Masernvirus breitet sich weiter in der Europäischen Region aus: WHO fordert Mitgliedstaaten zur Intensivierung ihrer Gegenmaßnahmen auf

Kopenhagen, 24. Oktober 2011

Die Mitgliedstaaten der WHO in der Europäischen Region haben weiterhin mit der anhaltenden Ausbreitung von Masern zu kämpfen. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2011 wurden mehr als 26 000 bestätigte Fälle gemeldet. Dies stellt gegenüber dem Vergleichszeitraum im Jahr 2007 einen Anstieg um 276% dar.

„Wir appellieren an die Länder, auf diese regionsweite Epidemie zu reagieren“, kommentiert Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Die Europäische Region hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2015 die Masern zu eliminieren, doch dieses Ziel wird durch die Ausbrüche ernsthaft gefährdet. Die Masern sind nicht eine harmlose Infektionskrankheit, wie manche Menschen offenbar glauben, und wir müssen Krankheit und Tod abwenden, wo wir können.“

Vergangene Woche hielt das WHO-Regionalbüro für Europa in Istanbul eine Tagung, an der mehr als 40 Mitgliedstaaten teilnahmen, um eine Bilanz der Ausbrüche zu ziehen und über vorbildliche Praktiken zu ihrer Bekämpfung bzw. Prävention zu diskutieren. Die WHO arbeitet kontinuierlich mit den Mitgliedstaaten zusammen, indem sie Empfehlungen abgibt, fachliche Unterstützung leistet und Rückmeldung erstattet.

Von Januar bis Juli 2011 wurden aus 40 der 53 Länder der Region insgesamt 26 025 Masernfälle gemeldet; am stärksten betroffen war Westeuropa. Dennoch wird die tatsächliche Zahl der Fälle aufgrund von Meldelücken und Meldeverzögerungen höher eingeschätzt.  Die Masern haben in diesem Jahr bisher zu neun Todesfällen in der Europäischen Region geführt; in sieben der Fälle waren die Betroffenen älter als zehn Jahre. Der vorherrschende Genotyp in der Europäischen Region ist D4, der seit 2008 in mehreren Ländern endemisch ist.

Auch wenn bisher primär Westeuropa betroffen ist, so handelt es sich hier doch um eine regionsweite Epidemie, bei der sich die Ausbreitung des Virus nicht auf bestimmte Länder oder Teilregionen beschränkt. Vielmehr besteht die Gefahr einer Einschleppung für alle Mitgliedstaaten. Aufgrund des Tempos des weltweiten Reiseverkehrs hat sich das Virus auch außerhalb der Region ausgebreitet.

Inzwischen haben die Mitgliedstaaten ihre Surveillance-Maßnahmen nach Maßgabe staatlicher und regionsweiter Leitlinien verstärkt; in einigen Ländern wurden sogar die Impfprogramme überarbeitet, unter anderem durch Änderung der Impfpläne zwecks Beseitigung von Impflücken. Diese Arbeit muss forciert und vereinheitlicht werden, um die Ausbreitung der Krankheit zu unterbinden und jene Menschen zu erreichen, die noch ohne Impfschutz gegen Masern sind. Darüber hinaus wurden in allen Ländern Maßnahmen ergriffen, um die Allgemeinbevölkerung und die Akteure im Gesundheitswesen durch soziale Mobilisierung und gezielte Überzeugungsarbeit für die Unterstützung von Impfmaßnahmen zu gewinnen.

Die höchste Fallzahl in den ersten sieben Monaten des Jahres wurde aus Frankreich gemeldet (14 025). Als Reaktion auf den Ausbruch hat Frankreich am 13. Oktober eine landesweite Aufklärungskampagne gestartet. Sie zielt darauf ab, Gesundheitsfachkräfte mit Informationen über den Ausbruch zu versorgen und ihnen staatliche Empfehlungen in Bezug auf einen Masernimpfstoff sowie eine Reihe von Zielvorgaben an die Hand zu geben:

  • Personen in der Altersgruppe von 15–30 Jahre (der vorrangigen Altersgruppe) werden ermutigt, ihren Impfstatus zu überprüfen und sich impfen zu lassen, falls sie nicht schon zwei Dosen eines den Masernerreger enthaltenden Impfstoffs erhalten haben.
  • Müttern in der Altersgruppe von 40–60 Jahren wird empfohlen, die Impfpässe ihrer Kinder zu überprüfen und dafür zu sorgen, dass diese die empfohlenen zwei Dosen Impfstoff erhalten.

Das Regionalbüro erinnert alle Mitgliedstaaten an die wichtigsten Strategien für die Eliminierung von Masern und Röteln, die darauf abzielen, bereits im Gange befindliche Ausbrüche zu bekämpfen und künftige Ausbrüche zu verhindern:

  • Erreichen einer Durchimpfung von mindestens 95% mit zwei routinemäßig verabreichten Dosen eines den Masernerreger enthaltenden Impfstoffs (auch auf subnationaler Ebene);
  • Schaffung einer neuen Gelegenheit zur Impfung für ungeimpfte oder nicht ausreichend geimpfte Personen durch Routineimpfprogramme oder zusätzliche Impfmaßnahmen;
  • Stärkung von Surveillance-Maßnahmen mit den Ziel, jeden einzelnen Fall zu entdecken, zu bestätigen und zu behandeln; und
  • Verstärkung der Sensibilisierung bzw. des Kenntnisstandes von Gesundheitsfachkräften und Allgemeinbevölkerung mit dem Ziel, die Nachfrage nach Impfmaßnahmen zu erhöhen.

Weitere Auskünfte erteilen:

Dr. Dragan Jankovic
Durch Impfungen vermeidbare Krankheiten und Immunisierung
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 39 17 1258, +45 21 73 07 15 (Mobiltel.)
E-Mail: dja@euro.who.int

Viv Taylor Gee
Kommunikationsberaterin
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 39 17 12 31, +45 22 72 36 91 (Mobiltel.)
E-Mail: vge@euro.who.int