Masern kosten

Kopenhagen, 22. April 2013

Zu Beginn der Europäischen Impfwoche 2013 appelliert die WHO dringend an alle 53 beteiligten Mitgliedstaaten in der Europäischen Region, sich die ökonomischen Auswirkungen von Masernausbrüchen vor Augen zu halten und trotz der durch den Konjunktureinbruch bedingten Schwierigkeiten effektive nationale Impfprogramme aufzubauen bzw. aufrechtzuerhalten.

„Wenn wir die menschlichen Kosten von Masern betrachten, einer vermeidbaren Krankheit, die zu langfristigen gesundheitlichen Komplikationen und sogar zum Tod führen kann, dann können wir uns keine Untätigkeit erlauben“, sagte Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Die Erreichung hoher Impfraten kostet wesentlich weniger als ein Masernausbruch, und es ist weder ökonomisch noch medizinisch sinnvoll, einen solchen Ausbruch abzuwarten, wenn wir die Möglichkeiten zur Eliminierung der Krankheit haben.“

  • Nach einer 2009 in Deutschland durchgeführten Studie belaufen sich die Kosten eines Masernfalls (einschließlich der Kosten für ambulante Behandlungen und Bluttests) auf durchschnittlich 520 € (1).
  • Bei einem Masernausbruch in Duisburg im Jahr 2006 versäumten die 311 betroffenen Schulkinder insgesamt 2854 Schultage, und die 30 betroffenen berufstätigen Erwachsenen verloren insgesamt 301 Arbeitstage (1).
  • Eine in zehn Ländern Westeuropas durchgeführte Studie ergab, dass eine Mutter schon bei einem Masernfall ohne Komplikationen aufgrund der erforderlichen Betreuung ihres Kindes zwischen 8 und 24 Stunden Arbeitszeit versäumt (2).
  • In Italien beliefen sich im Zeitraum 2002–2003 die unmittelbar durch Masern bedingten Kosten für das staatliche Gesundheitswesen auf 17,6 bis 22 Mio. €. Dies entspricht den Ausgaben für die Impfung von bis zu 1,9 Mio. Kindern, wodurch auch zahlreiche Fälle von Mumps und Röteln verhindert hätten werden können. Die in diesem Zeitraum erfolgten 5154 Krankenhauseinweisungen hatten Kosten in Höhe von 8,8 Mio. € zur Folge (3).

Masern sind in hohem Maße ansteckend, und zur Verhinderung von Krankheitsausbrüchen ist eine hohe Durchimpfungsrate (über 95%) in allen Bevölkerungsgruppen erforderlich. Leider sind inzwischen in vielen Ländern der Europäischen Region die zuvor hohen Impfraten rückläufig, und in den letzten drei Jahren wurden  über 90 000 Masernfälle verzeichnet. In einer Reihe von Ländern dauern die Ausbrüche an.

„Untätigkeit und Panikmache in Bezug auf Impfstoffsicherheit haben dazu geführt, dass viele Länder akut von Masernausbrüchen bedroht sind“, sagte Guenael Rodier, Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten, Gesundheitssicherheit und Umwelt beim WHO-Regionalbüro für Europa. „Diese Länder würden wohl ökonomisch einen hohen Preis zahlen. Bei Impfmaßnahmen sparen kann kostspielige Folgen haben.“

Prof. David Salisbury, Leiter der Abteilung Impfwesen im Gesundheitsministerium des Vereinigten Königreichs, der in großem Umfang für die globalen Impfstoffprogramme der WHO tätig ist, sagte: „Wir müssen uns auch über die indirekten Kosten in Verbindung mit Masern im Klaren sein, die sich in Form von verpassten Schultagen, einer Beeinträchtigung der schulischen Dynamik und Fehlzeiten am Arbeitsplatz wegen Betreuungsbedarf für kranke Kinder äußern.“

Die WHO empfiehlt für jedes Kind zwei Dosen Masernimpfstoff, der in der Regel mit Wirkstoffen gegen Mumps und Röteln kombiniert und MMR-Impfstoff genannt wird. Dieser Impfstoff gehört zu den ältesten und wirksamsten überhaupt.

Hinweise an Redakteure

  • Das Ziel der jährlich stattfindenden Europäischen Impfwoche (EIW) besteht darin, das Bewusstsein für die Bedeutung von Impfungen zu schärfen. Die Europäische Impfwoche findet in diesem Jahr zum achten Mal statt – vom 22. bis zum 27. April 2013. Die EIW bietet den Mitgliedstaaten die Gelegenheit zur Durchführung von Aktionen, die für die Gegebenheiten im eigenen Land geeignet sind. An der Impfwoche nehmen sämtliche 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region teil, wobei die WHO bei Bedarf die erforderliche fachliche und manchmal finanzielle Unterstützung bereitstellt.
  • Für die EIW 2013 hat das WHO-Regionalbüro für Europa auf seiner Website eine Serie von Informationsmaterialien wie den Ratgeber TIP (tailoring immunization programmes – dt.: maßgeschneiderte Impfprogramme), Leitlinien für Überzeugungsarbeit im Bereich der Impfstoffsicherheit sowie ein Faktenblatt über das humane Papillomavirus (HPV) veröffentlicht.
  • Wenn Sie ein Interview oder weitere Auskünfte wünschen, etwa über die Impfsituation in Ihrem Land und die Kontaktinformationen der für das Impfwesen zuständigen Ansprechpersonen, bitten wir Sie, sich an die nachstehend aufgeführten Mitarbeiter des WHO-Regionalbüros für Europa zu wenden.

Weitere Auskunft erteilen:

Robb Butler
Fachreferent
Abteilung Übertragbare Krankheiten,
Gesundheitssicherheit und Umwelt
WHO-Regionalbüro für Europa
UN City, Marmorvej 51
2100 Kopenhagen Ø, Dänemark
Tel.: +45 45 33 66 35
E-Mail: rbu@euro.who.int

Stephanie Brickman
Kommunikationsberaterin
Abteilung Übertragbare Krankheiten,
Gesundheitssicherheit und Umwelt
WHO-Regionalbüro für Europa
UN City, Marmorvej 51
2100 Kopenhagen Ø, Dänemark
Tel.: +45 45 33 68 44, +45 40 87 48 76 (Mobiltel.)
E-Mail: sbr@euro.who.int


(1) Wichmann O et al. Further efforts needed to achieve measles elimination in Germany: results of an outbreak investigation. Bulletin of the World Health Organization, 2009, 87:108–115.

(2) Carabin H et al. The average cost of measles cases and adverse events following vaccination in industrialised countries. BMC Public Health, 2002, 2:22.

(3) Filia A et al. Measles in Italy, July 2009 to September 2010. Eurosurveillance, 2011, 16(29).