Wie kann eine gesundheitliche Notlage abgewendet werden? Neue Studie zeigt Lösungen zur Überbrückung des Gesundheitsgefälles innerhalb der Europäischen Region auf

Kopenhagen und London, 30. Oktober 2013

Nach über drei Jahren Forschungsarbeit durch ein fachübergreifendes Team führender Wissenschaftler aus der Europäischen Region veröffentlicht das WHO-Regionalbüro für Europa heute die Untersuchung der sozialen Determinanten von Gesundheit und des Gesundheitsgefälles in der Europäischen Region, die unter der Federführung des Institute of Health Equity am University College London durchgeführt wurde. Die Präsentation findet mit Unterstützung des Gesundheitsministeriums des Vereinigten Königreichs statt.

„Hier haben wir ein neuartiges evidenzbasiertes Paket praktischer Grundsatzempfehlungen, anhand derer alle Länder in Abhängigkeit von ihrem jeweiligen Einkommen an den sog. „vorgelagerten“ Ursachen gesundheitlicher Ungleichgewichte ansetzen können. In dieser Untersuchung werden wesentliche neue Erkenntnisse für die Regierungen auf den Punkt gebracht, um es ihnen zu ermöglichen, gesundheitliche Ungleichheiten abzubauen und die Gesundheitssysteme patientengerechter zu gestalten – wie in dem gesundheitspolitischen Rahmenkonzept der Europäischen Region, Gesundheit 2020, als Ziel angestrebt“, sagt Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa.

Die Untersuchung entspricht dem Wunsch politischer Entscheidungsträger nach einem praktischen Ratgeber in Bezug auf taugliche sozialpolitische Handlungskonzepte zum Abbau gesundheitlicher Ungleichgewichte zwischen wie auch innerhalb von Ländern mit niedrigem, mittlerem oder hohem Volkseinkommen. Sie enthält zwingende neue ökonomische und menschenrechtsbezogene Evidenz aus der Europäischen Region zu der Frage, warum jetzt ein konsequentes Ansetzen an den sozialen Determinanten von Gesundheit erforderlich ist.Die Finanzkrise droht zu einer Krise für die öffentliche Gesundheit zu werden, und Untätigkeit wird zu einer Verschärfung der sozialen, ökonomischen und gesundheitlichen Belastungen führen.

„Arbeitslosigkeit – und insbesondere die anhaltend hohe Jugendarbeitslosigkeit – ist eine Zeitbombe für die öffentliche Gesundheit“, erklärt Prof. Sir Michael Marmot, Koordinator der Untersuchung und Leiter des Institute of Health Equity. „Ich kann jeder Regierung, der an der Gesundheit ihrer Bevölkerung gelegen ist, nur raten, genau zu prüfen, welche Auswirkungen ihre Politik auf die Lebenschancen der Menschen und vor allem auf den Aspekt der Ungleichheiten hat. Gesundheitliche Ungleichheiten kosten Menschenleben. Sie sind sozial ungerecht, unnötig und vermeidbar und verstoßen gegen das Menschenrecht auf Gesundheit“, sagt Prof. Marmot.

„In diesem Bericht wird die hartnäckige Natur gesundheitlicher Ungleichheiten in der gesamten Europäischen Region unterstrichen. Und es wird mit Nachdruck die Botschaft vermittelt, dass die Gesundheit der Menschen von den Bedingungen geprägt wird, unter denen sie leben, arbeiten und altern, und dass diese Bedingungen verbessert werden müssen. Das Vereinigte Königreich nimmt diese Thematik äußerst ernst. Deshalb haben wir mit dem Gesetz über Gesundheitsversorgung und soziale Fürsorge zum ersten Mal konkrete gesetzliche Vorschriften in Bezug auf gesundheitliche Ungleichheiten festgelegt, die für den NHS England, die Clinical Commissioning Groups und das Ministerium gelten“, erklärt Jane Ellison, Ministerin für öffentliche Gesundheit im Vereinigten Königreich.

Handlungsbedarf im gesamten Lebensverlauf belegt: Kinderarmut

In allen 53 Ländern der Europäischen Region der WHO hat relative Armut während der Kindheit für die Betroffenen erhebliche Auswirkungen auf gesundheitliche und andere Resultate im späteren Leben. Im östlichen Teil der Region hat sich das Ausmaß der Kinderarmut trotz der vorausgegangenen 10 bis 15 Jahre wirtschaftlichen Wachstums vor der gegenwärtigen Krise kaum verändert. Angesichts eines Anteils der Familienleistungen am BIP von weniger als 1% haben die Kinder von dieser Wachstumsperiode nicht profitiert. Eine Analyse im westlichen Teil der Region zeigt eine enorme Bandbreite bei der Rate von Kinderarmut, die je nach Land von 10% bis 33% reicht, trotz durchschnittlich höherer Ausgaben für Familienleistungen.

In der Untersuchung wird als vorrangige Forderung erhoben, jedem Kind einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Durch konkrete Maßnahmen sollten günstige Voraussetzungen für eine konstruktive Erziehung und Familiengründung geschaffen und eine allgemeine Bildung und Versorgung in den ersten Lebensjahren gewährleistet werden.

Wichtigste Empfehlungen

In dem Bericht werden zwölf vorrangige Handlungsfelder mit den größten Erfolgsaussichten genannt. Diese umfassen Maßnahmen im gesamten Lebensverlauf, in der Gesellschaft (auf der Grundlage der Werte sozialer Zusammenhalt, soziale Absicherung und Recht auf Gesundheit), in den Politikbereichen Wirtschaft, Finanzen und Umwelt sowie in den Gesundheitssystemen.

Weitere Auskünfte erteilen:

Felicity Porritt
Head of Communications
Institute of Health Equity
Tel.: +44 7739419219 
E-Mail: felicity.porritt@googlemail.com

Claire Hoffman
Bartley Robbs Communications
Tel.: +44 208 892 5215, +44 7977 440 353 (Mobiltel.)
E-Mail: claire.hoffman@bartley-robbs.co.uk

Liuba Negru
Öffentlichkeitsarbeit
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 45 33 67 89, +45 20 45 92 74 (Mobiltel.)
E-Mail: lne@euro.who.int