen gerettet werden.

Auf der Tagung wurden die Teilnehmer dazu ermutigt, Ziele für ihre Präventionsprogramme gegen Gebärmutterhalskrebs in den nächsten fünf Jahren zu formulieren und Möglichkeiten zur Messung von Fortschritten zu benennen. Der von den Ländern der Europäischen Region im vergangenen Monat angenommene Aktionsplan zur Umsetzung der Europäischen Strategie zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten (2012–2016) bekräftigt den Willen der Politik zur Verbesserung der Früherkennung von Krebs.

Die durch diesen politischen Willen und die Verfügbarkeit von Präventionsmethoden erzeugte Dynamik sollte in den nächsten fünf Jahren zur Stärkung der umfassenden Programme zur Prävention von Gebärmutterhalskrebs in der Europäischen Region führen – und damit zur Reduzierung der Zahl der Frauen, die an der Krankheit leiden bzw. an ihr sterben.

Weitere Auskünfte erteilen:

Dr. Gunta Lazdane
Regionalbeauftragte, Sexuelle und reproduktive Gesundheit
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 39 17 14 26, +45 29 43 49 41 (Mobiltel.)
E-Mail: gla@euro.who.int

Dr. Rebecca Martin
Programmleiterin, Durch Impfungen vermeidbare Krankheiten und Immunisierung
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 39 17 12 16, +45 51 20 18 83 (Mobiltel.)
E-Mail: rma@euro.who.int

Viv Taylor Gee
Kommunikationsberaterin
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: 45 39 17 12 31, + 45 22 72 36 91 (Mobiltel.)
E-Mail: vge@euro.who.int
Website: http://www.euro.who.int/de/home