Regionalkomitee für Europa will innovative Gesundheitspläne beschließen und Regionaldirektorenamt vergeben

Kopenhagen, 11. September 2014

Am 15. September beginnt die jährlich stattfindende Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa, an der Delegationen der 53 Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO teilnehmen, um die geleistete Arbeit auszuwerten und kommende Aufgaben festzulegen. Während der viertägigen Tagung werden die rund 350 Teilnehmenden Fortschritte in der Umsetzung des Rahmenkonzepts der Europäischen Region für Gesundheit und Wohlbefinden „Gesundheit 2020“ begutachten und eine Nominierung für das Amt Regionaldirektors in den kommenden fünf Jahren vornehmen. Voraussichtlich wird das Regionalkomitee auch innovative Aktionspläne billigen, die im vergangenen Jahr ausgehandelt wurden und sich auf zentrale gesundheitspolitische Anliegen der Region beziehen in Bereichen wie: Impfungen, Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, Prävention von Kindesmisshandlung sowie Nahrung und Ernährung.

Erster Fortschrittsbericht zu Gesundheit 2020

In ihrem ersten offiziellen Bericht zum Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“ seit dessen Annahme im Jahr 2012 wird die Regionaldirektorin Zsuzsanna Jakab die erfolgreiche Umsetzung durch die Europäische Region beleuchten. „Gesundheit 2020“ sollte zu einer realen Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen in der Europäischen Region beitragen und einige Länder haben sich in den vergangenen zwei Jahren mit großen Schritten auf die Verwirklichung des Kernziels zubewegt: die Verbesserung der Gesundheit für alle durch den Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten und durch verbesserte Führung und partizipatorische Politikgestaltung für Gesundheit.

Die Regionaldirektorin wird aber auch ihre Vorstellungen zur weiteren Arbeit mit „Gesundheit 2020“ vorlegen. Das Hauptziel des Regionalbüros für Europa ist es, Gesundheit auf der politischen und gesellschaftlichen Tagesordnung höher zu rücken und so die Chancengleichheit in der Region zu vergrößern.

Impfpolitik am Scheideweg

Das Regionalbüro für Europa legt dem Regionalkomitee den Europäischen Impfaktionsplan im Entwurf zur Erörterung und Billigung vor. Damit reagiert es auf herbe Rückschläge, welche die früher so erfolgreiche Impfkampagne in den letzten fünf Jahren hat hinnehmen müssen. So stieg beispielsweise die Zahl der Masernfälle zwischen 2007 und 2013 von 7100 auf fast 32 000 an, wobei es gerade in Ländern mit hohem Volkseinkommen zu zahlreichen Ausbrüchen kam. Das zum Zeitpunkt seiner Festlegung durchaus realistische Ziel der Europäischen Region, bis 2015 Masern und Röteln zu eliminieren, ist inzwischen ernsthaft gefährdet.

In der Europäischen Region gibt es noch erhebliche Impfdefizite in Bevölkerungsgruppen, die für Infektionskrankheiten anfällig sind, weil sie entweder von den Impfprogrammen nicht erreicht werden oder sich einer Impfung entziehen. Chancengleichheit ist ein Grundpfeiler dieses Plans, der an die Mitgliedstaaten appelliert, bei ihren Impfangeboten allen ungehindert Zugang zu gewähren, ihre Beobachtung und Surveillance zu verbessern und eine Online-Registrierung von Impfungen einzuführen, damit die Immunität der Bevölkerung überwacht und evidenzbasierte Entscheidungen getroffen werden können.

Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

Obwohl sich die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stetig verbessert, gibt es noch gewichtige Gründe zur Besorgnis in wohlhabenden wie in ärmeren Ländern. Einige Länder der Region weisen zwar die weltweit niedrigsten Säuglings- und Kindersterblichkeitsraten auf, andere dagegen das 25-Fache dieser Werte. Außerdem führen Verletzungen, psychische Störungen, Tabak- und Alkoholkonsum, Adipositas und Fehlernährung oft zu vorzeitigem Tod oder bedrohen die Gesundheit dieser jungen Menschen im späteren Leben. 

Die dazu vorgeschlagene Strategie „In Kinder investieren: Strategie der Europäischen Region zur Förderung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (2015–2020)“ baut auf Grundprinzipien auf, die gegen Erkrankungen und viele Todesursachen vorbeugen sollen:

  • indem ein evidenzgeleiteter Ansatz angenommen wird, der auf der Grundlage der Menschenrechte den gesamten Lebensverlauf ins Auge fasst und
  • indem starke Partnerschaften und eine sektorübergreifende Zusammenarbeit gefördert werden.

Außerdem lenkt die Strategie das Augenmerk auf negative Auswirkungen der digitalen Medien, welche die Kinder und Jugendlichen zusehends zu Zwecken der Bildung, Geselligkeit und Unterhaltung nutzen. Zwar bieten sich hier neue Möglichkeiten, doch lauern auch Gefahren in den Bereichen Cyper-Mobbing, Pornografie und Internetsucht. Durch die Strategie werden die Mitgliedstaaten dazu aufgefordert, in diesem Bereich Konzepte einzuführen, die auf der Höhe der Zeit sind.

Prävention von Kindesmisshandlung

Kindesmisshandlung ist in der Europäischen Region weit verbreitet. Nach Schätzungen haben bei Vollendung ihres 18. Lebensjahrs 18 Mio. Kinder sexuellen Missbrauch und 44 Mio. körperliche Misshandlung erlebt. Jedes Jahr werden mehr als 850 Kinder Opfer eines Tötungsdelikts. Diese Zahlen zeigen jedoch nur die Spitze des Eisbergs, denn in diesem Bereich stehen oft nur spärliche oder gar keine Daten zur Verfügung.

In dem vorgeschlagenen Aktionsplan „In Kinder investieren: Aktionsplan der Europäischen Region zur Prävention von Kindesmisshandlung (2015–2020)“ wird eine Verringerung der Prävalenz von Kindesmisshandlung und Kindestötung um 20% bis 2020 gefordert.

Lebensmittel und Ernährung

Mit dem „Europäischen Aktionsplan Nahrung und Ernährung (2015–2020)“ soll einer der wichtigsten Risikofaktoren bewältigt werden, der für die große und wachsende Belastung der Region durch nichtübertragbare Krankheiten verantwortlich ist: ungesunde Ernährung. In 46 von 53 Ländern der Region sind mehr als 50% der Erwachsenen übergewichtig oder adipös und in mehreren Ländern liegt diese Zahl schon in der Nähe von 70%, Tendenz steigend. Übergewicht und Adipositas verursachen nach Schätzungen in 20 Ländern des Westens der Region jährlich 320 000 Todesfälle. Im Osten der Region ist die Lage ebenfalls besorgniserregend, denn in einigen der Länder dort haben sich die Raten für Übergewicht und Adipositas seit 1980 verdreifacht.

Im Aktionsplan wird die Notwendigkeit betont, dass die Regierungen Konzepte zur Förderung gesunder Ernährung beschließen, damit der übermäßige Konsum von gesättigten Fetten und Transfettsäuren, Salz und Zucker abgebaut und der Verzehr von Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten gesteigert werden. Zu den prioritären Maßnahmen zählen hier eine bessere Lebensmittelkennzeichnung, eine verstärkte Kontrolle der Vermarktung von Lebensmitteln an Kinder, eine Ausweitung der Schulspeisungskonzepte und ein fortgesetztes Engagement für die Verringerung des Salzgehalts durch geänderte Rezepte. Der Aktionsplan betont auch die Rolle der Gesundheitsdienste für die Präventionsarbeit, Chancen zur Förderung gesunder Ernährung durch die Lebensmittel- und Landwirtschaftspolitik und die andauernde Bedeutung ausgeklügelter Überwachungssysteme zur Beobachtung und Auswertung aller Fortschritte.

Weitere Aufgaben des Regionalkomitees

In geschlossener Sitzung wird das Regionalkomitee am Dienstag, dem 16. September, unter Berücksichtigung der Bewertung der Beurteilungskommission, eine Person für das Amt des Regionaldirektors nominieren. Einzige vorgeschlagene Kandidatin ist die Amtsinhaberin Zsuzsanna Jakab.

Das Regionalkomitee wird sich außerdem mit Fragen befassen wie:

  • den Ergebnissen wichtiger Konferenzen
  • Partnerschaften für Gesundheit in der Europäischen Region der WHO
  • Auswirkungen der Reform der WHO auf das Regionalbüro für Europa
  • der Zukunft des Prozesses Umwelt und Gesundheit in Europa
  • den Fortschrittsberichten aus den Bereichen HIV/Aids, antimikrobielle Resistenzen, Verringerung schädlichen Alkoholkonsums und Verletzungsprävention.

Fachinformationssitzungen werden angeboten zu den Themen:

  • Migration und Gesundheit
  • Pflege- und Hebammenwesen
  • Verstärkung der Länderarbeit beim WHO-Regionalbüro für Europa
  • Gesundheitsinformationen
  • Gesundheit von Frauen.

Am Montag (15. September) und Dienstag (16. September) werden ministerielle Mittagessen veranstaltet, während derer folgende Themen erörtert werden:

  • Gesundheit als Thema auf der Entwicklungsagenda nach 2015
  • Frühkindliche Entwicklung.

Außerdem werden die Schirmherrin des Regionalbüros, Kronprinzessin Mary von Dänemark, und die Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan, am 15. September das Wort an das Regionalkomitee richten.

Auf der Website des WHO-Regionalbüros für Europa finden Sie weiterführende Informationen zu folgenden Themen:

  • Tagung des Regionalkomitees 2014.
  • Nominierungsverfahren für das Amt des Regionaldirektors
  • Thematisch verwandtes Pressematerial.

Für die Medien werden in UN-City Pressebriefings veranstaltet (Marmorvej 51, 2100 Kopenhagen Ø, Dänemark). Dazu zählen:

1.    am Dienstag, dem 16. September 2014:

  • 10.30–11.00: Gesundheitspolitik in der Europäischen Region, „Gesundheit 2020“, soziale Determinanten von Gesundheit sowie Migration und Gesundheit.

2.    am Mittwoch, dem 17. September 2014:

  • 10.30–11.00: Impfungen
  • 13.00–13.30: Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
  • 13.45–14.15: Nahrung und Ernährung
  • 14.30–15.00: Gesundheit von Frauen.

Hierbei handelt es sich um ein vorläufiges Programm, das sich noch ändern kann. Die Presse wird gebeten, sich im Voraus für die Veranstaltungen anzumelden. Die Anmeldung schließt am Mittwoch, dem 10. September, um 12.00 Uhr.

Für weitere Auskünfte und Akkreditierungsfragen wenden Sie sich bitte an:

Liuba Negru
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
WHO-Regionalbüro für Europa
UN City
Marmorvej 51
DK-2100 Kopenhagen Ø
Dänemark
Tel.: +45 45 33 67 89
Mobiltel.: +45 20 45 92 74
E-Mail: lne@euro.who.int