Länder Europas müssen jetzt handeln, um 2012 eine Neuauflage der Masernausbrüche zu verhindern

Regierungen gehen verstärkt gegen masernbedingte Erkrankungen und Todesfälle sowie damit verbundene hohe Kosten im In- und Ausland vor

Kopenhagen, 2. Dezember 2011

Ein heute erscheinender Bericht zeigt das ganze Ausmaß der Masernausbrüche in Ländern der Europäischen Region sowie die schwerwiegenden gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen. Der vom WHO-Regionalbüro für Europa vorgelegte Bericht nennt Maßnahmen, welche die Länder der Region angesichts der herannahenden Hochsaison für die Masernübertragung umgehend ergreifen sollten, um Masernausbrüche im Jahr 2012 und den folgenden Jahren zu verhindern.

Der neueste Lagebericht aus dem Weekly Epidemiological Record (WER) meldet für den Zeitraum Januar bis Oktober 2011 aus 36 Ländern der Europäischen Region 26 000 Masernfälle, wovon in Frankreich alleine über 14 000 Fälle auftraten. 83% aller Fälle entfielen auf den Westen der Region, obwohl dort gut funktionierende Gesundheitssysteme existieren. Infolge der Ausbrüche verloren neun Menschen ihr Leben, sechs davon in Frankreich, und 7288 Personen mussten stationär behandelt werden.

„Die Zunahme der Masernfälle in den Ländern der Region zeigt, was für eine ernsthafte Herausforderung die Eliminierungsziele bis 2015 darstellen“, sagte hierzu die WHO-Regionaldirektorin für Europa Zsuzsanna Jakab. „Jedes Land in der Region muss die Gelegenheit nutzen, jetzt die Impfrate in den gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu erhöhen, die epidemiologische Überwachung zu verbessern und die Zirkulation der Masernviren noch vor der Hochsaison nachhaltig zu begrenzen.“

Dr. Marc Sprenger, Leiter des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten sagte, dass „feste Entschlossenheit und die Einbeziehung aller Akteure, insbesondere der Gesundheitsfachkräfte, erforderlich seien, um Eltern zu einer informierten Entscheidung für die Impfung zu verhelfen.“

Die höchsten Erkrankungsraten treten für Masern in der Europäischen Region in der Regel von Februar bis Mai auf.

Der Ausbruch in Westeuropa 2011 zählte neben dem in der Demokratischen Republik Kongo (>100 000 Fälle) sowie Nigeria und Somalia (beide >15 000 Fälle) zu den weltweit größten des Jahres. Masernstämme aus Europa konnten mit Ausbrüchen in anderen Teilen der Welt (Brasilien, Kanada und Australien) in Verbindung gebracht werden und sind zusammen mit Stämmen aus Südostasien für die Mehrzahl der Ausbrüche in den Vereinigten Staaten von Amerika verantwortlich, wo es in diesem Jahr die seit 1996 höchsten Fallzahlen für Masern gab.

In der Europäischen Region trat die überwiegende Mehrzahl der Masernfälle (90%) unter Jugendlichen und Erwachsenen auf, die nicht geimpft waren bzw. deren Impfstatus nicht bekannt war.

Als Konsequenz aus dem Bericht unterstreicht die Maserninitiative die kollektive Verantwortung der Länder für die Eliminierung der Masern. Die Initiative steht der Arbeit vor, masernbedingte Todesfälle im Vergleich zum Jahr 2000 um 95% zu verringern, wie es 193 Mitgliedstaaten in einer Resolution der Weltgesundheitsversammlung forderten.

„Die Eliminierung der Masern erfordert eine Konzentration der Anstrengungen auf Länder mit Masernfällen sowie die Unterstützung der Entwicklungsländer, die immer noch am schwersten von masernbedingten Erkrankungs- und Todesfällen betroffen sind“, sagte im Namen der Maserninitiative Dr. Stephen Cochi, Leitender Berater für Impffragen, Centers for Disease Control and Prevention der Vereinigten Staaten.

Frankreich hat in seiner Reaktion auf den Ausbruch bereits große Fortschritte gemacht. So wurde etwa im Oktober eine nationale Kampagne zur Schaffung von Bewusstsein für die Notwendigkeit der Masernimpfung gestartet. 

Die Kampagne richtet sich an die am stärksten von den Ausbrüchen betroffenen Altersgruppen und fordert zur Überprüfung des Impfstatus auf. Ein weiterer konkreter Schritt ist die Empfehlung, jeden nach 1980 geborenen Bürger mit zwei Dosen eines Masernimpfstoffs (MMR) zu impfen, denn die meisten infizierten Menschen (70%) sind älter als zehn Jahre. Außerdem wird empfohlen, Kinder in Tageseinrichtungen ab einem Alter von 9 Monaten (statt der üblichen 12 Monate) erstmalig zu impfen und die Wiederholungsimpfung vor Vollendung des zweiten Lebensjahrs durchzuführen.

„Frankreich kann sich weitere Todesfälle sowie schmerzhafte und teure Krankenhausaufenthalte, Arbeitsunterbrechungen und Unterrichtsausfälle aufgrund einer vollkommen durch Impfung vermeidbaren Krankheit nicht leisten“, sagte Jean-Yves Grall, Generaldirektor für Gesundheit in Frankreich. „In Frankreich ermutigen wir jetzt jeden nach 1980 geborenen Bürger aktiv dazu, sich mit zwei Dosen des Masernimpfstoffs impfen zu lassen. Ein hohe Impfrate in Frankreich und in jedem anderen Land der Region ist eine Voraussetzung dafür, dass wir diesen Masernausbruch für immer beenden.“ 

Die Bekämpfung von Masernausbrüchen ist extrem kostspielig. Gut dokumentiert ist dies für einen Ausbruch mit sieben Masernfällen im US-Bundesstaat Arizona, der sich auf einen Reisenden aus der Schweiz zurückführen ließ und der zwei Krankenhäuser stark belastete, erhebliche Störungen mit sich brachte und Kosten für Gegen- und Eindämmungsmaßnahmen in Höhe von 800 000 US-$ verursachte. Mit dem gleichen Geld hätten 2,5 Mio. Dosen des Masernimpfstoffs für Entwicklungsländer finanziert werden können.

Durch die Arbeit der Maserninitiative war die Zahl der Todesfälle aufgrund von Masern weltweit zwischen 2000 und 2008 um 78% zurückgegangen. Doch sind die Masern jetzt wieder weltweit auf dem Vormarsch und fordern jedes Jahr das Leben von rund 164 000 Kindern (ca. 450 am Tag). Aktuell besteht eine Finanzierungslücke für die Unterstützung bedürftiger Länder im Jahr 2012 von rund 43 Mio. US-$.

Die Weltgesundheitsorganisation betont, dass mit zwei Dosen des Impfstoffs 99% aller geimpften Personen geschützt werden könnten und dass eine Impfrate von 95% oder mehr der Gesamtbevölkerung zur völligen Eliminierung der Krankheit führen könnte.

Die Maserninitiative ist eine globale Partnerschaft (American Red Cross, Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Stiftung für die Vereinten Nationen, Centers for Disease Control and Prevention und Weltgesundheitsorganisation), die bereits 875 Mio. US-$ für Impfaktivitäten mobilisiert und investiert und so die Impfung von einer Milliarde Kindern in über 80 Ländern unterstützt hat. Hierdurch wurden nach Schätzungen 4,3 Millionen Menschenleben gerettet, sodass die Kindersterblichkeit insgesamt signifikant fiel, wie dies im Millenniums-Entwicklungsziel 4 gefordert ist. Durch die Maserninitiative soll die Mortalität aufgrund von Masern bis 2015 um 95% verringert, sowie die Eliminierung von Masern und Röteln erreicht werden.

Weitere Auskunft erteilen:

Dr. Rebecca Martin
Durch Impfungen vermeidbare Krankheiten und Immunisierung
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 3917 1216
E-mail: rma@euro.who.int

Liuba Negru
Kommunikationsreferentin
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 3917 1344, +45 2045 9274 (Mobiltel.)
E-mail: Lne@euro.who.int

Hayatee Hassan
WHO
Genf, Switzerland
Tel.: +41 79 500 6532
E-mail: HasanH@who.int

Christian Moen
UNICEF
New York
Tel.: +1 212 326 7516
E-mail: cmoen@unicef.org

Alan Janssen
U.S. CDC
Atlanta
Tel.: +1 404-639-8517
E-mail: axj3@cdc.gov

Eric Porterfield
UNF
Washington
Tel.: +1 202 887-9040
E-mail: eporterfield@unfoundation.org