Rumänien verstärkt Kampf gegen arzneimittelresistente Tuberkuloseformen

Brüssel, Bukarest, Kopenhagen, 2. Oktober 2012

Heute leitet Rumänien während eines Besuchs der WHO-Regionaldirektorin für Europa und des Europäischen Kommissars für Gesundheit und Verbraucher einen auf vier Jahre angelegten Plan zur Bekämpfung der Tuberkulose ein. Der rumänische Aktionsplan zur Prävention und Beherrschung der multiresistenten Tuberkulose (MDR-Tb) ist eine zeitgemäße Antwort auf die zunehmende Bedrohung der öffentlichen Gesundheit durch eine Krankheit, der in der Europäischen Region der WHO jährlich 80 000 Menschen zum Opfer fallen.

Der Plan zeigt die Entschlossenheit der rumänischen Politik zur Eindämmung einer Gefahr, der insbesondere benachteiligte Gruppen ausgesetzt sind. Der Plan soll die Ausbreitung der MDR-Tb und der extensiv resistenten Tuberkulose (XDR-Tb) eindämmen, indem er allgemeinen Zugang zu Prävention, Diagnose und Therapie schafft. Er soll bis 2015 sichern helfen, dass mindestens 80% der nach Schätzungen in Rumänien auftretenden Fälle diagnostiziert und mit einer Erfolgsquote von 75% therapiert werden. Der Plan soll mit einem Budget in Höhe von über 23 Mio. € für vier Jahre ausgestattet werden.

Tuberkulose geht in der Europäischen Region der WHO insgesamt zwar stetig zurück, doch in Rumänien sind die höchsten Werte für die Europäische Union zu verzeichnen: Täglich erkranken hier 77 und sterben 4 Menschen an Tuberkulose und jährlich bilden hier 1300 Patienten Tuberkuloseformen aus, die gegenüber jahrzehntelang wirksamen Arzneimitteln resistent bleiben.In der Europäischen Region treten 86% aller Tuberkulosefälle und 98% aller MDR-Tuberkulosefälle in 18 Ländern auf, in denen daher die Bekämpfung der Tuberkulose auch Priorität genießt: Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Bulgarien, Estland, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Lettland, Litauen, Republik Moldau, Rumänien, Russische Föderation, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, Ukraine und Usbekistan.

„Der Anstieg der M/XDR-Tuberkulose hat ein neues, gemeinsames Verständnis für die Dringlichkeit des Themas geschaffen. Rumäniens Maßnahmen gegen die M/XDR-Tuberkulose sind eine konkrete Reaktion auf die einhellige Zusicherung unserer 53 Mitgliedstaaten während des Regionalkomitees für Europa im vergangenen Jahr, die Ausbreitung der Krankheit bis 2015 einzudämmen“, sagte WHO-Regionaldirektorin für Europa Zsuzsanna Jakab. „Die Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung der Tuberkulose sind mehrfach hilfreich, denn während die Behandlung verbessert wird, nimmt gleichzeitig die Gefahr ab, dass sich eine Tuberkuloseerkrankung zur arzneimittelresistenten Form weiterentwickelt. Also ist dies eine vernünftige Investition, denn die Behandlung der üblichen Tuberkulose kostet in der Regel nur ein Hundertstel der Behandlung einer M/XDR-Form.“

Der Europäische Kommissar für Gesundheit und Verbraucher John Dalli sagte: „Arzneimittelresistenzen bei Tuberkulose geben in Rumänien und Europa insgesamt Anlass zu großer Sorge. Zu ihrer Bekämpfung sind politischer Wille, solide Zusammenarbeit und effiziente Instrumente erforderlich. Ich begrüße den von Rumänien heute eingeleiteten Aktionsplan und stehe der rumänischen Regierung gerne bei dessen Umsetzung zur Seite. Die Europäische Kommission ist entschlossen, ihren Teil zur Überwindung der Tuberkulose beizutragen, und investiert beträchtliche Mittel in die Erforschung, epidemiologische Überwachung sowie Prävention und Bekämpfung dieser Krankheit.“

„Das Gesundheitsministerium hat in Zusammenarbeit mit der Europäischen Union und der WHO-Regionalbüro für Europa einen Aktionsplan gegen M/XDR-Tb entwickelt, mit dessen Hilfe Tuberkulosekranke gefunden, behandelt und begleitet werden sollen. Das Gesundheitsministerium beabsichtigt Mittel zur gezielten Behandlung der M/XDR-Tb bereitzustellen, die im Jahresdurchschnitt 4% aller Tuberkulosefälle ausmachen“, sagte der rumänische Gesundheitsminister Vasile Cepoi.

Die entschiedene Bekämpfung der Tuberkulose ist der beste Weg, Resistenzen zu verhindern, und ein gut funktionierendes Gesundheitssystem ist eine entscheidende Voraussetzung für ein derartiges Programm. Gut ausgebildete Gesundheits- und Sozialarbeiter müssen die Patienten unterstützen und begleiten, damit sie ihre Medikamente auch tatsächlich einnehmen. Die Versorgungssysteme müssen eine stetige unentgeltliche Versorgung der Patienten mit qualitativ hochwertigen Arzneimitteln gewährleisten. Das Gesundheitssystem muss jeden Erkrankten und jede Erkrankte frühzeitig diagnostizieren und wirksam behandeln, was vor allen Dingen für benachteiligte und marginalisierte Gruppen gilt. In den Gesundheitseinrichtungen muss die Infektionsbekämpfung verstärkt werden. Auch grenzüberschreitende Maßnahmen sind wichtig: Jedes Land sollte die Dringlichkeit erkennen und einen nationalen Plan als Beitrag zur Tuberkulosebekämpfung in der Europäischen Region entwickeln.

Der rumänische Plan sieht eine Stärkung des gesamten Systems zur Bekämpfung der Tuberkulose, erweiterte Laborkapazitäten und eine Aufstockung des Gesundheitspersonals zur planmäßigen Behandlung der M/XDR-Tb vor. Außerdem sollen eine störungsfreie Versorgung mit qualitativ hochwertigen Tuberkulosemedikamenten gesichert, ein zentralisiertes Versorgungssystem geschaffen und die Patientenversorgung im Sinne einer besseren Befolgung der Therapiepläne gestärkt werden. Maßnahmen vor Ort unter Einbeziehung von Organisationen der Zivilgesellschaft werden besonders hervorgehoben.

Hinweise an Redakteure

  • Von den Ländern mit den höchsten Raten von M/XDR-Tuberkulose befinden sich über die Hälfte in der Europäischen Region der WHO. M/XDR-Tuberkulose ist die Folge des unangemessenen Einsatzes von Antibiotika an den Patienten, bei denen eine medikamentöse Behandlung in Frage kommt. Die Ursachen hierfür können von falschen Behandlungsplänen bis zur Nichteinhaltung des gesamten Behandlungsverlaufs reichen. Grundsätzlich tritt Arzneimittelresistenz eher in Gebieten auf, in denen die Programme zur Bekämpfung der Tuberkulose schwächeln. Patienten mit aktiver Tuberkulose, die Träger arzneimittelresistenter Erreger sind, können andere Menschen damit anstecken.
  • Die Europäische Kommission:
  1. hat für die Tuberkuloseforschung in den vergangenen Jahren über 125 Mio. € bereitgestellt,
  2. hat seit 2002 fast 1 Mrd. € in den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria gezahlt,
  3. ist bereit, alle verfügbaren Instrumente einzusetzen, etwa den Strukturfonds der Europäischen Union (zuschussfähig wären etwa Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur, die Patientenversorgung, den Zugang zur Gesundheitsversorgung für sozial benachteiligte Gruppen, die Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention sowie die Schulung von Gesundheitspersonal).

Weitere Auskünfte erteilen:

Cristiana Salvi
Kommunikationsreferentin
Abteilung Übertragbare Krankheiten, Gesundheitssicherheit und Umwelt
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 39171379 +45 29634218, Mobiltel.:
E-Mail: csa@euro.who.int 

Frédéric Vincent
Pressesprecher
Generaldirektion für Gesundheit und Verbraucher der Europäischen Kommission
Tel.: +32 2 298 71 66, +32 498 987 166 (Mobiltel.)
E-Mail: Frederic.vincent@ec.europa.eu